Gezielter Schlag der Behörden wegen Korruption bei der FIFA
Kurz vor der FIFA-Präsidentschaftswahl werden in Zürich sechs zum Teil hochrangige Fussball-Funktionäre festgenommen. Sie stehen im Verdacht, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben.
Kurz vor der FIFA-Präsidentschaftswahl werden in Zürich sechs zum Teil hochrangige Fussball-Funktionäre festgenommen. Sie stehen im Verdacht, Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen zu haben.
Wie das Bundesamt für Justiz bestätigte, wurden die Verdächtigten in Auslieferungshaft genommen. Ihnen droht die Abschiebung in die USA. Den namentlich zunächst nicht genannten Personen wird von amerikanischen Ermittlern Betrug, Erpressung und Geldwäsche vorgeworfen. Die Polizeiaktion wurde am frühen Mittwochmorgen im Zürcher Nobelhotel Bar au Lac vorgenommen.
Laut Behörden geht es um Bestechungszahlungen von über 100 Millionen Dollar seit den Neunzigerjahren. Gemäss Bundesamt für Justiz soll das Geld von Sportmedien- und Sportvermarktungsunternehmen gekommen sein. Als Gegenleistung sollen sie Medien-, Sponsoring- und Vermarktungsrechte an Fussball-Turnieren in den USA und Lateinamerika erhalten haben.
Gemäss der New York Times gehören mit Jeffrey Webb und Eugenio Figueredo (Uruguay) zwei FIFA-Vizepräsidenten zu den sechs Verhafteten. Der von den Cayman Islands stammende Webb führt auch den CONCACAF-Verband. Nach diesen Informationen sollen auch der brasilianische Verbandschef José Maria Marin und Eduardo Li (Costa Rica) festgesetzt worden sein. Li sollte beim FIFA-Kongress in dieser Woche in die FIFA-Exekutive gewählt werden.
Laut der amerikanischen Zeitung gehören zudem auch Jack Warner, Julio Rocha, Costas Takkas, Rafael Esquivel und Nicolas Leoz zu den verdächtigten Personen, gegen welche ermittelt wird. Warner ist ein langjähriger FIFA-Funktionär aus der Karibik, der 2011 nach Korruptionsvorwürfen von seinen FIFA-Ämtern zurücktrat.
Die in der Schweiz verhafteten Funktionäre werden möglicherweise unverzüglich an die USA ausgeliefert. Voraussetzung für eine sofortige Überstellung ist, dass sich die Festgenommenen in der am Mittwoch geplanten Anhörung bei der Zürcher Kantonspolizei mit der sofortigen Auslieferung einverstanden erklären. Tun sie das nicht, will das Bundesamt für Justiz die USA auffordern, ein formelles Auslieferungsgesuch zu stellen.
FIFA-Präsident Joseph Blatter gehört gemäss FIFA-Kommunikationsdirektor Walter de Gregorio nicht zu den Beschuldigten. "Er ist überhaupt nicht beteiligt", so De Gregorio. Der 79-Jährige Blatter dürfte beim FIFA-Kongress am Freitag für eine fünfte Amtszeit wiedergewählt werden. Einziger Gegenkandidat ist Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, dem praktisch keine Chancen eingeräumt werden.
In den USA laufen seit Längerem Untersuchungen des FBI gegen frühere FIFA-Funktionäre. Der ehemalige US-Verbandschef Chuck Blazer und der frühere FIFA-Vizepräsident Jack Warner aus Trinidad und Tobago gehören in diversen Korruptionsverdachtsfällen zu den Beschuldigten. Blazer soll zuletzt mit den US-Behörden kooperiert und unter anderem bei den Olympischen Spielen 2012 in London per verstecktem Mikrofon Aufzeichnungen von Funktionärsgesprächen gemacht haben.
Gegenüber TV Südostschweiz nahm der frühere Fifa-Mitarbeiter und heutige SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel Stellung zu den Verhaftungen am Mittwoch in Zürich.
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Bereits Abonnent? Dann schnell einloggen.