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Das Los eines Aufsteigers: Am Schluss gewinnen die anderen

Die Rapperswil-Jona Lakers spielen gegen Lugano gut. Punkte gibts dafür aber nicht. Das 2:3 ist die zwölfte Niederlage für die Lakers mit einem Tor Unterschied.

Ruedi
Gubser
13.01.19 - 21:12 Uhr
Eishockey
Die Entscheidung: Romain Loeffel (rechts) tanzt Nicola Gurtner aus und trifft zum 3:2.
Die Entscheidung: Romain Loeffel (rechts) tanzt Nicola Gurtner aus und trifft zum 3:2.
MELANIE DUCHENE/KEYSTONE

Es ist keine einfache Situation. Für Luganos Präsidentin Vicky Mantegazza. Für die Rapperswil-Jona Lakers. Lugano, der Meisterschaftszweite der vergangenen Saison, liegt nur auf dem 10. Platz und hinkt den Erwartungen weit hinterher. Mit jeder weiteren Niederlage ihres Teams wird Mantegazza damit konfrontiert, sich vielleicht doch von Trainer Greg Ireland zu trennen. Gedanken über einen Trainerwechsel dürften ihr am Samstag in der St. Galler Kantonalbank Arena, unmittelbar hinter der Spielerbank der Luganesi inmitten des «Fussvolkes» sitzend, wohl durch den Kopf gegangen sein, als Lugano gegen die Lakers zweimal in Rückstand geriet. Anzumerken war Vicky Mantegazza nichts. Sie zeigte keine Gefühlsregungen: kein Kopfschütteln bei den Gegentoren, kein Jubel bei den eigenen Treffern. Einzig nach dem 3:2 von Gregory Hoffmann vier Minuten vor Spielende begann sie an den Fingernägeln zu kauen. Am Schluss konnte sie konstatieren: drei wichtige Punkte gewonnen, das Thema Ireland noch nicht unter dem Tisch, aber etwas weiter weggeschoben, und die Nägel nicht zu stark strapaziert.

Zwölfte knappe Niederlage

Nägel kauen hätte auch Lakers-Trainer Jeff Tomlinson können – oder sich die Haare raufen. Da zeigt sein Team einen inspirierten, engagierten, kämpferisch einwandfreien Auftritt, weist mit einer 40-prozentigen Erfolgsquote im Powerplay einen Wert auf, der weit über dem der gesamten Saison liegt, geht durch die Tore von Schlagenhauf (9.) und Wellman (37.) zweimal in Führung – und muss das Eis letztlich doch als Verlierer verlassen. Das 2:3 am Samstag gegen Lugano war die zwölfte Niederlage der Lakers mit einem Tor Unterschied. «So zu verlieren, ist sehr frustrierend», sagt denn auch Roman Schlagenhauf, der einen Schuss von Andri Spiller von der blauen Linie unhaltbar für Elvis Merzlikins zum 1:0 ablenken konnte.

«Wir müssen lernen, mit einem Vorsprung umzugehen, und wir müssen einen Weg finden, solche Spiele für uns zu entscheiden», fährt Schlagenhauf fort. «95 Prozent unseres Spiels sind gut. Wir spielen solid. Es fehlen einfach noch die paar Prozent, um enge Spiele zu gewinnen.» Wenigstens wisse man bei knappen Niederlagen, dass man dabei sei und die Chancen habe zu siegen.

Chancen zum Sieg

Und Möglichkeiten, nach acht Niederlagen in Folge wieder einmal ein Erfolgserlebnis zu haben, hatten die Lakers tatsächlich zur Genüge. Gegen ein Lugano, bei dem die Verunsicherung nach zuletzt vier Niederlagen in Serie spürbar war, vergaben Corsin Casutt (10.), Kristo (12., 53.), Mason (12.), Spiller (25.) und Knelsen (55.) jedoch in aussichtsreichen Positionen. Lugano versuchte sein Glück oft mit Einzelaktionen, blieb damit aber meistens in der gut organisierten Abwehr der Rapperswil-Joner hängen.

Den Weg, enge Spiele zu gewinnen, haben die Lakers noch nicht oft gefunden, einen Weg in die Niederlage hingegen schon. Wie auch schon passiert, führte individuelles Fehlverhalten in der Defensive zur Niederlage gegen Lugano. Beim 1:1 wurde Mauro Jörg zu viel Raum gewährt, beim 2:2 profitierte Romain Loeffel davon, dass Jorden Gähler zu sehr auf die Scheibe achtete als auf den Luganesi in seinem Rücken, und beim 2:3 lief Nico Gurtner beim Versuch, Hoffmann zu checken, ins Leere. Ausgerechnet durch eine Einzelleistung kam Lugano so zum Sieg. Und der Neuzuzug der Lakers, Kevin Clark, musste innert 24 Stunden die zweite 2:3-Niederlage hinnehmen. «Das ist extrem ärgerlich. Wir lagen an diesem Wochenende mehrmals in Front, konnten aber beide Spiele nicht nach Hause bringen», bilanzierte Clark, der bis auf seine Einsätze im Powerplay zusammen mit Kristo, Wellman, Casutt und Gähler sowohl gegen Genf-Servette als auch Lugano blass blieb.

Prozess der Verbesserung

Die 28. Saisonpleite wird die Rapperswil-Jona Lakers nicht umhauen. Sie sind sich Niederlagen ja gewöhnt. «Daran kann man sich nicht gewöhnen», entgegnet Schlagenhauf. «Ein Sportler will immer gewinnen. Wir dürfen uns wegen der Niederlagen nicht nach unten ziehen lassen, sondern jeweils das Positive, auch aus dem Spiel gegen Lugano, mitnehmen. Ebenfalls dürfen wir nicht auf die Tabelle schauen, sondern unseren Prozess der stetigen Verbesserung weitergehen. Denn im Vergleich zum Saisonstart haben wir uns verbessert», so Schlagenhauf.

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