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Zwei Brüder streiten sich um das gleiche Weihnachtsgeschenk

Sven und Nils Berger haben in ihrer bisherigen Eishockeykarriere viel gemeinsam erlebt. Seit 2015 gehen die beiden getrennte Wege. Am Mittwoch duellieren sie sich um den Einzug in den Cupfinal.

Ruedi
Gubser
19.12.18 - 06:50 Uhr
Eishockey

Es ist zur schönen Tradition geworden, dass der Berger-Clan sich an Weihnachten in Altendorf bei Sven Berger zu Hause trifft. «Da kommen gut und gerne 14 Personen zusammen», sagt Sven Berger, «aber das ist kein Problem, ich habe ja eine grosse Wohnung.»

Erst das fünfte Mal gegeneinander auf dem Eis

Ein besonderes Treffen gibt es bei Bergers aber bereits am Mittwoch: In den Halbfinals des Schweizer Cups kommt es in der St. Galler Kantonalbank Arena nämlich zum Bruderduell zwischen Sven Berger (30) von den Rapperswil-Jona Lakers mit seinem in den Diensten der SCL Tigers stehenden Bruder Nils (27). Auch das sei kein Problem, sagt Sven Berger schnell, schiebt jedoch nach: «Spiele gegen den Bruder sind immer etwas Spezielles.»

«Wir sind stabiler geworden.»
Sven Berger, Verteidiger der SCRJ Lakers

Vor allem dann, wenn es sie so oft noch gar nicht gegeben hat, seit sie 2015 die SCRJ Lakers Richtung Langnau (Nils) und Ambri (Sven) verlassen haben. Wegen Verletzungen (vor allem von Nils), der Rückkehr von Sven Berger zu den Lakers auf die Saison 2017/18 und der unterschiedlichen Ligazugehörigkeit der SCL Tigers und der Rapperswil-Jona Lakers spielten Sven und Nils Berger bloss viermal direkt gegeneinander – und jedes Mal siegte Nils, zuletzt zum Auftakt der Meisterschaft am 21. September beim 5:2-Sieg der Tigers.

Das könnte die Rache von Nils dafür sein, dass ihn Sven öfters «hässig gemacht hat», als die beiden Eishockeyprofis noch Buben waren. «Sven liess mich manchmal absichtlich gewinnen. Das ärgerte mich. Denn ich wollte keine geschenkten Siege», erinnert sich Nils. «Als Älterer musste ich doch meinem jüngeren Bruder helfen», entgegnet Sven.

Es gab aber auch Hilfestellungen, über die sich Nils nicht zu ärgern brauchte. «Obwohl er drei Jahre jünger war als ich, durfte Nils als kleiner Bub in unserem Team beim Glarner EC spielen. In Spielen, in denen wir klar führten, schickten wir Nils zum gegnerischen Torpfosten, wo er nur noch die Kelle hinzuhalten brauchte, um ebenfalls ein Tor schiessen zu können», erinnert sich Sven. So werden Stürmer geboren.

Start bei den «Schneeflöckli»

Ihre Rollen auf dem Eis, Nils eben als Stürmer und Sven als Verteidiger, wurden den beiden Bergers schon als Kinder zugeteilt. Noch nicht bei den «Schneeflöckli» des Glarner EC, bei denen sie im zarten Alter von drei Jahren sozusagen ihre Eishockey-Karriere starteten. Ihre Aufgaben auf dem Eis waren unterschiedlich, den Weg zum Eishockey-Profi gingen sie gemeinsam. Dazu gehörte der Besuch der Sportschule Glarnerland und das Durchlaufen der Juniorenstufen beim SCRJ.

In der Saison 2004/05 feierte Sven Berger seine Premiere in der NLA, Nils folgte seinem Bruder in der Meisterschaft 2010/11 in die erste Mannschaft der Lakers. Hingegen alleine machte sich Nils auf den Weg nach Nordamerika. 2009/10 wagte der jüngere Berger den Sprung über den grossen Teich und absolvierte für die Innisfil Lakers (Ontario, Kanada) in der Greater-Metro-Junior-A-Hockey-League 35 Spiele. Dort erzielte Nils Berger 20 Tore und 31 Assists.

Ausgezogen aus dem Elternhaus, teilten sie sich in der Zeit beim SCRJ eine Wohnung. «Als Nils auf Wohnungssuche war, bot ich ihm an, bei mir zu wohnen, bis er etwas Passendes findet – dann blieb er zwei Jahre.» Sie hätten sich gut ergänzt im Haushalt, mit Kochen abgewechselt und ums Abwaschen und Aufräumen gespielt. «Wir entschieden diese Aufgaben entweder  an unserem kleinen Ping-Pong-Tisch oder an der Playstation», erzählt Sven. Bei diesen Spielen dürfte Sven den jüngeren Bruder nicht mehr gewinnen lassen haben.

Keine Rede von gewinnen lassen wird es am Mittwochabend bei den Bergers im Cup-Halbfinal geben. «Wenn wir es schon so weit geschafft haben, wollen wir auch in den Final», sagt Nils. «Wir haben eine Mission und wollen den Titel verteidigen», tönt es von Sven. So tippt Nils auf einen 4:2-Sieg der Langnauer. «3:1 für uns», prognostiziert Sven. Und der Verteidiger weiss auch, weshalb die Lakers siegen. «Wir haben uns in den letzten Partien stabilisiert.»

«Wir haben etwas nachgelassen»
Nils Berger, Stürmer der SCL Tigers

Neun der insgesamt 16 Punkte holten die Rapperswil-Joner in den vergangenen acht Partien. Und bei den beiden 1:2-Niederlagen zuletzt gegen Bern waren sie nahe an einem Punktgewinn dran. «Im Vergleich zum Start der Meisterschaft hat bei uns ein Sinneswandel stattgefunden», fährt Sven Berger fort, «jetzt wollen wir die Spiele unbedingt gewinnen, früher waren wir schon zufrieden, wenn wir gut spielten. Wir müssen einfach noch lernen, die engen Partien zu gewinnen.»

Kleiner Abwärtstrend bei Langnau

Nils Berger, der wegen Verletzungen nur die Hälfte der bisherigen Saisonspiele bestreiten konnte, muss dagegen bei den Langnauern einen kleinen Abwärtstrend feststellen. «Wir haben in den letzten Spielen etwas nachgelassen», betont er. Dennoch bewegt sich sein Team in Tabellenregionen, die ihm zu Saisonbeginn kaum jemand zugetraut hatte.

«In einer derart ausgeglichenen Liga, in der jeder jeden schlagen kann, gerät man mit zwei Niederlagen hintereinander bereits wieder in die Nähe des Strichs oder sogar darunter», dämpft Nils Berger. Den Fall unter diesen Strich zu verhindern, sei deshalb das primäre Ziel der Langnauer. Den Grund für die ausgezeichnete bisherige Saison ortet Nils Berger in den vier ausgeglichenen Linien, zwei guten Torhütern sowie einem guten System, das zur Mannschaft passt.

Die Aufwärtstendenz der Lakers gegenüber einer leicht abfallenden Formkurve der SCL Tigers spricht im heutigen Cup-Halbfinal für den SCRJ. Dazu kommt noch der Heimvorteil. Die Tabellenlage und die Bilanz der drei bisherigen Direktduelle in dieser Saison (5:2, 2:0 und 2:1 nach Verlängerung für die Tigers) sprechen dagegen für die Langnauer.

Gesprächsstoff werden Bergers am Weihnachtsfest bei Sven zu Hause zur Genüge haben. Und egal wie die Partie heute ausgeht. Die Bergers haben ohnehin einen Cupfinalisten zu feiern.

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Kann mich noch gut erinnern, als der Grossvater von Sven und Nils bei der legendären Niederurner Eishockey Mannschaft spielte in den 1950er Anfangs 1960er Jahren als Verteidiger.Ein noch lebender Eishockeyspieler der ich noch des öfteren sehe, erzählt mir jeweils die Geschichte :als Rapperswil in Niederurnen ein Spiel verlor+sie nach dem Spiel in den Ochsen zum Nacht eingeladen waren, das sie aus Frust "Schnurstracks"nach Hause gingen und dieses Nachtessen nicht genossen.Ausser Renato Das Oglio aus Oberurnen später bei Genf Servette spielten alles Niederurner in der Mannschaft.Da muss man leider sagen es war einmal.Aber es war eine schöne Zeit.Auch ich spielte bei den Niederurner Eishockey Junioren eine kurze Zeit.Kann mich auch erinnern an ein Spiel in Davos auf dem Natureisfeld.Damals hatte Davos noch keine Kunsteisbahn.

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