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Erst Schneesturm, dann Fehlerorgie

Der HCD führt in Freiburg nach 115 Sekunden 3:0, später 4:0 – und nimmt am Ende doch nur einen Punkt nach Hause.

Roman
Michel
13.01.21 - 06:00 Uhr
Eishockey
Später Frust: Der HCD vergibt gegen Gottéron einen sicher geglaubten Sieg.
Später Frust: Der HCD vergibt gegen Gottéron einen sicher geglaubten Sieg.
KEYSTONE SDA

Nimmt ein Trainer nach nicht einmal zwei Minuten sein Timeout, ist das meist kein gutes Zeichen. Christian Dubés Schwall an Kraftausdrücken – Kategorie nicht zitierfähig – war bis unter das Dach der BCF-Arena zu hören. Irgendwie verständlich. 115 Sekunden gespielt. 0: 3 Tore aus Sicht von Fribourg-Gottéron. Null zu drei. Während der Wintereinbruch die ganze Schweiz lahmlegte, fegte der HC Davos wie ein Schneesturm über seinen fast schon bemitleidenswerten Gegner. Ein Schneesturm, der gar die sonst so redselige Reporterin des lokalen Radios zwischenzeitlich verstummen liess. 0: 3. Null zu drei. Und irgendwo die Erinnerung an das Aufeinandertreffen vor ziemlich genau einem Jahr. Beim 7: 2-Heimsieg benötigten die Bündner damals 185 Sekunden für ihre ersten drei Treffer. Ein Déjà-vu. Nur sollte der gestrige Auftritt einiges komplizierter werden.

Duo gibt Debüt

Am Sonntag noch, beim 1: 3 in Lugano, haderte der HCD mit seiner Chancenauswertung. Und jetzt, nur zwei Tage später, fielen die Scheiben plötzlich rein. Eins, zwei, drei. Ein Abschluss von Chris Egli landete erst noch am Pfosten – entpuppte sich aber als perfekte Vorlage für Fabrice Herzog. Gespielt: 37 Sekunden. Dann liess Sven Jung an der blauen Linie elegant einen Gegenspieler aussteigen und bezwang Reto Berra mit einem nicht sonderlich scharfen, aber überraschenden Distanzschuss. Gespielt: 68 Sekunden. Und schliesslich durfte auch Aaron Palushaj noch. Gespielt: 115 Sekunden. Der US-Amerikaner stürmte gestern an der Seite der beiden Neuzugänge David Ullström und Valentin Nussbaumer. Vor allem Nussbaumer, Passgeber zu Palushajs 3: 0, gefiel mit seinem Spielwitz und seiner Stärke beim Bully.

Es hätte also ein gemütlicher Abend werden können für den HCD. Erst recht, weil Teemu Turunen schon bald auf 4: 0 erhöhte. Gespielt: neun Minuten. Aber wie die Wetterkapriolen über der Schweiz verlor auch der Davoser Schneesturm allmählich seine Wucht. Erstens, weil Fribourg-Gottéron nach dem miserablen Start den Tritt fand. Zweitens, weil die Bündner ihrem Spiel mit Strafen selbst den Schwung nahmen. Nach 25 Minuten hiess es plötzlich nur noch 4: 3.

Verhängnisvolle Strafen

Der HCD litt. Er wankte. Nicht zum letzten Mal an diesem Abend. Enzo Corvi, zuvor bereits an zwei Toren beteiligt, erhöhte zwar noch vor der zweiten Pause in Unterzahl auf 5: 3, die Ruhe kehrte gegen nun extrem hartnäckige und offensiv äusserst durchschlagskräftige Freiburger aber auch danach nicht ins Spiel der Bündner zurück. Auf Corvis 5: 3 reagierte der Tabellendritte mit dem 5: 4. Der HCD wankte weiter. Auf Benjamin Baumgartners 6: 4 folgte prompt der neuerliche Anschlusstreffer. Und wieder wankten die Davoser. Doch dank Goalie Robert Mayer und der einmaligen Hilfe des Pfostens schienen sie sich trotz teils haarsträubenden Fehlern in der Defensive irgendwie zu diesem Sieg zu zittern.

Bis Julien Sprunger dieser verrückten Partie 23 Sekunden vor dem vermeintlichen Ende noch ein weiteres Kapitel hinzufügte. Ohne Torhüter, nach einer weiteren Strafe gegen Sven Jung mit sechs gegen vier, stürmten die Freiburger an – und realisierten tatsächlich den Ausgleich. Verlängerung. Der Schuss von Viktor Stalberg. Der 68. Abschluss (!) der Freiburger in dieser Partie. Das 6: 7. In einem Spiel, das der HCD nach 115 Sekunden eigentlich schon gewonnen hatte. Mit nur einem Punkt ging es so auf den langen Heimweg. Draussen stürmte es wieder.

Freiburg – Davos 7: 6 n.V. (1: 4, 2: 1, 3: 1, 1: 0)

SR Stricker/Piechaczek (GER), Schlegel/Burgy. – Tore: 1. (0: 37) Herzog (Egli) 0: 1. 2. (1: 08) Jung (Ambühl, Corvi) 0: 2. 2. (1: 55) Palushaj (Nussbaumer) 0: 3. 10. Turunen (Corvi, Nygren/Powerplay) 0: 4. 17. Abplanalp (Schmid) 1: 4. 25. (24: 25) Stalberg (Gunderson/bei 5 gegen 3) 2: 4. 26. (25: 16) DiDomenico (Gunderson, Mottet/Powerplay) 3: 4. 31. Corvi (Turunen/Unterzahl!) 3: 5. 43. Desharnais (DiDomenico, Stalberg) 4: 5. 45. Baumgartner (Corvi, Ambühl) 4: 6. 48. Chavaillaz (DiDomenico) 5: 6. 60. (59: 37) Sprunger (Desharnais, Mottet/Powerplaytor) 6: 6 (ohne Torhüter). 65. (64: 37) Stalberg (Gunderson, Desharnais) 7: 6. – Strafen: 5mal 2 plus 10 Minuten (Chavaillaz) gegen Fribourg-Gottéron, 7mal 2 Minuten gegen Davos.

Fribourg-Gottéron: Berra (2. Hughes); Sutter, Jecker; Gunderson, Abplanalp; Kamerzin, Chavaillaz; Aebischer; Stalberg, Desharnais, Mottet; Rossi, Walser, Herren; Sprunger, Bykov, DiDomenico; Bougro, Schmid, Marchon; Jobin.

Davos: Mayer; Nygren, Zgraggen; Stoop, Jung; Heinen, Guerra; Kienzle, Baumgartner; Marc Wieser, Egli, Herzog; Ambühl, Corvi, Turunen; Palushaj, Nussbaumer, Ullström; Frehner, Marc Aeschlimann, Knak.

Bemerkungen: Freiburg ohne Furrer, Jörg (beide verletzt) und Brodin (überzähliger Ausländer), Davos ohne Barandun, Du Bois, Paschoud, Rubanik und Dino Wieser (alle verletzt). Fribourg-Gottéron von 58: 57 bis 59: 37 ohne Torhüter.

Roman Michel ist Leiter Sport. Er arbeitet als Sportreporter und -moderator bei TV Südostschweiz. Weiter schreibt er für die gemeinsame Sportredaktion der Zeitung Südostschweiz und suedostschweiz.ch. Roman Michel studierte Journalismus und Organisationskommunikation und arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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