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Favre und Reus als Baumeister des Dortmunder Aufschwungs

Das Wort Meisterschaft ist noch immer tabu. Doch spätestens seit dem 3:2 im furiosen Spitzenspiel gegen den FC Bayern reifen beim Bundesliga-Tabellenführer Borussia Dortmund wieder Titelträume.

Agentur
sda
11.11.18 - 12:02 Uhr
Fussball
Lucien Favre hat Borussia Dortmund zu neuem Leben erweckt
Lucien Favre hat Borussia Dortmund zu neuem Leben erweckt
KEYSTONE/EPA/FRIEDEMANN VOGEL

Der als eher wortkarg bekannte Lucien Favre war für einmal in Plauderlaune. So redselig wie nach dem 3:2 im spektakulären Gipfel gegen Bayern Münchner hat man den Trainer seit dem Amtsantritt in Dortmund im Sommer noch nicht erlebt. Anders als bei seinem 61. Geburtstag in der vergangenen Woche, den er nach eigenen Aussagen mit «Wasser ohne Gas» feierte, wollte er diesen Abend nicht asketisch ausklingen lassen: «Heute werde ich ein Glas Rotwein trinken», verriet der Waadtländer mit einem Lächeln.

Der Faszination einer magischen Partie konnte sich auch der kühle Analytiker wie Favre nicht entziehen. «Es war ein verrücktes Spiel, super Werbung für die Bundesliga», schwärmte er. Wie schon in den Duellen mit Leipzig (4:1), Leverkusen (4:2) und Augsburg (4:3) sorgte sein Team für ein mitreissendes Spektakel.

«Seitdem ich hier bin, waren viele Spiele sehr speziell», kommentierte Favre den neuerlichen Kraftakt seiner in der zweiten Halbzeit furios aufspielenden Mannschaft. Der Nachfolger von Peter Stöger hat den zuletzt schlummernden Bundesliga-Riesen zu neuem Leben erweckt. Erst zum zweiten Mal in seiner Historie ist der Revierklub nach elf Runden - wie 2002/2003 - noch ungeschlagen.

Vor allem die bemerkenswerte Moral macht die Borussia mehr und mehr zu einem Titelfavoriten. Bereits zum vierten Mal in dieser Saison siegte sie nach einem Rückstand. Selbst der dominante Auftritt der Bayern in der ersten Halbzeit mit 6:1-Torschüssen konnte den Tabellenführer nicht schrecken. «In der zweiten Halbzeit haben wir BVB-Fussball gespielt. Das hat richtig Bock gemacht», sagte der überragende Marco Reus.

Der zweifache Torschütze steht stellvertretend für die Entwicklung der Dortmunder unter der Regie von Favre. Wie schon in den gemeinsamen Mönchengladbacher Zeiten profitiert Reus von der Arbeit des Schweizers. Nach Jahren mit grossen gesundheitlichen Problemen ist der deutsche Internationale zum Dreh- und Angelpunkt der hochgelobten BVB-Offensive geworden.

Selbst seine vergebenen Grosschancen in der 10., 59. und 63. Minute verursachten keine Selbstzweifel. Sowohl sein Penaltytreffer als auch seine fulminante Direktabnahme zum 2:2 waren Ausdruck gewachsenen Selbstvertrauens. Aus dem hochbegabten Zauderer ist eine unumstrittene Leitfigur geworden. «Ich bin älter geworden und werde bald Vater - da wird man reifer», sagte der 29-Jährige.

Spielt Reus weiter auf diesem Niveau, steigen die Chancen der Borussia auf die erste Meisterschaft seit sieben Jahren - auch wenn Hans-Joachim Watzke davon am Tag danach (noch) nichts wissen wollte. «Die Bayern werden nicht schwächeln, die Mannschaft hat gezeigt, dass sie komplett funktioniert», sagte der BVB-Geschäftsführer gegenüber Sky. «Mit Bayern München musst du bis zum letzten Spieltag rechnen.»

Trotz des auf sieben Punkte angewachsenen Vorsprungs auf die Münchner liess sich auch der gebürtige Dortmunder Reus nicht dazu verleiten, den BVB als Titelfavorit zu bezeichnen: «Es ist immer gut, ein Polster zu haben. Aber die Bayern sind auf lange Sicht einfach stark. Jetzt darüber zu sprechen, Meister zu werden, wäre zu früh.» Nach der Länderspielpause erwartet er noch stärkere Gegenwehr: «Dann sind wir die Gejagten. Und dann wird es von Spiel zu Spiel noch schwieriger.»

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