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«Nicht jeder hätte so gehandelt wie ich»

Antonio Rizzello spielte mit Ausnahme von zwei Saisons immer bei den SC Rapperswil-Jona Lakers, war mehrere Jahre der Captain der Rosenstädter. Nach einer schwierigen Spielzeit – für die Lakers und Rizzello – geht man getrennte Wege.

Ruedi
Gubser
18.04.19 - 04:30 Uhr
Eishockey
Wie weiter? Der in der vergangenen Saison nur noch bei der Hälfte der Lakers-Spiele eingesetzte Antonio Rizzello (rechts) denkt über seine Zukunft nach.
Wie weiter? Der in der vergangenen Saison nur noch bei der Hälfte der Lakers-Spiele eingesetzte Antonio Rizzello (rechts) denkt über seine Zukunft nach.
Bild Patrick B. Kraemer/Keystone

Es war eine schwierige erste Saison in der National League für die SCRJ Lakers nach dem Aufstieg. Durch den Verzicht von Swiss-League-Meister Langenthal auf die Liga-Qualifikation gab es letztlich aber ein frühzeitiges Happy End.

Es war auch eine schwierige – womöglich letzte – Saison für den Lakers-Stürmer Antonio Rizzello – und eine ohne Happy End. In seiner 16. Saison bei Rapperswil-Jona spielte Rizzello bei den Einsatzplänen von Trainer Jeff Tomlinson bloss noch eine kleine Rolle. 25-mal spielte der Captain in der Qualifikation, gerade noch dreimal in der Klassierungsrunde und im Play-out-Final gegen Davos.

Zukunft ist noch offen

Die Zeichen stehen deshalb auf Abschied vom Verein, für den er seit seinem Debüt in der höchsten Liga in der Saison 2000/01 mit zwei Jahren Unterbruch (2006/07 Langnau und 2007/08 Fribourg) immer spielte. «Ich sehe keine Zukunft mehr bei den Lakers.» Das weiss Rizzello. Wie seine Zukunft hingegen genau aussehen wird, ist für den 34-Jährigen noch nicht klar. «Zu 99 Prozent werde ich meine aktive Karriere beenden.» Ein Prozent ist aber noch offen. «Es gibt Kontakte zu Vereinen. Falls sich etwas ergibt, wird das höchstwahrscheinlich mit einem Swiss-League-Klub sein», so Rizzello. Aber einfach nur um etwas zu spielen, mache er nicht weiter. «Ich wollte immer auf einem Top-Level spielen. An dieser Einstellung hat sich nichts geändert.»

«Vielleicht war ich der Sündenbock für etwas, das früher passiert war.»
Antonio Rizzello, Captain der SCRJ Lakers

Eine andere Einstellung gab in der vergangenen Saison etwas von Rizzellos Persönlichkeit preis: Diejenige zum Job und seinem Klub. In der für ihn nicht einfachen Situation, als Captain aufs Abstellgleis geschoben zu werden, verhielt sich Rizzello seinem Naturell entsprechend. «Die Situation war tatsächlich schwierig. Auch weil mir die genauen Gründe, weshalb ich nicht häufiger spielen durfte, nicht mitgeteilt wurden. Allein an meinen Leistungen kann es nicht gelegen haben. Andere, die spielen durften, waren teilweise nicht besser. Vielleicht war ich der Sündenbock für etwas, das früher passiert war», erzählt Rizzello.

Grosser Respekt vor dem Klub

«Aber letztlich bin ich Angestellter der Rapperswil-Jona Lakers und habe mich mit den Entscheiden meiner Vorgesetzten abzufinden. Für mich stand – wie stets während meiner langen Zeit in Rapperswil – der Klub im Vordergrund. Ich schwieg und fand mich mit der Situation ab, auch weil ich grossen Respekt vor dem Klub habe, der mir sehr viel bedeutet und der mir sehr viel gegeben hat. Ich bin mir bewusst, dass nicht jeder so gehandelt hätte. Auch in meiner neuen Rolle als Ersatzspieler war mir wichtig, dass es allen in der Mannschaft gut geht. So bin ich nun einmal.»

«Für mich stand der Klub im Zentrum. Ich schwieg und fand mich mit der Situation ab.»
Antonio Rizzello, Captain der SCRJ Lakers

Wie sieht Rizzellos Zukunft aus, wenn die 99-prozentige Wahrscheinlichkeit eines Rücktritts zum definitiven, 100-prozentigen Abschied als Spieler wird? Liebäugelt der gute Rhetoriker mit einer Trainerkarriere? «Das Trainergeschäft hat mich nie gereizt», lautet Rizzellos Antwort. Wie aber könnte seine Zukunft ohne Hockey aussehen? «Das Ganze habe ich so ja nicht geplant und hätte bei den Lakers gerne noch weitergespielt. Deshalb befinde ich mich momentan in einem Prozess, der mir am Ende zeigen wird, wohin meine weitere Reise führt – sportlich und beruflich», so Rizzello.

Neben dem Beruf als Eishockeyspieler arbeitete der 34-Jährige, der bis dato 680 Spiele in der höchsten Schweizer Liga absolviert hat (77 Tore, 78 Assists) und weitere 178 (63/77) in der zweithöchsten, in den vergangenen acht Jahren mit einem 20-Prozent-Pensum in der Administration und Buchhaltung eines Architekturbüros.

Lakers sind kein Thema mehr

Wäre mit diesem Background nicht eine Anstellung in der Organisation der Lakers, dem Klub, der ihm so viel bedeutet, möglich? «Früher hatten wir mal darüber diskutiert. Zuletzt war das aber absolut kein Thema mehr. Nach einer derartigen Saison ist es wohl besser, getrennte Wege zu gehen», betont Rizzello. Trotz der verunglückten letzten Saison bei den SCRJ Lakers wird Rizzello den Klub in guter Erinnerung behalten. «Die Lakers haben mir die grössten Erfolge meiner Karriere ermöglicht. Das ist eine grosse Genugtuung für mich.»

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