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Der Emporkömmling gegen den Etablierten

Vor einem Jahr verliert Bayern München den deutschen Cupfinal in Berlin gegen Eintracht Frankfurt. Dies soll den Bayern am Samstag nicht noch einmal passieren. Der Gegner heisst diesmal Leipzig.

Agentur
sda
25.05.19 - 05:00 Uhr
Fussball
Kann Ralf Rangnick den favorisierten Bayern einen Strich durch die Rechnung machen?
Kann Ralf Rangnick den favorisierten Bayern einen Strich durch die Rechnung machen?
KEYSTONE/EPA/SASCHA STEINBACH

Beim verbalen Schlagabtausch vor dem Final überboten sich die Trainer-Kontrahenten Niko Kovac und Ralf Rangnick mit höchsten Respektsbezeugungen. «Wir haben den schwerstmöglichen Gegner, den man in Deutschland bekommen kann», sagte Rangnick im Berliner Olympiastadion über den FC Bayern. Kollege Kovac entgegnete prompt: «Ich glaube, das kann ich dem Ralf wiedergeben: Leipzig ist der schwerste Gegner, den wir kriegen können.»

Am Samstag um 20.00 Uhr geht es nicht allein um den acht Liter Schampus fassenden «Pott», mit dem es sich so schön feiern lässt. Die Premiere zwischen dem 18-maligen Cupsieger aus München, bei dem Captain Manuel Neuer wieder im Tor stehen wird, und dem noch titellosen Herausforderer aus Sachsen könnte die Tektonik des deutschen Fussballs verschieben. Status quo oder Zeitenwende?

Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge sieht im neuen Rivalen «die dritte Kraft» in Deutschland, hinter seinen Bayern und Borussia Dortmund. Das habe sich in der Bundesliga herauskristallisiert. Rangnick nahm diese Vorlage auf: «Wir werden versuchen, den Abstand zu verringern.»

Der 60-Jährige weiss um die Symbolik und die Signalwirkung des ersten Finals zwischen den Bayern und dem im Osten Deutschlands mit österreichischen Red-Bull-Millionen geschaffenen Fussball-Projekt. «Gerade gegen uns als Emporkömmling werden sie versuchen, die Machtverhältnisse wiederherzustellen», sagte Rangnick. Im letzten Spiel als Leipziger Coach träumt er von der Krönung - für sich und den Verein, den er hauptsächlich als Sportdirektor gross gemacht hat. Zehn Jahre nach der Gründung winkt RB die erste Trophäe.

Verhindern will das der Cup-Experte Kovac, der den dritten Final nacheinander in seiner Heimatstadt erlebt. Letztes Jahr düpierte der 47-Jährige noch mit Eintracht Frankfurt die grossen Bayern (3:1). Als Double-Gewinner würde Kovac seine Position in München festigen. Der Job ist ihm vor seinem 49. Pflichtspiel als Bayern-Coach praktisch garantiert worden. «Es hat doch niemand in Frage gestellt, dass er nächste Saison noch unser Trainer ist», sagte Rummenigge. Kovac nahm die Aussage zur Kenntnis, es gehe aber jetzt nicht um ihn: «Ich möchte meine ganze Energie in das Spiel setzen.»

29 Meisterschaften (Rekord), 18 Cupsiege (Rekord), sieben Europacupsiege - das ist die Titelsammlung, mit der die Bayern protzen können. Bei den Roten Bullen steht überall eine Null. Die Erfahrung in grossen Spielen, die besondere Atmosphäre des Finals, das kennen die erfahrenen Münchner Profis bestens. Die Leipziger um den womöglich zu Bayern wechselnden Nationalstürmer Timo Werner betreten dagegen Neuland. «Es ist unser erstes Mal. Wir freuen uns riesig darauf. Wir brauchen viel Mut», sagte Leipzigs Captain Willi Orban an der Pressekonferenz im Stadion «noch entspannt».

An Leidenschaft und Willensstärke wird es nicht mangeln. Beide Kontrahenten können fast in Bestbesetzung antreten. Nur Leon Goretzka fällt bei den Bayern aus. Dafür meldete sich Neuer fit. «Manuel wird spielen. Er ist ein Eckpfeiler», sagte Kovac. Die sechs Wochen Pause des Captains wegen einer Wadenverletzung seien kein Problem. «Ich habe die Woche komplett trainiert und fühle mich gut», berichtete Neuer.

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