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Die feine Linie zwischen Härte und fehlender Disziplin

Mit spielerischen Mitteln kann der SC Bern seinen Kantonsrivalen Biel nicht ausschalten. Er will es mit Physis und Härte machen. Das erste Spiel zeigt aber, wie es nicht funktionieren kann.

Agentur
sda
15.03.23 - 00:35 Uhr
Eishockey
Heisse Diskussionen: Chris DiDomenico (re.) sucht die Konfrontation mit den Schiedsrichtern und Biels Verteidiger-Haudegen Beat Forster
Heisse Diskussionen: Chris DiDomenico (re.) sucht die Konfrontation mit den Schiedsrichtern und Biels Verteidiger-Haudegen Beat Forster
KEYSTONE/PETER SCHNEIDER

Über die spielerische Qualität in der Bieler Mannschaft gibt es keinerlei Zweifel. Vor den Playoffs fragte man sich aber da und dort, ob die Seeländer auch die nötige Härte und Entschlossenheit mitbringen, um in den Playoffs bestehen zu können. Die erste Antwort lautet: Sie können es. Allerdings machte ihnen der SC Bern die Aufgabe mit dummen Aktionen auch unnötig einfach.

Immer wieder hatten die Berner, die sich über die Achtelfinals erst für die richtigen Playoffs qualifizieren mussten, betont, dass sie über die physische Härte das Spiel dominieren wollten. Mit dieser Härte ist es aber so eine Sache. Es gibt im Regelkodex des Eishockeys den Straftatbestand der «übertriebenen Härte». Im ersten Spiel in Biel standen die Berner zu oft auf der falschen Seite der feinen Linie zwischen gesunder Härte und unnötigen Strafen.

Routiniers mit schlechtem Beispiel

Es waren ausgerechnet die über 30-jährigen Routiniers, die mit schlechtem Beispiel voran gingen und sich solche Strafen einhandelten, Joël Vermin wegen Crosschecks, Chris DiDomenico wegen unerlaubten Körperangriffs, Cody Goloubef wegen Stockschlags und der Vorkämpfer und Aggressivleader Tristan Scherwey sogar zweimal, wegen übertriebener Härte und eines Stockschlags.

Zwar agierte der SCB in Unterzahl durchaus geschickt und kassierte dabei kein Gegentor, doch stoppten die vielen Strafen jede Chance auf eine eigene Druckphase und verunmöglichten ein Aufholen des 0:3-Rückstands. So schaukelte der EHC Biel die Führung letztlich ohne Probleme über die Zeit.

Die Seeländer waren offensichtlich gut vorbereitet auf die angekündigte Härte des Gegners. Mehr noch: Vor allem die Abwehr-Routiniers Noah Schneeberger und Beat Forster versuchten immer wieder mit kleinen Provokationen, Berns PostFinance-Topskorer Chris DiDomenico zu einem seiner bekannten Ausraster zu verleiten. Noch hatte sich der Kanadier einigermassen im Griff, wenn auch offensichtlich verschiedene Male nur mit Mühe. Warum ihn Coach Toni Söderholm auch in der Schlussphase, als die Entscheidung gefallen war, immer noch minutenlang auf dem Eis liess, bleibt sein Geheimnis.

Falsche Entscheide und Selbstkritik

Daneben trafen die Berner auch sonst zu viele falsche Entscheide. Beim 0:1 in Überzahl liessen sie jegliche Absicherung nach hinten ausser Acht, beim 0:2 spielte Mika Henauer in der mittleren Zone einen (zu) riskanten Pass, der beim Gegner landete, und beim 0.3 liess sich der ansonsten tadellose Goalie Philip Wüthrich in der nahen Ecke erwischen. Solche Fehler und Undiszipliniertheiten können sich die Berner gegen spielerisch bessere Bieler nicht leisten.

Am Donnerstag soll in der heimischen Arena, wo man gegen Kloten zweimal überzeugte, alles besser werden. Die Selbsterkenntnis ist jedenfalls da. «Wir haben ihr Spiel gefördert, mit dummen Strafen und Turnovers in der mittleren Zone», stellte Stürmer Thierry Bader beim TV-Interview mit MySports selbstkritisch fest.

Trumpf verspielt

Einen ihrer grössten Trümpfe konnten die Berner schon mal nicht ausspielen. Wie der Qualifikationssieger Servette gegen Lugano bekundete auch Biel nach zehn Tagen ohne Ernstkampf zu Beginn Mühe, in die Gänge zu kommen. Nun aber wird die grössere Frische zum Vorteil, während der SCB am Donnerstag bereits seinen fünften Match in zehn Tagen spielt.

Im Moment spricht einiges für die Bieler, doch aufgepasst: Vor vier Jahren führte man in der Halbfinalserie gegen den SCB mit 2:0 und 3:2 Siegen, schied am Ende aber dennoch aus. Umso mehr hält man in der Uhren-Metropole die Zeit für gekommen, sich am ungeliebten, grossen Kantonsrivalen zu revanchieren.

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