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ZSC Lions gewannen zweiten Schweizer Derby-Final gegen Kloten 4:0

15 Jahre nach der Derby-Serie zwischen Lugano und Ambri 1999 geriet der Playoff-Final nochmals zum Lokaltermin.

Agentur
sda
18.04.20 - 04:30 Uhr
Eishockey
Robert Nilsson (im Bild mit dem Pokal)) war beim Titelgewinn der ZSC Lions von 2014 die herausragende Figur
Robert Nilsson (im Bild mit dem Pokal)) war beim Titelgewinn der ZSC Lions von 2014 die herausragende Figur
KEYSTONE/WALTER BIERI

Die ZSC Lions gewannen als hochüberlegener Qualifikationssieger den Final gegen die Kloten Flyers mit 4:0.

Die Dramatik fehlte nicht gänzlich, obwohl Kloten in der ganzen Finalserie bloss vier Goals erzielte. Im vierten Spiel in Kloten endete zum zweiten Mal überhaupt (nach ZSC - Servette 2008) die Schweizer Meisterschaft mit einem Penaltyschiessen. Robert Nilsson verwandelte nach einem 1:1 nach Verlängerung gegen Klotens Martin Gerber gleich zwei Penaltys und sorgte um 23.23 Uhr für die Meisterfeier nach Spiel 4.

Robert Nilssons Penaltys! Kloten hatte vor Spiel 4 die ganze Saison kein Penaltyschiessen verloren, weil Goalie Gerber in dieser Zeit nur einen Penalty nicht gehalten hatte. Auch in der umkämpften Viertelfinalserie gegen Lausanne (sieben Spiele) hatte Nilsson in Spiel 2 mittels Penalty in letzter Sekunde verhindert, dass Lausanne in der Serie mit 2:0 davon ziehen konnte.

Nilsson kehrte im Winter 2013/14 mitten in der Saison aus der KHL zu den ZSC Lions zurück. Schon damals bestritt er wegen Hirnerschütterungen ein reduziertes Programm. Vier Jahre später absolvierte «der Künstler» sein letztes Spiel; im Januar 2020 wurde er von ZSC-Verwaltungsratspräsident Walter Frey im Hallenstadion in einer emotionalen Zeremonie verabschiedet.

Noch eine Randnotiz zu Nilsson, dem Weltstar und Weltmeister. Nilsson belastete das Ausländerkontingent der Lions nie. Er galt als Eishockeyschweizer, weil ausgerechnet Kloten den Sohn von Kent Nilsson mit drei Jahren schon lizenziert hatte.

Derartige Unterstützung hätten die ZSC Lions damals aber im Prinzip nicht nötig gehabt. Die Lions-Organisation genoss allerhöchstes Ansehen. Im Frühling 2014 - nach einem der «logischsten» Meistertitel der Playoff-Historie - rechnete alles damit, dass die ZSC Lions regelmässig weitere Titel holen würden. Eine Dynastie wurde angekündigt. Seither holten die Stadtzürcher aber bloss noch einen weiteren Titel: vier Jahre später von Playoff-Startplatz 7 aus.

2014 stellte also der bisherige Höhepunkt dieser bemerkenswerten Lions-Organisation dar. 1997 begann alles mit der Fusion des Zürcher SC mit der Hockey-Sektion der Grasshoppers. Walter Frey übernahm damals das Präsidium. 2014 kursierten Gerüchte, wonach der Milliardär den Posten als Verwaltungsratspräsident räumen könnte. Aber auch heute, mit 77 und 23 Jahre nach der Fusion, steht Walter Frey weiter an der Spitze der Organisation. Noch immer entscheidet er mit, noch immer lässt er sich überzeugen und holt Meinungen ein, ehe er dann sagt: «Ja, das machen wir.»

Walter Frey bürgt nicht nur für die ZSC Lions, er finanziert primär die Lions-Pyramide mit GCK und dem Nachwuchs, die ihn um die drei Millionen Franken pro Saison kostet. Die ersten Meistertitel holten die ZSC Lions 2000 und 2001, weil es Simon Schenk gelungen war, arrivierte Spieler nach Zürich zu holen - wie Ari Sulander, Dan Hodgson, Peter Jaks. Nur je ein eigener Junior figurierte in jenen Meisterteams. Der Eigenanteil ist mit den Jahren gestiegen: Beim Titel 2008 waren sechs «Eigengewächse» dabei und 2010 waren es zehn. 2014 gelangten 14 ehemalige Lions-Junioren regelmässig zum Einsatz. Die ZSC Lions feierten also einen hausgemachten Titelgewinn - zumal die eigenen Akteure wie Patrick Geering, Luca Cunti, Morris Trachsler oder Reto Schäppi Schlüsselrollen einnahmen.

Zum Abschluss noch eine weitere bemerkenswerte Erinnerung aus dem Zürcher Derby-Final: Derweil 2014 wie erwähnt spekuliert wurde, dass sich Walter Frey aus der ZSC-Familie verabschieden könnte, plante Klotens Präsident, er hiess Philippe Gaydoul, ambitioniert die Zukunft. Gaydoul hatte zwei Jahre vorher die Kloten Flyers vor dem Konkurs bewahrt und investierte in den ersten zwei Jahren 10 Millionen Franken in den Klub. Gaydoul damals: «Ich mag jünger sein als Frey, doch ich tue in Kloten nichts anderes, und ich habe mittlerweile genau gleich viel Herzblut für meinen Klub wie Frey für die ZSC Lions. Für mich sind die Flyers kein Kurzzeit-Engagement. Ich sage aber auch klar: Die finanzielle Abhängigkeit muss bis in drei Jahre reduziert werden. Doch die Idee ist überhaupt nicht, dass ich dann als Präsident abdanke.»

Gaydoul verkaufte seine Klotener Anteile nur ein Jahr später an kanadische Investoren und zankte sich daraufhin weitere drei Jahre lang mit dem Verein, der ihn sogar betrieb.

Einleitung:

Playoffs im Schweizer Eishockey: 1985 eingeführt, 2020 ausgefallen. Wir blicken zurück - angefangen bei der Angst der Klubs, die Fans würden der Qualifikation fernbleiben, bis zum Aufstieg zum 200-Millionen-Business, das seit 2015 Jahr für Jahr mehr als zwei Millionen Fans in die Stadien lockt. Eishockey soll primär unterhalten - und Playoff-Dramen garantieren beste Unterhaltung. Auf diese Dramen blicken wir in unserer Serie zurück.

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