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Wie der Schweizer Sport in der Corona-Krise hilft

Seit der Zuspitzung der Coronavirus-Krise hat ein Begriff massiv an Bedeutung gewonnen: Solidarität. In Zeiten von «Social Distancing» rückt die Schweiz doch irgendwie zusammen. Auch Sportler helfen.

Agentur
sda
20.03.20 - 14:26 Uhr
Sport
Die Volleyballerinnen von Aesch-Pfeffingen betreiben in der Coronavirus-Krise einen karitativen Hilfsdienst
Die Volleyballerinnen von Aesch-Pfeffingen betreiben in der Coronavirus-Krise einen karitativen Hilfsdienst
KEYSTONE/ADRIEN PERRITAZ

Noch am Freitagmittag wirkte Fabio Back ziemlich entspannt. Gemeinsam mit den Volleyballspielerinnen von Sm'Aesch Pfeffingen betreibt der Geschäftsführer des NLA-Klubs seit Montag einen karitativen Hilfsdienst, der über die sozialen Medien beworben wurde. Einkaufen, Kinder hüten, einfach irgendwie helfen und der Region etwas zurückgeben, so lautet das Ziel des Volleyballklubs aus Baselland. Eine Botschaft, die nach etwas Anlaufzeit bei den Betroffenen angekommen scheint. Mit der Ruhe für Back und die Volleyballerinnen von Aesch Pfeffingen könnte es bald schon vorbei sein.

«Ab heute geht es richtig los», sagt Back, der am Freitag gemeinsam mit seinem Team fünf Aufträge zu erledigen hat. Hauptsächlich seien gewöhnliche Einkäufe zu tätigen, aber nicht ausschliesslich. «Heute Vormittag holten wir für einen 70-jährigen Patienten Herzmedikamente beim Arzt ab» sagt Back. Gemeinsam mit Genesungswünschen und Autogrammkarten landete die Arznei im Briefkasten des Mannes. Am Nachmittag springen zwei seiner Spielerinnen für einen lokalen Bioladen als Kuriere ein. «Weil dort dazu das Personal fehlte.»

Selbst Back, der eigentlich nicht an der Front agieren, sondern die Aufträge koordinieren will, stand am Freitag im Einsatz. Er begleitete Teamcaptain und Nationalspielerin Madlaina Matter, die auf ihrer Einkausftour für zwei ältere Frauen vom Schweizer Fernsehen SRF begleitet wurde. Dass die Nachfrage nach Ausstrahlung des Beitrages zunimmt, erwartet Back. «Zu grosse PR wollen wir aber auch nicht machen, sonst haben wir plötzlich zu viele Nachfragen.» Ohnehin ist es von den Behörden abhängig, in welcher Form und wie lange die Hilfsaktionen überhaupt noch dauern können. «Wir wissen ja noch nicht, ob wir nach einem allfälligen Ausgangsverbot noch helfen dürften», sagt Back.

Weisser Kittel statt Renndress

Ähnliche Projekte wurden in den verschiedensten Sportarten lanciert, je nach Möglichkeit und Ausbildung variiert die dargebotene Unterstützung. Profi-Strassenrennfahrerin Elise Chabbey, die über ein abgeschlossenes Medizinstudium verfügt, hat sich etwa entschieden, dem Personal des Universitätsspital Genf unter die Arme zu greifen. «Ich habe mir gesagt, dass ich dieser Tage im Spital mehr bewirken kann, als auf dem Velo», begründet die 26-Jährige gegenüber Swiss Cycling ihren Entscheid.

Seit Dienstag bestreitet Chabbey ihren Alltag deshalb mehrheitlich im weissen Kittel als im Renndress. Im Spital mache sie sich nützlich, während sie daneben für Wettkämpfe trainieren würde, «von denen wir nicht einmal wissen, ob sie überhaupt stattfinden werden». Ihr Training hat die Profi-Athletin den Umständen angepasst, sie sagt: «Anstatt lange Ausfahrten zu unternehmen, arbeite ich an den Intensitäten.»

Auch Eishockey- und Fussball-Profis bieten der Allgemeinheit ihre Unterstützung an. Raphael Spiegel, Goalie des Challenge-League-Klubs FC Winterthur, stellt sich etwa «älteren Leuten in Winterthur» zur Verfügung, für die er Einkäufe tätigen oder mit dem Hund spazieren gehen könne, im Grossraum Freiburg geht das Gottéron-Trio Adrien Lauper, Killian Mottet und Nathan Marchon für Senioren auf Shopping-Tour, während die Grasshoppers ihre Kleinbusse verleihen und die Spieler von Ambri-Piotta persönliche Gegenstände verkaufen, um so Geld für die Tessiner Spitäler zu sammeln.

Ein Ziel des Sports sei es, «zu einer besseren Gesellschaft beizutragen», hatte IOC-Präsident Thomas Bach im vergangenen Jahr in einem Interview mit der Aargauer Zeitung gesagt. Während der wohl mächtigste Sportfunktionär der Welt trotz der Corona-Krise an den Olympischen Spielen im Sommer in Tokio festhalten will, beweist ein Grossteil der Sportler, dass sich Solidarität vor allem in Taten zeigt.

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