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Todestag von Juan Antonio Samaranch jährt sich zum zehnten Mal

Der Todestag von des ehemaligen IOC-Präsidenten Juan Antonio Samaranch jährt sich an diesem Dienstag, 21. April, zum zehnten Mal.

Agentur
sda
21.04.20 - 04:15 Uhr
Sport
Juan Antonio Samaranch bei einem seiner letzten öffentlichen Auftritte im Jahr 2009.
Juan Antonio Samaranch bei einem seiner letzten öffentlichen Auftritte im Jahr 2009.
KEYSTONE/AP POOL/Charles Dharapak

Der Spanier formte die Olympischen Spiele zum Grossereignis. Gleichwohl wird sein Wirken oft kritisch hinterfragt.

Die Meinungen über Samaranch, der dem IOC als Präsident von 1980 bis 2001 vorstand, sind geteilt. Der Spanier veränderte die Olympischen Spiele grundlegend. Mit der Kommerzialisierung führte er sie in die Moderne, machte das Internationale Olympische Komitee reich - und ebnete der Korruption den Weg. Am Ende seiner Zeit als Boss des Gremiums war der «Altherren-Klub» zu einem Machtfaktor geworden. Für die einen ist Samaranch der Retter der Olympischen Spiele, für die anderen der Verräter der olympischen Idee. Er war wohl beides.

Als der Spanier im Sommer 1980 den Chefposten übernahm, steckte das IOC in finanziell schwierigen Zeiten. Hinzu kam der kalte Krieg. Als Spielball der Politik zwischen West und Ost standen die Spiele mit den Boykotts 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles fast vor dem Aus. Doch Schritt für Schritt machte der «Herr der Ringe» das IOC zu einem Milliarden-Unternehmen. Der clevere und gut vernetzte Samaranch öffnete die Olympischen Spiele für den Profisport, die Kommerzialisierung hielt Einzug.

Pierre de Coubertin, der Gründer der Olympischen Spielen der Neuzeit, wäre wohl nicht einverstanden gewesen. Denn Samaranch warf viele alte Ideale über Bord, um die Spiele zu dem zu machen, was sie heute sind: eine gigantische, kommerzialisierte Grossveranstaltung, eine scheinbar niemals versiegende Geldquelle. Die Einnahmen kamen in erster Linie dem IOC zugute, nicht den Organisatoren. Gut elf Milliarden Dollar, so hat man errechnet, soll Samaranch dem Gremium im Lauf der Jahre zugeführt haben - vor allem dank des ausgeklügelten Sponsoring-Systems, das der Spanier einführte.

Das Geld öffnete der Korruption Tür und Tor, denn Gegensteuer gab kaum einer. Viele IOC-Mitglieder wurden käuflich. Der Bestechungsskandal um die Olympiastadt Salt Lake City, der Ende 1998 auch dank dem Berner Marc Holder an die Öffentlichkeit geriet, förderte ein zum Teil schockierendes Verhalten an den Tag.

Samaranch selbst, der knapp 90 Jahre alt wurde, galt nicht als korrupt im engeren Sinne. Allerdings nutzte er sein Amt immer wieder, um die eigene Position zu festigen oder gar auszubauen. So liess er, um sich eine vierte Amtszeit zu sichern, die Altersobergrenze für Mitglieder auf 80 Jahre hochschrauben. Und dass seine Heimatstadt Barcelona den Zuschlag für die Sommerspiele 1992 erhielt, war kaum Zufall.

Samaranch, in Spaniens Diktatur unter Franco gross geworden, führte das IOC nicht wie ein Diktator. Seine Macht basierte stattdessen auf persönlichen Beziehungen, auf Netzwerken, er etablierte einen Hof von Günstlingen. Auf diese Weise hatte er bereits zuvor seine politische Karriere aufgebaut. Seine Ehefrau war eine enge Freundin der Tochter Francos. Nicht zuletzt diesem Umstand verdankte er seinen politischen Aufstieg in einer Diktatur, die Samaranch bis zuletzt verteidigt hat - was ihm von vielen übel genommen wurde.

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