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Stürmerin in der «Nati» auf Abwegen

Premiere für Sinja Leemann, die 16-jährige Novizen-Elite-Spielerin der SC Rapperswil-Jona Lakers. Im Turnier in Monthey spielt sie in ihren A-Länderspielen 5 bis 7 erstmals auf internationalem Niveau als Verteidigerin.

Linth-Zeitung
15.11.18 - 01:00 Uhr
Eishockey
Neue Rolle im A-Nationalteam: Sinja Leemann ist beim Turnier in Monthey mit Aufgaben vor dem eigenen Tor beauftragt.
Neue Rolle im A-Nationalteam: Sinja Leemann ist beim Turnier in Monthey mit Aufgaben vor dem eigenen Tor beauftragt.
Joy Corthésy

von Daniel Monnin

Zwei U16-Europameisterschaften, mit 15 Jahren erstmals eine U18-Weltmeisterschaft und im August und Oktober die ersten vier A-Länderspiele: Die 16-jährige Sinja Leemann hat in ihrer noch jungen Eishockey-Karriere bereits einiges erreicht. Das Telefon von Nationaltrainerin Daniela Diaz kam vorletzte Woche aber auch für sie völlig überraschend. Mag sein, dass sie als Pikettspielerin insgeheim auf ein nachträgliches Aufgebot für die International Chablais Hockey Trophy, ein Vierländerturnier in Monthey, gehofft hatte.

Intelligenz, Spielwitz und Technik

Aber dass Diaz sie kurzfristig als Verteidigerin aufbieten würde, das hat sie «mega überrascht». Nicht nur sie, auch andere. Nicht aber Kevin Parada, den Novizen-Stufenleiter bei den SCRJ Lakers und zugleich Trainer des Novizen-Elite-Juniorenteams: «Sinja hat das Zeug, eine gute Verteidigerin zu werden. Was ihr an körperlicher Durchschlagskraft fehlt, macht sie mit Intelligenz, Spielwitz und guter Technik wett», sagt Parada. Er kennt als ehemaliger Frauen-U18-Nationaltrainer die Unterschiede zwischen dem Novizen- und dem Frauen-Eishockey.

Bei den SC Weinfelden Ladies in der höchsten Schweizer Frauenliga (SWHL A) spielt Leemann als Stürmerin – genauso wie in der U18-Nati und bei ihren vier vorangegangenen Einsätzen im A-Nationalteam. «Ihre Entwicklung ist in der Tat offen, sie kann polyvalent eingesetzt werden», sagt Parada. Er nennt Beispiele von Spielerinnen, die in einer ähnlichen Entwicklungslage sind wie Leemann. Eine solche ist die ehemalige Lakers-Juniorin Shannon Sigrist, die Parada in der U18 noch betreut hatte und die am Turnier in Monthey verletzungsbedingt fehlte.

«Ich musste mich zuerst finden, sehen, wie Frauen spielen und reagieren.»

Für Sinja Leemann und das Schweizer Team endete der internationale Vergleich im Wallis nach Siegen gegen Deutschland (3:2 im Penaltyschiessen) und Tschechien (4:1) und einer 1:8-Niederlage gegen Russland mit dem zweiten Rang. Nationaltrainerin Diaz, die aufgrund von Abwesenheiten und Verletzungen ein junges, unerfahrenes Team aufgeboten hatte, zeigte sich zufrieden. Sie sprach von einem erfolgreichen Turnier. «Wir übertrugen den jungen Spielerinnen viel Verantwortung und konnten ihnen viel Eiszeit geben.»

Die Nationaltrainerin lobt

Leemann spielte an der Seite der ebenfalls 16-jährigen Langenthalerin Lara Christen im dritten Verteidigerpaar. Sie begann gegen Deutschland nervös. «Mir unterlief eine Reihe von Flüchtigkeitsfehlern», bilanzierte sie. Kein Wunder, denn das Spiel gegen den nördlichen Nachbarn war für sie eine echte Premiere: Erstmals überhaupt spielte Leemann bei den Frauen als Verteidigerin – und das gleich auf Top-Niveau. «Ich musste mich zuerst finden, sehen, wie Frauen spielen und reagieren.»

Leemann steigerte sich von Spiel zu Spiel, liess ihre Klasse aufblitzen und spielte jene öffnenden Pässe, die sie auszeichnen. Auch im Zweikampfverhalten blieb die 16-Jährige nichts schuldig. Grund genug für ein Lob der Nationaltrainerin: «Sinja ist ein vielversprechendes Talent für die Zukunft.» Man sehe, dass sie aus ihren Fähigkeiten etwas machen wolle. «Sie arbeitet auf und neben dem Eis extrem hart. Ich freue mich, sie weiter beobachten zu können.»

Auf der Geschäftsstelle der SCRJ Lakers macht Leemann ihre KV-Lehre. Auf dem Eis liegt ihre unmittelbare Zukunft international im Schweizer U18-Nationalteam. In diesem zählt die viertbeste Schweizer Skorerin der letzten U18-WM zu den Teamstützen. Das nächste grosse Ziel dieser Equipe ist die Top-Division-WM Anfang Januar 2019 im japanischen Obihiro.

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