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Weniger wäre wahrscheinlich mehr

In seiner Kolumne findet Daniel Monnin, langjähriger Klub- und Verbandsfunktionär im Schweizer Eishockey und passionierter Eishockey-Journalist, dass Schweigen bei TV-Livespielen häufig besser wäre.

Linth-Zeitung
16.01.19 - 18:59 Uhr
Eishockey
Eine TV Kamera fängt das Geschehen am Spengler Cup ein.
Eine TV Kamera fängt das Geschehen am Spengler Cup ein.
Keystone

von Daniel Monnin

Früher war alles besser – auch schon gehört? Sicher, aber ebenso sicher ist, dass der Genuss von Eishockey im Fernsehen früher eben nicht besser war, weil praktisch zehn Monate pro Jahr inexistent. Das hat sich geändert, sehr zu meinem Gefallen. Und so habe ich mir über die Festtage und Anfang Januar so ziemlich alles «reingesogen», was mein nicht mehr ganz taufrischer Fernseher und mein neuer Kabelvertrag zu bieten haben. Kostenlos, ohne zusätzliche Abonnementsgebühren.

Angefangen mit dem Spengler Cup, seit Jahren das wichtigste Ereignis rund um Weihnachten (Entschuldigung!) im «Staatsfernsehen», über die erstmalige Ausstrahlung der U20-WM bis zu verschiedenen National-League- und Swiss-League-Partien auf «MySports». Ich hatte Spass, vor allem an den Jungs vom Schweizer U20-Nationalteam (Hut ab vor dieser Leistung!) und – ganz entgegen meinem üblichen kanadisch angehauchten Eishockey-Geschmack – auch an den jungen Finnen von KalPa Kuopio, die den Spengler-Cup-Sieg in den hohen Norden entführten. Und ich hatte durchaus auch Gefallen – quasi als «Kontrastprogramm» – an der einen oder anderen Swiss-League-Partie, die ich aus reiner Neugier anschaute.

Was mir aufgefallen ist – neben den grossen Unterschieden in puncto Intensität eines «Exhibition»-Games am Spengler Cup und einem U20-WM-Spiel oder etwa in puncto Spielorganisation und -intelligenz eines National-League- oder Swiss-League-Spiels? Die Antwort mag erstaunen, aber mehrmals habe ich mir gewünscht, die Übertragung des Spiels möchte doch bitte durch einen (zwischenzeitlichen) Tonausfall gestört werden.

«Wenn der 'Kommentator' gefühlt die Hälfte der Zeit seines 'Kommentars' mit vorbereiteten Statistiken füllt, dann fällt bei mir der Vorhang»

Ja, Sie haben richtig gelesen und können daraus auch richtigerweise folgern: Was uns da (allzu oft) als «Kommentar» zu den Spielen aufgedrängt wird, ist eine reine Zumutung. Sprechen ist Silber, erst denken und dann sprechen müsste dementsprechend Gold sein, denn ich würde nicht so weit gehen, zu behaupten, dass Schweigen Gold ist. Dennoch: Was gewisse «Kommentatoren» während 60 Spielminuten von sich geben, grenzt eher an eine langweilige Nacherzählung davon, was auf dem Eis gerade passiert ist, und nicht einer Analyse des Geschehens, wie ich sie mir wünschen würde (und von früher auch durchaus gewohnt war). Fachlich hochstehende Kommentare, keine nichtssagende «Portionenplauderei».

Ich sehe ja selber, dass Spieler A etwas falsch gemacht hat. Was mich (und wahrscheinlich auch andere Zuschauer) jedoch unterhalten würde, wäre, wenn der Kommentator den Vorfall auf dem Eis, analysiert und mögliche, spielbedingte Gründe für das Fehlverhalten liefert.

Und noch was: Ja, diese Statistiken. Sie gehören zum Eishockey wie Checks und Tore. Fachlich kompetent eingestreut in eine laufende Spielanalyse sind sie eine Bereicherung. Wenn jedoch der «Kommentator» gefühlt die Hälfte der Zeit seines «Kommentars» mit vorbereiteten Statistiken füllt, dann fällt bei mir der Vorhang, und ich wünsche mir in der Tat eine Tonstörung (oder drücke den «Lautlos-Knopf» auf meiner Fernbedienung). Das gilt übrigens auch bei jenen «Portionenplauderis», die von den 60 Minuten Spielzeit während 58 Minuten und 30 Sekunden ohne Unterbruch etwas von sich geben … Weniger wäre wahrscheinlich fast immer mehr!

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