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Deshalb schiesst Niederreiter diese Saison 38 Tore

29.11.17 - 06:16 Uhr
Eishockey
Kommentar
Avalanche Wild Hockey
Nach seiner Knöchelverletzung knallt Nino Niederreiter nicht nur seine Gegner in die Bande, sondern auch Pucks ins Netz.
JIM MONE

Schöne Tore schiesst Nino Niederreiter selten. Seine Qualitäten liegen anderswo. Er scheut sich nicht, dem gegnerischen Torhüter das Leben schwer zu machen. Er packt seine 1,85 Meter Körpergrösse und 95 Kilogramm Kampfgewicht gerne mitten in den tiefen Slot. Dorthin, wo es in der NHL richtig weh tut.

Dafür wird Niederreiter – auch dank seiner exzellenten Stocktechnik auf engstem Raum – in dieser Saison belohnt. Im Schnitt trifft er in jedem zweiten Spiel. Zuletzt reihte Niederreiter Tore in sechs aufeinander folgenden Spielen aneinander – ein geteilter Franchise-Rekord. Der Churer egalisierte damit eine Bestmarke aus dem Jahr 2008.

Eine Philosophie, die in jedem Spiel funktioniert

Assists erzielt der Churer Powerflügel deutlich weniger als auch schon, bisher nur drei. Er ist aber auch eher der Vollstrecker, denn der Vorbereiter. Angenommen, er bleibt den Rest der Saison gesund und hält seine aktuelle Pace: Niederreiter hätte nach dem letzten Saisonspiel am 7. April 2018 ganze 38 Tore erzielt. Damit stünden nur sechs Tore weniger zubuche, als bei Sidney Crosby in der  vergangenen Spielzeit. Der Kanadier gewann damals mit 44 Treffern die sogenannte Art Ross Trophy für den besten Torschützen der Saison.

Niederreiter würde fortan in einem Atemzug mit einigen der besten reinen Torschützen der Welt genannt. Auston Matthews, David Pastrnak, Nikita Kucherov, Steven Stamkos, James Neal, Phil Kessel, Nino Niederreiter ... Mit 38 Toren würde er seine bisher beste Marke (25, aus der Vorsaison) nicht bloss übertreffen. Er würde sie pulverisieren.

Natürlich, aller Wahrscheinlichkeit nach wird der Churer seinen Lauf nicht halten können. Nur, sein Spielstil ist nicht einer, der darauf aufbaut, dass andere ihm die Tore ermöglichen. Er verdient sie sich mit einer einfachen Philosophie, die in jedem einzelnen Spiel reproduzierbar ist. Sein Coach Bruce Boudreau ist begeistert: «Er geht vors Tor und ist hungrig. Er wird keine Million wunderschöner Treffer erzielen. Aber er erzielt die schmutzigen vor dem gegnerischen Tor. Das ist das, was er tut.»

Und er tut das gerne und oft, wie folgendes Video beweist:

Spieler von Niederreiters Zunft sind in der NHL seltener als auch schon. Was dieser Tage zählt, ist Speed. Langsam ist «El Niño» natürlich nicht unterwegs. Aber es gibt immer mehr schnellere Spieler, die ihre Qualitäten im hohen Slot, in den Bullykreisen und an den Banden einsetzen. Nicht so der Churer.

Teil einer namhaften Gilde

Neben Wayne Simmonds von den Philadelphia Flyers, Joe Pavelski von den San Jose Sharks und Patric Hörnqvist von den Pittsburgh Penguins hat sich Niederreiter in einer namhaften Gilde von Spielern etabliert, die dem gegnerischen Torwart das Leben zur Hölle machen. Und das mit reichlich Erfolg.

Endlich wird Niederreiter den Vorschusslorbeeren als Top-5-Draftpick seines Jahrgangs gerecht. Er hat in Minnesota alles, was er für den Erfolg braucht: Das Vertrauen seines Trainers, starke Mitspieler und – dank seines neuen Fünfjahresvertrags, den er im vergangenen Sommer unterzeichnete – auch Stabilität. Dass sich Minnesota zurzeit am Strich um einen Playoff-Platz balgt, ist nur eine temporäre Erscheinung. Das Team ist zu gut besetzt und gerade defensiv zu stark, um die Playoffs zu verpassen. Es ist eine Frage der Zeit, bis sich im «State of Hockey» alles findet.

Mit etwas Glück und bester Gesundheit wird Niederreiter erstmals in einer NHL-Saison mehr als 30 Tore erzielen. Wann, wenn nicht jetzt?

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