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Dach drauf und los: Das Glarner Eisfeld wird zum Mini-Davos

Jetzt wird es richtig kalt: Das erste Mal wird Eis unter dem Dach des Eisfelds im Buchholz gemacht. Betriebsleiter Ruedi Tschudi wird da warm ums Herz.

Sebastian
Dürst
19.10.17 - 04:30 Uhr
Sport

Ganz weit hergeholt ist der Vergleich mit dem Davoser Eisstadion nicht: Die Holzkonstruktion des neuen Eisfelddachs erinnert in ihrer Luftigkeit tatsächlich an die legendäre Sportstätte im Bündnerland. Das sieht auch Ruedi Tschudi so. Und er verrät: «Das Davoser Stadion wird bald umgebaut. Ein Verantwortlicher hat angekündigt, dass er sich unsere kleine Version einmal anschauen kommt.»

Er sei schon ein wenig glücklich, sagt Tschudi, als er durch die fast fertige Anlage läuft. Wenn er von den Vorzügen des Dachs spricht, gibt es keinen Satz, der nicht mit «Früher hätte man» beginnt. Früher hätte man um diese Zeit noch kein Eis machen können, weil die Sonne noch zu stark strahlt. Früher hätte es viel mehr Energie verbraucht, das Eis zu erhalten. Früher hätte man Angst haben müssen, dass Regen oder Schneematsch die ganze Arbeit innert weniger Stunden wieder zunichte machen. Und früher hätte er nicht schon im Oktober darüber sprechen können, dass er schon so viele Anmeldungen von Schulklassen hat, dass sich beeilen muss, wer noch einen Platz ergattern will.

Heute schon spricht er auch über den Sommer: In den Banden rund ums Eisfeld hat es neu nicht nur eine, sondern drei grosse Türen. Nicht für den Zamboni. Sondern, damit das Feld im Sommer auch für ganz andere Anlässe genutzt werden kann.

Die Eröffnung kommt bald, und dafür braucht es Eis

Tschudi hofft, dass er das Eisfeld am 28. Oktober für die Öffentlichkeit freigeben kann, am 5. November findet die offizielle Eröffnung statt.

Der Betriebsleiter der Sportanlagen Buchholz erklärt, was bis dann noch alles getan werden muss. Noch diese Woche wuseln nämlich viele Handwerker auf dem Buchholz-Areal herum. Zum Beispiel müsse man noch die Verbindung zwischen der West-Tribüne des Eisfeldes und der Leichtathletik-Anlage fertigstellen. Und die Plane auf der Ostseite anbringen.

Und natürlich das Eis. Ob der imposanten Holzkonstruktion und der weissen Planen, die nach aussen ein wirkliches Eisstadion erahnen lassen, geht dieses Herzstück nämlich fast ein wenig vergessen.

Nicht anmalen, aufspritzen

Dazu passt, dass die ersten Schritte des Vereisens ziemlich unspektakulär sind: Der Mitarbeiter einer Spezialfirma dreht am Dienstagmorgen einsam seine Kreise mit Kreide. Einem Kreidemehl-Wasser-Gemisch, genau genommen. Mit einer kleinen Maschine, welche einem Mäher gleicht, spritzt der Arbeiter das Gemisch auf den Eisfeldboden. «Früher wurde die Betonplatte des Eisfelds einfach weiss angemalt, heute macht man es aber fast überall so», sagt Tschudi. Zuerst müsse man aber noch die Unebenheiten der Betonplatte mit einer kleinen Eisschicht ausgleichen.

«Jetzt können wir die Linien in ihrer ganzen Breite anbringen.»

Auf die weisse Schicht kommen am Nachmittag die Bullykreis-Werbungen und die Eishockey-Markierungen. Witziges Detail: Weil die Sonne früher direkt auf das Eisfeld schien, konnten die Eishockey-Linien nicht in ihrer ganzen Breite angebracht werden. Zwei schmale farbige Bänder umrahmten nicht gefärbtes Eis und bildeten so eine Linie. Das hatte den Vorteil, dass weniger Eisfläche farbig ist. Farbiges Eis reflektiert nämlich stärker und beeinträchtigt so die Eisqualität. «Jetzt können wir die Linien in ihrer ganzen Breite anbringen», freut sich Ruedi Tschudi.

Auf die Werbungen kommen noch einmal zwei Schichten Eis: das Grund-eis und das Braucheis. Nur die oberste Schicht werde dann von der Eisma-schine abgehobelt, sobald es von den Schlittschuhen abgenutzt worden ist.

Spektakulär einmal anders

Das Eisstadion in Davos sieht auch von aussen spektakulär aus: Grosse Fensterfronten in alle vier Himmelsrichtungen mit Giebeln dazwischen erinnern an eine Kathedrale.

«Klein-Davos» in Glarus ist da doch etwas bescheidener geraten: Die Holzkonstruktion wurde mit einer weissen Plane ummantelt. Das wirkt von aussen recht massiv. Aber der Eindruck täuscht, wie ein Blick von innen nach aussen beweist: Vom Eis aus sind die Planen nämlich fast transparent. Das hat den Vorteil, dass das Glarner Eisfeld wie früher den Blick auf die Berge ermöglicht. Und der ist mindestens so spektakulär wie das Davoser Eisstadion.

Sebastian Dürst ist Redaktionsleiter der «Glarner Nachrichten». Er ist in Glarus geboren und aufgewachsen. Nach Lehr- und Wanderjahren mit Stationen in Fribourg, Adelboden und Basel arbeitet er seit 2015 wieder in der Heimat. Er hat Religionswissenschaft und Geschichte studiert. Mehr Infos

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