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Begeisterte und engagierte Sportler

Luca Tavasci, Paul Schnider und Patrick Mayer stehen als Bündner Behindertensportler des Jahres zur Wahl. Eine von der Organisation 
Procap Grischun bestimmte Jury entscheidet, wer am 23. Juni an der sechsten Bündner Sportnacht im GKB-Auditorium geehrt wird.

14.06.17 - 05:30 Uhr
Sport

Vor drei Jahren wurde an der Bündner Sportnacht erstmals auch der Behindertensportler des Jahres ausgezeichnet. Auf Skirennfahrerin Bigna Schmidt (2014) und den Rollstuhl-Rugby-Nationalspieler Jeremy Jenal folgte im letzten Jahr Madlaina Gaudenz (Schwimmen/Langlauf). «Es ist eine Freude, dass wir auch in diesem Jahr wieder dabei sein können», sagt Philipp Ruckstuhl, Geschäftsführer von Procap Grischun. «Als grösste Behindertenorganisation mit rund 3000 Mitgliedern ist das für uns ein wichtiger Event. Es ist eine tolle Sache, unsere Sportler schon zum vierten Mal an der Sportnacht ehren zu können», so Ruckstuhl. Der Behindertensportpreis wird auch in diesem Jahr von einer Jury vergeben. Ihr gehört neben Siri Anesini (Hobby-Rollstuhlsportlerin), Nadja Maurer («Bündner Tagblatt»), Ilario Bondolfi (Präsident Procap Grischun) und Brigitte Odoni (BTV Chur, Behindertensport)  auch Regierungsrat Mario Cavigelli an. Dieses Gremium entscheidet, welcher der drei nominierten Kandidaten als Bündner Behindertensportler des Jahres ausgezeichnet wird. Für Luca Tavasci aus Samedan und Paul Schnider vom Rollstuhl-Club Chur ist die Nomination nichts Neues. Sie waren bereits 
im letzen Jahr nominiert, als die Felsbergerin Madlaina Gaudenz geehrt wurde. Erstmals auf die Nominationsliste geschafft hat es der Maienfelder Wintersportler Patrick Mayer.

Der in Mels lebende Paul Schnider vom Rollstuhl-Club Chur gehört seit vielen Jahren zu den besten Pistolenschützen Europas. Neben seiner Familie und seinen Hobbys (Volksmusik, Jodelgesang) hat das Schiessen im Leben des 55-Jährigen den grössten Stellenwert. Schnider ist nicht nur ein be
geisterter, sondern auch ein erfolgreicher Schütze. Mehr als zwei Dutzend Schweizer-Meister-Titel in den Disziplinen 10 Meter Luftpistole, 25 Meter Sportpistole und 50 Meter Matchpistole sind eine eindrückliche Bilanz. 1995 gewann Schnider an der EM im Teamwettbewerb zudem Bronze, und 1997 reichte es ihm mit dem Team sogar 
zu einer EM-Silbermedaille. Im letzten Jahr qualifizierte sich Schnider zum vierten Mal nach Atlanta (1986), Sydney (2000) und London (2012) für die Paralympics. In Rio verpasste Schnider das angestrebte Top-Resultat mit den Plätzen 17 und 27. Ärgerlich war dabei sein Lapsus im Sportpistolen-Wettkampf. Abgelenkt durch eine Mitkonkurrentin gab er in der ersten Schnellfeuerserie nur vier statt der nötigen fünf Schüsse an. Ein Top-Resultat war danach nicht mehr möglich.

Der 23-jährige Luca Tavasci aus Samedan hat sich trotz Aplasie (Nichtausbildung eines Organs) seiner linken Hand vor sechs Jahren dazu entschieden, den Sport ernsthaft zu bestreiten – und setzt seither auf Mountainbike und Langlauf. Trotz seiner Behinderung schaffte der in Chur lebende Student schon bemerkenswerte Rangierungen. In diesem Jahr qualifizierte sich der Engadiner zum ersten Mal an einer paralympischen WM in Finsterau im bayrischen Wald. Im 20-Kilometer-Langlauf in der klassischen Technik lief er gleich auf Rang 11. Das ist ein erster Schritt in Richtung Paralympics. Auch auf dem Mountainbike kann Tavasci einige schöne Resultate vorweisen. Den Nationalparkmarathon schloss er beispielsweise vor zwei Jahren auf Platz 108 ab. Alle diese Leistungen sind umso bemerkenswerter, weil Tavasci vor fünf Jahren auch an Lymphdrüsen-Krebs erkrankte, diesen Rückschlag aber dank der Energie, die er aus dem Sport schöpft, wegsteckt.

Monoski, Langlauf, Mountainbike, Wakeboard, Tischtennis – der in Maienfeld lebende Patrick Mayer ist ein sportlicher Allrounder. Bevor der 1979 in Tübingen geborene Behindertensportler am 1. April 2000 im Engadin während eines Wettkampfs verunglückte, war er ein ehrgeiziger und talentierter Snowboarder. Er galt als eines der grössten Talente des deutschen Freestyle-Nachwuchses. Durch die Querschnittlähmung veränderte sich das Leben des in Tübingen aufgewachsenen Mitglieds bei Procap Grischun schlagartig, unterkriegen liess sich Mayer davon aber nicht. Im Gegenteil. Fortan fuhr der Maturand des Sportinternats in Ftan Monoski-Rennen und erreichte neben der deutschen Vize-Meisterschaft Rang 13 bei den Europameisterschaften. In den letzten Jahren fuhr Mayer nur noch wenige Rennen und beschränkte sich auf seine berufliche Karriere. Als Geschäftsführer der Wheelblades GmbH in Maienfeld kämpfe er für mehr Mobilität von gehbehinderten Menschen.

René Weber ist Leiter Sport Online/Zeitung. Er führt die Online- und Printredaktion der Zeitungen «Südostschweiz» und «Bündner Tagblatt» sowie des Portals «suedostschweiz.ch». René Weber arbeitet seit dem Jahr 2000 für die Medienfamilie Südostschweiz. Er hat in dieser Zeit von Grossanlässen wie Olympischen Spielen. Ski-Weltmeisterschaften und Fussball-Weltmeisterschaften, aber auch von Kantonalturn- und Schwingfesten, regionalen Eishockey- und Fussballspielen oder von Schützenversammlungen berichtet. Seit der Gründung gehört er der Organisation des Bündner Sportnacht an. Mehr Infos

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