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Bitteres Ende eines ganz speziellen Abends

Benefizspiel, Ambiance wie in einer Oper, Dramatik pur: Die Rapperswil-Jona Lakers bieten ihren Fans gegen Lausanne einiges – nur kein Happy End. Sie unterliegen den Waadtländern knapp mit 1:2.

Ruedi
Gubser
18.02.19 - 15:03 Uhr
Eishockey
Die Lakers und das Toreschiessen: Danny Kristo trifft gegen Lausanne ebenso wenig wie seine Stürmerkollegen.
Die Lakers und das Toreschiessen: Danny Kristo trifft gegen Lausanne ebenso wenig wie seine Stürmerkollegen.
Bild Patrick B. Kraemer/Keystone

Es hätte ein schöner Abend werden können. Allein schon dadurch, weil die Rapperswil-Jona Lakers das Meisterschaftsspiel gegen Lausanne als Benefizspiel zugunsten von Insieme Rapperswil austrugen, deshalb in speziellen, rot-schwarzen Leibchen antraten, die von den Zuschauern erworben werden konnten. Mit dem Erlös daraus (wie auch aus dem Verkauf von Schoggiherzen) unterstützen die Lakers die Rapperswiler Sektion der Vereinigung Insieme, deren Zweck es ist, den Mitmenschen mit einer geistigen Behinderung ein Leben zu ermöglichen, das dem in unserer Gesellschaft üblichen so ähnlich wie möglich ist.

Neben dieser schönen Geste der Lakers wurde es aber vor allem ein spezieller Abend mit einem bitteren Ende für das Heimteam und einem schalen Nachgeschmack, was das Verhalten des Lakers-Fanclub «45-er-Bewegig» betrifft, die auf eine lautstarke Unterstützung ihres Team verzichteten.

Verhängnisvoller Fehlpass

«Bitter, einfach bitter», fasste Stürmer Martin Ness das Sportliche zusammen. «Es ist hart, es ist sehr bitter, auf diese Weise zu verlieren», ergänzte Trainer Jeff Tomlinson. Damit meinte er den Gegentreffer zum 1:2 zweieinhalb Minuten vor Ablauf der 60 Minuten, als die Lakers mit einem Mann mehr spielen konnten. Wieder einmal hatte ein individueller Fehler die Lakers um den Lohn ihrer Anstrengungen gebracht. Dion Knelsen leistete sich in der eigenen Zone einen Fehlpass, den Christoph Bertschy zum Siegtreffer für Lausanne auszunützen wusste.

«Das war ein Pass, den man nicht machen darf», kommentierte Tomlinson diese Szene. Sie zeigte aber auch, dass Knelsen kein Verteidiger ist. Auf diese hatte Tomlinson bei dieser Überzahl verzichtet und mit fünf Stürmern das 2:1 gesucht. Dieses wäre aufgrund der Spielanteile auch verdient gewesen. Mit einem für die Lakers unüblichen positiven Schussverhältnis von 43:32 hatten sie nicht nur mehr Abschlüsse, sondern auch die besseren Chancen zu verzeichnen. Die grösste von allen hatte Casey Wellman nach 57 Minuten. Der Topscorer wurde dieser Bezeichnung aber alles andere als gerecht und vergab diese ausgezeichnete Möglichkeit leichtfertig. Statt die Scheibe nach einem mustergültigen Zuspiel von Knelsen über den Schoner von Lausannes Goalie Sandro Zurkirchen zu lupfen, wollte sie Wellman nur reinschieben. Das war definitiv die falsche Entscheidung. «Diesen Treffer muss nicht nur ein Topscorer machen, sondern jeder, der fürs Eishockeyspielen bezahlt wird», fand Tomlinson klare Worte.

Auf dem richtigen Weg

Neben den verhängnisvollen individuellen Fehlern begleitet die Lakers die mangelnde Chancenauswertung durch die Saison. Das war auch am Samstag gegen Lausanne nicht anders. Wellmans Chance war zwar die grösste für einen Laker, aber beileibe nicht die einzige. Knelsen, Schmuckli, Mason, Profico, Casutt und Profico scheiterten ebenfalls. Dass es für den Ausgleich in der 55. Minute ein Eigentor von Matteo Nodari brauchte, spricht Bände. Diesen Treffer bekam übrigens Frédéric Iglesias gutgeschrieben.

«Es ist sehr bitter, auf diese Weise zu verlieren. Wir waren die bessere Mannschaft.»
Jeff Tomlinson

Jeff Tomlinson hat neben dem Fehler Knelsens und dem Versagen Wellmans aber auch gute Dinge seiner Mannschaft gesehen. «Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, schon gegen Bern, hat mir gefallen und aufgezeigt, wie wir spielen können und spielen müssen», so Tomlinson. «Meine Jungs haben gegen Lausanne die meisten Sachen richtig gemacht, um dieses Spiel zu gewinnen. Nur eben: Der Puck muss ins Tor, damit wir auch gewinnen.» Wichtig sei, dass die Lakers ihr bestes Eishockey zum Saisonende hin spielten, und er sehe die gute Entwicklung. «Und das ist für mich wichtig.»

Stimmungsverweigerung der Stehplatzfans

Nicht entgangen war Jeff Tomlinson auch die spezielle Ambiance in der St. Galler-Kantonalbank-Arena. «Es war sehr leise in der Halle. Ich habe die Plakate gesehen, weiss aber nicht, worum es da genau ging», sagte Tomlinson dazu lediglich. Die Lakers-Fans im Stehplatzsektor hatten mit einem Transparent «eure id-scan – euse Stimmungsverzicht» ihren Unmut darüber geäussert, dass für den Gäste-Stehplatz-Sektor nur Zutritt erhielt, wer seine Identitätskarte vorzeigte. Diese Massnahme wurde ergriffen, weil die Begegnung zwischen den SCRJ Lakers und Lausanne von der St. Galler Kantonspolizei als Hochrisikospiel eingestuft worden war. Sie hatte offenbar Hinweise, dass eine mit dem Lausanner Fanclub befreundete Fangemeinschaft eines Fussballclubs aus dem Osten Deutschlands in Rapperswil-Jona anwesend sein werde. Vor einem Jahr waren diese deutschen Fans in Ambri bereits einmal Gäste bei einem Eishockeyspiel gewesen, und dabei war es zu Ausschreitungen und Verhaftungen gekommen.

In Rapperswil-Jona blieb es am Samstagabend ruhig – inner- und ausserhalb des Stadions. Für einmal übernahmen die Sitzplatzbenützer das Kommando und sorgten für Stimmung. Erst nach dem Schlusspfiff meldete sich die Stehplatzrampe mit dem Schlachtgesang, was von den Sitzplätzen mit einem lauten Pfeifkonzert quittiert wurde. Es war der Abschluss eines tatsächlich speziellen Abends.

Rapperswil-Jona Lakers - Lausanne 1:2 (0:1, 0:0, 1:1)
3369 Zuschauer. - SR Wiegand/Lemelin, Altmann/Cattaneo.

Tore: 7. Leone (Nodari) 0:1. 55. Iglesias 1:1. 58. Bertschy (Ausschluss Jeffrey!) 1:2.
Strafen: 3-mal 2 Minuten gegen die Rapperswil-Jona Lakers, 2-mal 2 Minuten gegen Lausanne.
Rapperswil-Jona Lakers: Nyffeler; Helbling, Berger; Iglesias, Schmuckli; Profico, Maier; Gähler; Kristo, Schlagenhauf, Spiller; Clark, Knelsen, Wellman; Mosimann, Mason, Casutt; Primeau, Ness, Hüsler.
Lausanne: Zurkirchen; Trutmann, Grossmann; Lindbohm, Frick; Nodari, Genazzi; Schelling; Vermin, Jeffrey, Bertschy; Kenins, Emmerton, Partanen; Moy, Froidevaux, Herren; Zangger, Antonietti, Leone; Traber.
Bemerkungen: Rapperswil-Jona Lakers ohne Rizzello und Lindemann (beide überzählig), Hächler, Gurtner, Schweri und Gilroy, Lausanne ohne Junland, Mitchell und Borlat (alle verletzt), sowie In-Albon (krank). – Time-out Rapperswil-Jona (57.) und von 57:58 bis 60:00 ohne Torhüter.

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