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Jetzt gilts ernst

So hat die Karin Luchsinger, Physiotherapeutin der Snowboardcross-Nationalmannschaft die Olympischen Spiele erlebt. Vom City-Trip nach Seoul, dem Training und Behandeln der Athleten bis hin zur Zielgerade. Diese und noch viele weitere Erlebnisse hat sie mit uns geteilt.

Südostschweiz
21.02.18 - 17:00 Uhr
Sport
*Karin Luchsinger aus Schwanden ist Physiotherapeutin der Snowboardcross-Nationalmannschaft.
*Karin Luchsinger aus Schwanden ist Physiotherapeutin der Snowboardcross-Nationalmannschaft.

Von Karin Luchsinger

Nach unserem Touristentag in Seoul verbringen wir die ersten Tage im Olympic Village in Pyeongchang. Hier logieren auch die Langläufer, Biathleten, Skispringer und Freestyle-Skifahrer. Alles ist sehr gut organisiert, die Busse zu den verschiedenen Wettkampfstätten fahren mit Schweizer Pünktlichkeit. Im Essenszelt kann man sich 24 Stunden lang mit internationalen und koreanischen Speisen verpflegen lassen. Ebenfalls stehen ein Coiffeur, Massagestühle, ein Spielezelt mit «Töggelitischen» und ähnlichem und sogar ein Florist zur Verfügung.

Wir vertreiben uns die Zeit mit Trainieren (die Athleten), Behandeln (ich), Planung für die nächste Saison erstellen (die Coaches) und Wettkämpfe live oder in unserer Lounge am TV schauen (alle zusammen). Besonders Freude macht natürlich der Gewinn der Silbermedaille von Martin Rios und Jenny Perret, da schlägt das Glarner Herz schon etwas höher. Auch sonst fiebern wir bei den Wettkämpfen mit und lassen uns gerne von den anderen Athleten ihre Sportarten bis ins kleinste Detail erklären.

Am Sonntag macht ein kleiner Teil unseres Teams einen Ausflug ins zweite grosse Olympic Village in Gangneun. Hier finden alle Sportarten auf dem Eis statt, das heisst Eishockey, Curling, Speed Skating und Short-Track. Dieses Village ist ebenfalls eindrücklich, hier stehen noch mehr Hochhäuser als in Pyeongchang und das Essenszelt beinhaltet sogar einen McDonalds. Nicht unbedingt die ideale Sportlernahrung, aber so ein McFlurry zum Dessert ist halt manchmal doch etwas Feines. Zwischendurch darf man sich ja auch etwas gönnen.

Für unsere Wettkämpfe, die im Phoenix Park in Bokwang stattfinden, ziehen wir erneut um. Swiss Snowboard hat sich hier oben eingerichtet, damit wir näher zu den Wettkämpfen wohnen und uns somit besser vorbereiten können. Der Snowboardcross sieht super aus: technisch anspruchsvoll, grosse Sprünge und eine spannende Zielgerade. Leider ist am ersten Trainingstag viel Wind angesagt, was bereits unseren Freunden vom Slopestyle grosse Schwierigkeiten bereitet hat ... Der Wind wechselt ständig, mal haben die Fahrer Rückenwind, in der nächsten Fahrt Gegenwind. Diese Bedingungen bringen mir einiges an Physio-Arbeit ein und ich gebe mein Bestes, damit die Athleten wieder einigermassen fit sind.

An den beiden Wettkampftagen herrschen dann bessere Wetterkonditionen. Kein Wind mehr, die Sonne scheint und es ist endlich nicht mehr so kalt. Zuerst steht das Rennen der Jungs auf dem Programm. Nach hartem Kampf in den Heats (sechs Fahrer starten gleichzeitig) landet Jerome auf dem 16. und Kalle auf dem 18. Platz. Für uns ist dieses Resultat mehr als zufriedenstellend, die zwei jungen Fahrer haben alles gegeben, stark gekämpft und für die weiteren Rennen viele positive Erfahrungen sammeln können. Leider überschatten einige schwere Stürze das Rennen. Der Kurs ist sehr schnell heute und deshalb springen einige Fahrer viel zu weit (teilweise über 35 Meter), landen schon gar nicht mehr in der Landung und können diesen Aufprall nicht mehr stehen. Deshalb bin ich froh, dass unsere Fahrer das Rennen gesund überstanden haben.

Beim Rennen der Frauen am nächsten Tag wird ebenfalls hart gekämpft. Lara steht mit einer Fersenprellung und krankheitshalber geschwächt am Start und erreicht trotzdem den guten 15. Rang. Auch dies lässt uns frohen Mutes in die Zukunft schauen.

Für mich sind diese olympischen Spiele damit zu Ende, morgen geht es heimwärts. Ich konnte viele spannende Eindrücke sammeln und freue mich, dass wir mit diesen Resultaten nach Hause fahren können. Nun steht aber zuerst Koffer, Boardbag und Physiomaterial zusammenpacken auf dem Programm ...

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