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Ein folgenschwerer (Fehl-)Entscheid

15,7 Sekunden vor dem Ende des dritten Drittels hat Marco Müller am Sonntagabend im zweiten Playoff-Halbfinalspiel in Davos im Powerplay den Siegtreffer zum 2:1 für Zug erzielt.

Hansruedi
Camenisch
12.04.22 - 18:00 Uhr
Eishockey
Enzo Corvi will im Powerplay noch mehr justieren.
Enzo Corvi will im Powerplay noch mehr justieren.
Jakob Menolfi

Die Matchuhr auf dem grossen Anzeigewürfel unter dem Dach im Eisstadion ­Davos zeigte noch 15,7 Sekunden an. Wutentbrannt und ausser sich schmiss Christian Wohlwend zwei Bidons und noch einen weiteren Getränkegegenstand auf das Eis. Der HCD-Coach gilt als emotionaler Typ. Diesmal war er jedoch völlig ausser sich, aber nicht als einziger «auf 180». Von der mit 6007 Zuschauern (Saisonrekord) fast ganz gefüllten Tribüne flogen halbvolle und leere Bierbecher ­genauso auf den «Gletscher» wie etwa Feuerzeuge.

Was war geschehen? Eben hatte Marco Müller für den EV Zug zum 2:1 eingeschossen. An diesem Treffer gab es nichts zu deuteln, viel hingegen an der Vorgeschichte. Nach 18:05 Spielminuten im dritten Drittel sprach Headschiedsrichter Daniel Stricker eine Zweiminuten-Strafe gegen Jesse Zgraggen aus. Der HCD-Verteidiger hatte gegen Zug-Goalie Leonardo Genoni nachgestochert. Stricker ahndete diese Aktion als Stockschlag und schickte Zgraggen auf die Strafbank. Zug nutzte den numerischen Vorteil zum Siegtreffer.

«Das war kein Stockschlag»

«Das war kein Stockschlag», beurteilte beim «MySports»-Sportfernsehen Regelexperte Nadir Mandioni die Strafe gegen Zgraggen. Mandioni galt bis zu seinem Rücktritt 2017 als Schweizer Eishockey-Spitzenschiedsrichter mit A-WM-Erfahrung und war phasenweise als Profi-Ref tätig. «So zu verlieren ist bitter», meinte HCD-Stürmer Enzo Corvi kurz nach der Partie. «Knapp zwei Minuten vor Schluss eine derart kleinlich gepfiffene Strafe in einem Playoff-Halbfinalspiel. Das pfeift man meiner Meinung ganz einfach nicht. Solche Situationen geschehen in jedem Match fünf, sechs Mal, ohne dass sie als Foul geahndet werden. Das zeugt wahrlich nicht von Fingerspitzengefühl des Schiedsrichters.»

HCD-Führung nach 63 Sekunden

Im Gegensatz zur 0:3-Niederlage am Freitagabend in Zug, als die Davoser häufig einen Schritt zu spät gekommen waren und sich über weite Phasen hatten dominieren lassen mussten, begegneten sie dem Titelverteidiger im ersten Heimspiel auf Augenhöhe. Der Match begann für die Bündner optimal: Bereits nach 63 Sekunden erzielte Corvi mittels Direktabnahme den Führungstreffer. Die Vorarbeit hatten der vorgeprellte Thomas Wellinger und Marc Wieser mit einem präzisen Querpass auf den Torschützen geleistet. Weil auch die Zuger konsequent nach vorne spielten, entwickelte sich ein attraktives, phasenweise gar spektakuläres Spiel. HCD-Torhüter Sandro Aeschlimann und sein Gegenüber Leonardo Genoni sorgten mit zahlreichen Glanzparaden dafür, dass fast keine Tore fielen und es ein «Fussballresultat» gab. «Wir nahmen uns vor, Druck auf die Zuger Vereidigung zu erzeugen. Das gelang uns sehr gut. Im Startdrittel gab es noch zu viele ‹Rushes›, doch danach fingen wir uns sehr gut auf.»

Differenz im Powerplay

Den Unterschied machten schliesslich die «Special Teams» aus. Denn nicht nur zur Spielentscheidung nutzten die Zuger ein Powerplay. Etwas Pech hatten die Davoser schon beim Gegentreffer zum 1:1. Eine Zweiminuten-Strafe gegen Yannick Frehner lief eben ab, als Christian Djoos traf. Der HCD-Stürmer hatte noch nicht wieder ins Spielgschehen eingreifen können. «Wir kreierten zwar im Powerplay auch Torgefahr, fanden aber noch keine Lösung, um in Überzahl ihren Torhüter zu bezwingen», stellte Corvi fest. «Da müssen wir noch justieren. Wir müssen den Puck besser laufen lassen und die Pässe präziser auf die ­Stöcke bringen.»

«Negativ war nur die letzte Szene»

Auf die Schlussfrage, wie der HCD nun mit dem bitteren Spielende mit Blick auf die dritte Partie vom Dienstagabend in Zug umgehe, antwortete Corvi: «Negativ war nur diese letzte Szene mit der höchst fragwürdigen Strafe. Wir waren für den ganzen Match bereit. Wir gewährten den Zugern insgesamt nur wenig Raum und Zeit. Unsere Verteidiger klebten konsequent an ihren Flügelstürmern, sodass der Gegner seine bekannten Tempovorstösse nicht zur Geltung bringen konnte. Wir müssen versuchen, noch mehr Schüsse aufs Tor zu bringen, Torhüter Genoni die Sicht zu verdecken und mittels Ablenker und Abpraller sogenannt ‹dreckige Tore› zu erzielen.»

Unabhängig vom Ausgang des dritten Playoff-Halbfinalspiels steht bereits fest, dass der HCD in dieser Best-of-seven- Serie am Donnerstagabend um 20 Uhr ein weiteres Heimspiel gegen den EVZ bestreiten wird.

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