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Der Davoser Kampf gegen die düstere Zukunft

2021 wird der HC Davos 100-jährig. Zwei Jahre später werden 100 Jahre Spengler Cup gefeiert. Dennoch präsentiert sich die nahe Zukunft des Schweizer Rekordmeisters (31 Titel) nicht frohlockend.

Südostschweiz
29.12.18 - 04:30 Uhr
Eishockey
HCD-Präsident Gaudenz Domenig bei der Eröffnung der neuen Trainingshalle.
HCD-Präsident Gaudenz Domenig bei der Eröffnung der neuen Trainingshalle.
THEO GSTÖHL

Mit dem Abgang von Arno Del Curto nach 22 Jahren am 27. November 2018 begann der Kampf gegen eine düstere Zukunft. Der Klub organisiert und erfindet sich neu. Aus dem Einmannbetrieb um Arno Del Curto soll wieder ein normales Hockey-Unternehmen werden. Präsident Gaudenz Domenig will nach der Anstellung des neuen Cheftrainers (Harijs Witolinsch) die Positionen Geschäftsführer (wohl durch Marc Gianola, den aktuellen Spengler-Cup-Präsidenten) und Sportchef stärken. Schon in einem Monat sollen die neuen Strukturen stehen.

Aber Davos muss sich anstrengen, um eine Führungsrolle im Schweizer Eishockey behalten zu können. Früher, als es im Unterland noch keine Eisbahnen und nur in den Bergen Eis gab, gerieten Titelgewinne für den grossen HC Davos zum Selbstläufer. Mit Arosa (in der 1. Liga) und Chur (in der Regio League MSL) sind schon zwei Bündner Traditionsklubs aus dem Profisport verschwunden. Davos hielt sich auch dank der geschickten Kommerzialisierung des Spengler Cups, mit inzwischen sogar TV-Direktübertragungen nach Kanada, lange ganz oben. Der HCD verdient als Veranstalter und Selbstvermarkter des Spengler Cups mehr als zwei Millionen Franken pro Jahr.

In der Peripherie fehlen die Mittel

Dennoch geht die Rechnung nicht mehr auf. Seit fast zehn Jahren muss der HCD den National-League-Klubs im Unterland Abgaben in Höhe von total 800'000 Franken für die spielfreie Altjahrswoche bezahlen. Die Budgets der Spitzenklubs im Unterland sind in den letzten Jahren von 12 auf bis zu 20 Millionen Franken gestiegen. Soviel Geld lässt sich in Davos selbst mit der Unterstützung des Spengler Cups nicht generieren. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Spitzeneishockey in Davos sind nicht mehr gut.

Die aktuelle Krise mit Platz 11 in der Meisterschaft hilft auch nicht. Präsident Domenig sagt, dass die Lohnkosten der Spieler in Davos weniger als zehn Millionen Franken betragen und somit weniger als bei den Spitzenklubs. Dennoch wird Davos rote Zahlen schreiben. Domenig: «Das Ziel war eigentlich eine ausgeglichene Betriebsrechnung. Dieses Ziel werden wir nicht erreichen.»

Weitere Transfers in der Pipeline?

Aber: Zuletzt gab es auch erfreuliche Nachrichten. Die Verträge mit den Schlüsselspielern Andres Ambühl (bis 2021) und dem 25-jährigen Enzo Corvi (bis 2022) wurden letzte Woche verlängert. Auch Dino und Marc Wieser bleiben. Inti Pestoni, den aktuellen Topskorer, hätte Davos gerne behalten, allerdings will Pestoni möglicherweise zu Ambri-Piotta zurück. Obwohl Davos nicht mehr mit Notenbündeln Spieler aus dem Unterland hochködern kann wie 2003 Peter Guggisberg oder fünf Jahre später Beat Forster, werden aus dem Unterland für nächste Saison zwei, drei namhafte Zuzüge erwartet.

«In unserer aktuellen Situation sollten wir nicht zu weit nach vorne schauen», meint der Davoser Captain Andres Ambühl. «Aber schwarz sehe ich nicht für die Zukunft. Wir verfügen über viele junge, sehr talentierte Spieler. Wenn wir diese Saison den Klassenerhalt schaffen, können wir hier schnell wieder etwas Cooles aufbauen.» (sda)

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