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Forfait-Frust bei den Fussball-Idealisten aus dem Puschlav

Die B-Junioren von Valposchiavo Calcio haben von den letzten sechs Heimspielen nur zwei bestritten – weil den Gegnern die Reise ins Puschlav zu aufwendig ist.

16.05.17 - 16:24 Uhr
Fussball
Die Spieler von Valposchiavo Calcio sind eine verschworene Gemeinschaft.
Die Spieler von Valposchiavo Calcio sind eine verschworene Gemeinschaft.
PRESSEBILD

Man darf es so sagen: Wer bei Valposchiavo Calcio Fussball spielt, ist ein wenig ein Fanatiker. Am Südzipfel des Kantons Graubünden gelegen, sind die Wege an die meisten Auswärtsspiele weit, die Pässe Julier, Albula und Bernina sind den Vielreisenden aus dem Puschlav nur allzu bekannt. Ein Spiel in Sargans etwa, ist verbunden mit fünf Stunden Autofahrt. Wer beim Ausüben seines Hobbys 3000 Kilometer pro Jahr zurücklegt, tut dies aus Verbundenheit zum Sport, zum Klub und mit einer grossen Portion Idealismus.

Das Bündner Südtal Puschlav ist genau so schön wie abgelegen.
Das Bündner Südtal Puschlav ist genau so schön wie abgelegen.
SÜDOSTSCHWEIZ


Nun, die paritätische Spielplan-Gestaltung des Ostschweizer Fussballverbands (OFV) sieht vor, dass auch ein geographisch abgelegener Klub wie Valposchiavo jede zweite Partie zu Hause austrägt. De facto aber ist das nicht der Fall. Gerade im Juniorenbereich sagt das gegnerische Team Auswärtsspiele im Puschlav regelmässig ab. Wenn Ranglistenpunkte noch nicht dieselbe Bedeutung haben wie in höheren Ligen des Aktiv-Fussballs, ist die Verlockung der 0:3-Forfait-Niederlage gross. Die Verbands-Busse von 100 Franken ist mit den Kosten, die ein Tagesausflug mit einer Fussballmannschaft aufwirft, locker aufzuwiegen.

«Wir fühlen uns nicht ernst genommen.»

Davide Vassella, Juniorenobmann Valposchiavo Calcio


Was aus Sicht der Gegner ein Stück weit nachvollziehbar ist, sorgt im Puschlav seit geraumer Zeit für Unmut. Aktuell gewannen die B-Junioren vier ihrer letzten sechs Heimspiele forfait. Dass die Buben effektiv ausgetragene Begegnungen den Gratispunkten vorziehen würden, bedarf keiner Begründung. «Seit Jahren sind wir mit dieser Situation konfrontiert», klagt Juniorenobmann Davide Vassella. Zwar habe man sowohl mit dem Bündner Fussballverband als auch mit dem OFV das Gespräch gesucht, Lösungen für das Problem wurden keine in Aussicht gestellt. «Wir fühlen uns nicht ernst genommen», so Vassella.

Die Wege sind weit, effektiv ausgetragene Heimspiele selten.
Die Wege sind weit, effektiv ausgetragene Heimspiele selten.
FOOTBALL.CH


Um eine Besserung der Situation zu erzwingen, müssten Forfait-Niederlagen wohl härter sanktioniert werden. Punktabzüge oder höhere Bussen wären ein Mittel. Vordergründig appellieren die Klub-Verantwortlichen aber an den Sportsgeist ihrer Mitstreiter: «Für die meisten Klubs steht genau diese eine weite Auswärtsreise pro Saison auf dem Programm. Diese dann tatsächlich auch zu bestreiten, sollte Ehrensache sein», so Vassella weiter.

Wie es richtig geht, macht Valposchiavo Calcio übrigens selbst vor. Spiele auszulassen, kommt für die Puschlaver grundsätzlich nicht infrage – selbst wenn nur 12 oder 13 Akteure zur Verfügung stehen.

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Lo sport insegna rispetto dell'avversario in qualsiasi situazione purtroppo l'insegnamento che viene dato ai giovani che non fanno una trasferta, e ripeto UNA trasferta, all'anno è di semplicemente non rispettare gli altri e non rispettare le regole: bell'insegnamento! Queste persone che prendono queste decisioni si devono VERGOGNARE e dimettersi subito dal loro incarico sportivo, i nostri giovani hanno visogno di altro!
Un tifoso e allenatore amareggiato

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