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Für Profiklubs gilt: Nur nicht verfrüht jubeln

Der Schweizer Profisport atmet auf. Mit den angekündigten Lockerungen gibt es Licht am Ende des Tunnels. Aber über den Berg ist der Sport noch lange nicht.

Agentur
sda
13.08.20 - 10:46 Uhr
Eishockey

Mit dem 1. Oktober könnte der Sport wieder leben. Das machten die Reaktionen der Ligen auf den Bundesrats-Entscheid vom Mittwoch klar. Das Eishockey verfügt über mehrere Spielplan-Varianten. Die National League wird die Meisterschaft nicht im September starten und trotzdem das gesamte Programm durchbringen. Auch der Fussball wird in der Lage sein, die zweieinhalb Wochen (geplanter Saisonstart am 11. September) zu überbrücken.

Zum grossen Problem könnte für die Ligen werden, wenn in den Kantonen für die notwendigen Bewilligungen unterschiedliche Massstäbe gelten.

Lange Liste mit offenen Fragen

Vieles kann weiterhin dem Sport das Überleben schwer machen. Zuerst natürlich das Virus. Die Virologen werden nicht grundlos davor warnen, jetzt schon wieder Zuschauer in die Stadien zu laden. Die Corona-Krise ist noch lange nicht ausgestanden. Weiter erwarten viele - und auch Experten -, dass ab dem Herbst und der kälteren Jahreszeit das Coronavirus sich wieder (noch) schneller ausbreiten wird.

Die Liste der offenen Fragen ist lang. Wie ist das mit dem Eishockey? Unter den Hockey-Profis gab es letzten Frühling überdurchschnittlich viele Covid-Fälle – in einem Drittel aller National-League-Klubs, die meisten in Biel, wo es fast das halbe Team erwischte. Zufall? Oder entsprechen die Bedingungen in einer Hockeyhalle halt doch jenen einer Fleischfabrik?

Wie reagieren die Fans? Wollen sie überhaupt schon wieder in gut gefüllte Stadien? Wollen sie mit der Schutzmaske ins Vergnügen? Halten sie sich an die Schutzkonzepte? Oder werden alle Lockerungen umgehend gekippt, sollte ein Superspreader erstmals einen Sport-Event besuchen?

Heikle Fragen stellen sich auch zum Spielbetrieb. Kosovos Meister FC Drita muss in der Schweiz in Quarantäne und verliert ein Champions-League-Qualifikationsspiel Forfait wegen zweier positiver Fälle. Ob das rechtlich wasserdicht ist? Die UEFA muss hoffen, dass Drita den Fall nicht weiterzieht.

Blick in die USA trübt die Hoffnungen

In der Schweiz sehen die Reglemente des Fussballverbands vor, dass eine Partie verschoben wird, wenn sechs Spieler einer Mannschaft an der gleichen Krankheit leiden. Der gleiche Passus wird angewandt, wenn Mannschaften in Quarantäne müssen. Für die Eishockey-Meisterschaft wäre ein Quarantäne-Fall eines gesamten Teams (wie dem FC Zürich passiert) ein härterer Schlag als für den Fussball. Denn in zehn Tagen verpasst ein Team in der National League im schlimmsten Fall fünf Spiele. Eine Spielplan-Variante der National League sieht Doppelrunden im Zehn-Tage-Abstand vor – Quarantäne-Fälle schon einkalkuliert.

Wie problematisch es werden kann, demonstriert derzeit in den USA die Major League Baseball. Unmittelbar nach dem Start in die verkürzte Saison gab es bei mehreren Teams trotz rigorosester Kontrollen und Vorsichtsmassnahmen Covid-Fälle. Am schlimmsten erwischte es die St. Louis Cardinals. Es erkrankten sieben Spieler und zehn Betreuer, sie konnten im Vergleich zur Konkurrenz erst 5 statt 17 Spiele bestreiten, und sie müssten in 45 Tagen 55 Spiele bestreiten, um die Saison noch planmässig zu beenden.

Nicht zu unterschätzen bleibt der wirtschaftliche Faktor. Trotz Zuschauern müssen die Klubs mit weniger Einnahmen auskommen. Wer kann das am besten? Die Spieler verfügen immer noch über die gleichen Verträge. Eigentlich sollten die Ligen die Spielerlöhne querbeet um mindestens 25 Prozent reduzieren – ab sofort. Aber rechtlich durchsetzbar ist so etwas nicht.

Der Sport darf sich auf die Zuschauer freuen. Der Weg zurück in die Normalität, wie wir sie gekannt haben, bleibt aber lang, beschwerlich und spannend.

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