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«In einer Woche kann alles wieder anders sein»

Der HC Davos reitet aktuell auf einer Erfolgswelle, das System unter Trainer Josh Holden funktioniert immer besser. Überbewerten will das aber niemand. Nächster Gegner ist am Mittwoch Ambri-Piotta.

Agentur
sda
27.11.24 - 04:30 Uhr
Eishockey

Als Davos im März 2023 bekannt gab, dass Josh Holden der neue Trainer wird, kam dies bei den Fans des Rekordmeisters gar nicht gut an, da der schweizerisch-kanadische Doppelbürger als Spieler kein Kind von Traurigkeit war und den Gegnern unter die Haut ging. Nun als Headcoach ist er komplett anders, ist er meistens die Ruhe in Person.

«Als Spieler bist du ein Unterhalter. Wie ich als Trainer bin, entspricht eher meiner Persönlichkeit», sagt Holden im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. «Ich bin ein eher ruhiger Typ, der gerne lacht und gerne mit Leuten spricht, aber auch mitfühlend ist.» Deshalb möchte er nicht nur ein schnelles und hart arbeitendes Team sehen, sondern ist es ihm ebenso wichtig, dass die Mannschaft quasi eine Familie ist. Manchmal krache es in einer Familie, aber solange konstruktiv miteinander umgegangen werde und man sich gegenseitig positiv herausfordere, stärke das einen und man wachse enger zusammen, so Holden.

Kommunikativ und menschlich top

Vor dem Engagement beim HCD war Holden während fünf Jahren Assistent von Dan Tangnes beim EV Zug, mit dem er 2021 und 2022 den Meistertitel gewann. «Ich habe von ihm gelernt, wie man als Trainer arbeitet, und nun kann ich die eigene Persönlichkeit nutzen.» Der Davoser Sportchef Jan Alston umschreibt Holden als «extrem guten Kommunikator. Alle verstehen, was er verlangt.» Der zum Captain-Team gehörende Enzo Corvi ergänzt: «Er sieht, wenn es jemandem nicht gut geht, versucht dann herauszufinden, was los ist. Er ist menschlich ein sehr guter Typ.»

Dass Holdens Worte bei den Spielern ankommen, widerspiegeln die Resultate. Das System greift in seiner zweiten Saison als Trainer immer besser. Der HCD hat neun der letzten zehn Partien gewonnen und übernahm am vergangenen Freitag erstmals seit dem 19. November 2021 wieder die Tabellenführung. Danach gefragt, warum es so gut läuft, antwortet Corvi: «Wir gewinnen momentan jene Spiele, die wir in der vergangenen Saison mit einem Treffer Unterschied verloren haben, weil wir hinten sehr souverän agieren und vorne die Tore machen. Unser System ist eher defensiver ausgerichtet. Wir machen den Slot dicht und versuchen stets, drei Mann hinter dem Puck zu haben. Dadurch ist es für die Gegner schwierig, gegen uns zu 'Rushes' zu kommen.»

Grosse Abhängigkeit von den Ausländern

So produktiv die Davoser mit 75 Toren (reguläre Spielzeit und Verlängerung) in 23 Partien sind, so abhängig sind sie in der Offensive bisher von den Ausländern. Diese zeichneten für zwei Drittel aller Treffer der Bündner verantwortlich. Alle vier neu geholten Söldner - Verteidiger Julius Honka sowie die Stürmer Adam Tambellini, Filip Zadina und Simon Ryfors - schlugen ein. «Da ist auch Glück dabei», gibt sich Jan Alston bescheiden. «Es gibt immer Risiken, beispielsweise mit den Familien. Die Jungs sind jedoch sehr gut integriert und zufrieden hier. Die Chemie ist sehr positiv.»

Alston sagt aber auch, «dass es langfristig nicht gut ist, wenn nur die Ausländer treffen.» Bester Schweizer Torschütze beim HCD ist Valentin Nussbaumer mit vier Treffern. Enzo Corvi war erst einmal erfolgreich, obwohl er nach einer von Rückenproblemen geprägten Saison eine gute Vorbereitung hatte. «In den ersten zehn Spielen lief es mir überhaupt nicht wie gewünscht. Mir gelang es nicht, den Lead zu übernehmen», sagt Corvi. «Es kommt jedoch immer besser und besser, ich habe mittlerweile wieder volles Vertrauen in meinen Rücken. Allerdings muss ich offensiv noch mutiger sein. Ich weiss, dass ich den Unterschied machen kann.»

Gutes Fundament

Potenzial hat bei den Bündnern insbesondere auch noch das Powerplay. «Wir können viele kleine Dinge noch besser machen, müssen auf dem Boden bleiben», so Alston. «Es gilt, die Konstanz zu finden. Jedes Spiel ist eine grosse Herausforderung. Zudem braucht es auch bei der Gesundheit Glück. Es gibt überall viele Verletzungen.»

Wie auch immer, ein gutes Fundament wurde mit Holden gelegt. Deshalb war die kürzliche Verlängerung des Vertrages mit ihm bis 2027 die logische Konsequenz, zumal es dem 46-Jährigen in Davos ausgezeichnet gefällt. Er liebt die Berge, ist in Calgary 45 Minuten von den Rocky Mountains entfernt aufgewachsen und hat sich in Colorado, in Amerikas gebirgigstem Bundesstaat, ein Stück Land gekauft. Den Job in Davos hat er angenommen, obwohl die Familie wegen der Kinder weiterhin in Zug lebt.

Zwar gibt sich Holden ebenfalls realistisch: «Die Teams rücken näher und näher. In einer Woche kann mit so vielen Spielen alles wieder anders sein. Deshalb nehme ich Tag für Tag.» So oder so hat er die Fans schon längst auf seine Seite gezogen.

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