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Hofmann: ein spezieller Weg zum Topskorer

Mit fünf Toren und zwei Assists ist Gregory Hofmann derzeit der beste Schweizer Skorer an der WM in Riga. Nächste Saison dürfte er in der NHL stürmen.

Agentur
sda
01.06.21 - 02:00 Uhr
Eishockey
Wenn Gregory Hofmann Fahrt aufnimmt, ist er kaum zu stoppen
Wenn Gregory Hofmann Fahrt aufnimmt, ist er kaum zu stoppen
KEYSTONE/SALVATORE DI NOLFI

7. Mai 2021, drittes Playoff-Finalspiel zwischen dem EV Zug und Genève-Servette, es läuft die 49. Minute: Hofmann zündet in der eigenen Zone den Turbo, degradiert die Genfer Spieler zu Statisten und trifft zum letztlich entscheidenden 2:1. Der zweite Titel für die Zentralschweizer nach 1998 ist perfekt.

Es ist eine typische Szene für den 28-Jährigen. Er hat einen Antritt wie nur wenige Spieler auf dieser Welt. Einerseits verfügt er über viele schnell zuckende Muskelfasern, anderseits arbeitet er hart daran, seine Explosivität zu behalten. Schnelle Beine alleine genügen allerdings nicht, entscheidend ist das Timing. «Es gilt, im richtigen Moment zu explodieren, die Beine nicht zu früh oder zu spät zu bewegen», sagt Hofmann dazu im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Auch diesbezüglich hat er sich enorm entwickelt. Früher basierte sein Spiel weniger auf Stopp und Start, lief er mehr in Positionen, in die er nicht hin durfte. «In den letzten zwei Jahren in Zug redete Dan (Tangnes, der Trainer) mit mir viel darüber, wie wichtig es ist, dass ich im System bleibe. Wir analysierten oft das Spiel, wann ich was auf dem Eis machen darf. Es steckt auch in diesem Bereich viel Arbeit dahinter.»

Ein weiteres Markenzeichen von Hofmann ist sein vorzüglicher Schuss. Jedoch: «Bis im Alter von 15, 16 Jahren war dieser gar nicht gut.» Diesen zu verbessern, dabei half ihm sehr das Schusstraining mit Morgan Samuelsson nach dem Wechsel 2012 von Ambri-Piotta zu Davos. «Entscheidend ist, das Spiel gut zu lesen und dann schnell zu schiessen, damit der Torhüter nicht reagieren kann. Man darf nicht zu viel denken», schildert er das Erfolgsrezept.

Später profitierte er dann auch von den Tipps von Michel Riesen, dem ersten Schweizer Erstrundendraft in der NHL. Zudem schiesst er «sehr gerne» nach den Trainings noch ein paar Pucks. «Wenn man das nicht macht, ist es schwierig, präzis, hart und schnell zu schiessen», so Hofmann. «Tore zu erzielen, ist sehr präsent in meinem Kopf.» Überhaupt verfügt er über einen enormen Ehrgeiz, er ist selbst im Training frustriert, wenn es nicht so läuft, wie er will. «Ich hasse es zu verlieren. Als ich jünger war, weinte ich, wenn ich nicht gewonnen habe. Mit der Zeit lernte ich, die Emotionen und Frustrationen zu kontrollieren.»

Hofmann hat einen speziellen Weg hinter sich. Seine Karriere begann er bei La Chaux-de-Fonds. Mit 13 Jahren wechselte er zu Ambri-Piotta ins Tessin, wo sein Vater lebt. Neben dem Eishockey absolvierte er dort eine Maurer-Lehre. Mit 19 ging er zu Davos, in eine dritte Sprachregion - seine Muttersprache ist Französisch. Zum HCD wollte er wegen Arno Del Curto, weil dieser den Jungen viel Vertrauen gab. 2015 kehrte er dann ins Tessin zurück, allerdings zu Lugano, wo er eine noch wichtigere Rolle erhielt, er lernte, mit Druck umzugehen. Seit 2019 spielt er nun in Zug.

«Dass ich viele Kulturen und Leute kennenlernen durfte, hilft mir nun in meiner Karriere», sagt Hofmann. Sehr positiv wirkte sich auch die Spitzensportler-RS aus, die er 2017 besuchte. Seither trainiert er im Sommer immer wieder in Magglingen. Er schätzt es auch deshalb dort zu sein, weil er sich dann ausserhalb seiner Komfortzone befindet, sich alles um das Training dreht. «Ich habe mit den Jahren auch gelernt, welche Bedeutung das Training während der Off-Season hat. Dieses ist fast die wichtigste Sache für eine erfolgreiche Saison. Wenn du bereit bist, sind die Chancen grösser, auf dem Eis eine gute Leistung abzurufen.»

Bald dürfte er seine Künste bei Columbus in der NHL zeigen - die Blue Jackets übernahmen im vergangenen Februar von den Carolina Hurricanes die Rechte an Hofmann. «Die Chancen sind sicher gut, aber es ist noch nichts entschieden», führt der Topstürmer aus. Er wird nach der WM mit der Familie und seiner Frau darüber diskutieren. Er ist sich aber bewusst, dass es für ihn mit grosser Sicherheit die letzte Gelegenheit ist, den Traum auszuleben, in der besten Liga der Welt zu spielen. Hofmann: «Wenn ich diesen Schritt nun nicht mache, ist das Thema NHL für mich erledigt». Zunächst aber will er in Riga weiter brillieren und mit seinen Toren dabei helfen, den Schweizern den ersten WM-Titel im Eishockey zu sichern.

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