Wie sich der Gottéron-Stürmer einen Platz im WM-Team erkämpfen will
Christoph Bertschy ist in den letzten Jahren eine Konstante geworden im Schweizer Nationalteam. Der Stürmer von Fribourg-Gottéron könnte in Tschechien seine fünfte WM bestreiten.
Christoph Bertschy ist in den letzten Jahren eine Konstante geworden im Schweizer Nationalteam. Der Stürmer von Fribourg-Gottéron könnte in Tschechien seine fünfte WM bestreiten.
Vor zwei Wochen mochte Christoph Bertschy nicht an Eishockey denken. Zu gross war die Enttäuschung des Stürmers von Fribourg-Gottéron darüber, dass er es mit seinem Klub wieder nicht geschafft hatte, nach einer überzeugenden Qualifikation den ersehnten ersten Meistertitel nach Freiburg zu holen. Etwas, das sich der 30-Jährige zum Ziel gesetzt hatte, als er vor zwei Jahren zu seinem Jugendklub zurückkehrte und sich bei den Drachen gleich für sieben Saisons verpflichtete.
Dennoch musste Bertschy nicht lange überlegen, als ihn Nationaltrainer Patrick Fischer anrief und ins Schweizer Kader für die anstehende WM in Tschechien integrieren wollte. Für den Offensivspieler, der sowohl am Flügel als auch als Center eingesetzt werden kann, ist es eine grosse Ehre, für das Schweizer Nationalteam auflaufen zu dürfen.
Und so steht Bertschy am Mittwochmittag in seinen roten Badelatschen in den Katakomben der Arena in Kloten. Das zweite Training mit dem Team ist durch, und Bertschy spürt seine Muskeln nach zwei Wochen, in denen er «nicht viel gemacht» und schon gar nicht Eishockey gespielt hat.
Zusammen mit Richard und Thürkauf
Der Düdinger fühlt sich wohl im Umfeld der besten Schweizer Eishockeyspieler des Landes. Knapp zehn Jahre ist es her, seit er im November 2014 am Deutschland Cup unter dem damaligen Trainer Glen Hanlon erstmals mit dem Schweizer Kreuz auf dem Trikot für das A-Nationalteam auf dem Eis stand. Und auch für den jetzigen Coach Patrick Fischer ist Bertschy in den letzten Jahren zum unverzichtbaren Bestandteil der Equipe geworden.
Und dies, obwohl seine Rolle im Nationalteam doch eine andere ist, als er sie von Fribourg-Gottéron kennt. Während er im Klub primär in der Offensive Akzente setzen und Torgefahr erzeugen soll, muss er im Schweizer Trikot mehr defensive Aufgaben erledigen und Tore verhindern. Aber er betont, dass er auch für Fribourg versuche, defensiv solid zu spielen. «Ich war nie ein Spieler, der nur an die Offensive denkt.»
Wie schon im Vorjahr stürmt Bertschy an der Seite von Tanner Richard von Genève-Servette und Luganos Topskorer Calvin Thürkauf. Bertschy sagt, die Rolle im Nationalteam komme ihm entgegen, und trotz ihrer defensiven Pflichten verfügten sie als Trio über viel Power. «Wir müssen uns offensiv sicher nicht zurückziehen», sagt Bertschy. «Wir haben alle den Instinkt dazu, aber wir haben eben auch Gedanken an die Defensive und funktionieren gut zusammen.» In den beiden Testspielen am Freitag und Samstag gegen Lettland werden sie das auch in einer Partie demonstrieren wollen.
Wie viele Rochaden kommen noch?
Bertschy kennt die Mechanismen einer WM-Vorbereitung. Er weiss, dass es im Kader ein Kommen und Gehen ist. Mit Nico Hischier, Jonas Siegenthaler, Akira Schmid und Philipp Kuraschew stossen in der kommenden Woche vier Spieler aus der NHL zum Team. Sollten Nino Niederreiter (Winnipeg), Roman Josi (Nashville), Pius Suter (Vancouver) oder Kevin Fiala (Los Angeles) mit ihren Teams aus den Playoffs ausscheiden, haben sie für eine WM-Teilnahme bereits grünes Licht gegeben. Und von den Playoff-Finalisten ZSC Lions und Lausanne dürften nach Ende der Saison in der National League auch noch einige Akteure dazustossen.
Entsprechend kann bis zum ersten Puckeinwurf an der WM am 10. Mai in Prag gegen Norwegen noch viel passieren im Kader. Was Christoph Bertschy aber nicht beunruhigt. «Das ist Teil des Spiels», sagt er. «Die Spieler, die dazustossen, sind alle sehr gut und können dem Team helfen.» Schafft Bertschy auch diesmal den Cut, bestreitet er in der tschechischen Hauptstadt seine fünfte WM.
Und erhält damit eine nächste Chance, eine Scharte auszuwetzen, die das Nationalteam nun seit mehreren Jahren begleitet. Mit Ausnahme der beiden Coups zu WM-Silber (2013 und 2018) war nämlich in diesem Jahrtausend stets spätestens in den Viertelfinals Schluss. Wie im letzten Jahr, als die Schweizer die Gruppenphase souverän als Sieger abschlossen und dann in Riga gegen Deutschland scheiterten (1:3).
«Immer wieder nahe dran»
Bertschy will sich indes nicht von der Vergangenheit beeinflussen lassen. Er erinnert an 2019, als im Viertelfinal gegen Kanada 0,4 Sekunden zum Halbfinaleinzug fehlten und das Team in der Verlängerung verlor. Oder 2021, als der Ausgleich der Deutschen wiederum in der letzten Minute fiel und die Schweiz im Penaltyschiessen den Kürzeren zog. «Wir waren immer wieder nahe dran», sagt Bertschy. «Wir haben gezeigt, dass wir auch gegen die favorisierten Teams bestehen und sie schlagen können.»
Und jetzt, da die Serie von 13 Niederlagen nach den Siegen gegen Frankreich endlich gestoppt ist, könne das Team die letzte Phase der WM-Vorbereitung positiv in Angriff nehmen. Bertschy sagt: «Ich habe ein gutes Gefühl für dieses Jahr.»