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Vatikan meldet: Papst Franziskus gestorben

Papst Franziskus ist tot. Das Oberhaupt von weltweit 1,4 Milliarden Katholiken starb am Montag im Alter von 88 Jahren, wie der Vatikan mitteilte. Der Argentinier stand seit 2013 an der Spitze der katholischen Kirche.

Südostschweiz
21.04.25 - 10:03 Uhr
Schweiz & Welt
Aus dem Archiv: Papst Franziskus winkt während der Generalaudienz im Vatikan.
Aus dem Archiv: Papst Franziskus winkt während der Generalaudienz im Vatikan.
Bild: Keystone

Papst Franziskus ist am Ostermontag gestorben, wie der Vatikan mitteilt. Trotz seiner angeschlagenen Gesundheit hatte der Papst am Sonntag zu Ostern noch persönlich den Segen Urbi et Orbi (Der Stadt und dem Erdkreis) gespendet. Das 88 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche wurde dabei von Zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz bejubelt.

Den Segen sprach Franziskus mit sehr schwacher Stimme und auch nur in einer verkürzten Version. Anschliessend liess er sich im offenen Papamobil mehrere Minuten über den Platz im Herzen des Vatikans fahren. Mehrfach liess er das Auto anhalten, um Kinder zu begrüssen. Dabei wirkte er nach seiner lebensgefährlichen Lungenentzündung immer noch hilfsbedürftig.

Franziskus hatte im Frühjahr insgesamt 38 Tage in Rom im Krankenhaus gelegen. Nach der Entlassung vor vier Wochen trat der gebürtige Argentinier nur selten in der Öffentlichkeit auf - und wenn, dann nur kurz.

Sein Wirken in der Schweiz

Das Wirken des am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus' hat während seines Pontifikats auch in die Schweiz ausgestrahlt. So gewährte er etwa zwei Schweizer Opfern von sexuellem Missbrauch eine Privataudienz und sprach eine helvetische Laienfrau heilig. Zu Besuch in der Schweiz war er aber nur einmal.

Im März 2019 hatte sich Papst Franziskus in einer Privataudienz die traumatischen Schilderungen der zwei Schweizer Missbrauchsopfer angehört: Ein Mann, der zum Zeitpunkt des Treffens 63 Jahre alt war, erzählte ihm, dass er als Jugendlicher in einem Erziehungsheim in Bad Knutwil LU von Mönchen geschlagen und mehrfach sexuell missbraucht worden war. Das andere Opfer war eine 74-jährige Frau, die in einem von katholischen Nonnen geführten Kinderheim in Malters LU Gewalt und sexuellen Missbrauch erlitten hatte. Der Papst bat die beiden im Namen der Kirche um Vergebung.

Der Pontifex unterstützte ausserdem den Freiburger Daniel Pittet, der als Kind jahrelang von einem Priester vergewaltigt worden war. Papst Franziskus hatte etwa das Vorwort zu seinem 2017 veröffentlichten Zeugnisbuch «Mon père, je vous pardonne» (Mein Vater, ich vergebe Ihnen) verfasst und darin «ein notwendiges, wertvolles und mutiges Zeugnis» gesehen.

Schweizer Forderungen gegen Missbrauch

Papst Franziskus zeigte ausserdem Interesse an der Studie der Universität Zürich, die 1002 Fälle von sexuellem Missbrauch in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts dokumentierte. Im November 2023 empfing er den Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), Felix Gmür, und den Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, die ihm die von der Schweizer Kirche gewünschten Massnahmen vorstellten.

Der sexuelle Missbrauch war auch das Kernthema bei den Gesprächen zwischen dem Papst und Bundespräsidentin Viola Amherd im Mai 2024 im Vatikan. Ihre Botschaft: Der Bundesrat erwarte von der Kirche, dass sie Missbrauch wirksam bekämpfe und wichtige Präventionsmassnahmen ergreife.

Ein Bundesratsmitglied nimmt traditionell immer am 6. Mai an der Vereidigung der neuen Mitglieder der Päpstlichen Schweizergarde teil. Das Bundesratsmitglied wird dann normalerweise vom Heiligen Vater in einer Audienz empfangen.

Sein Besuch in der Schweiz

Umgekehrt hat der Papst die Schweiz seit Beginn seines Pontifikats am 13. März 2013 nur einmal besucht: Am 21. Juni 2018 nahm er in Genf an einem Treffen anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) teil und feierte eine Messe in Palexpol. Vor seinem Pontifex war der Papst bereits mehrmals in der Schweiz gewesen. Er habe das Land jedoch «nur vom Vorbeifahren» gekannt, wie er zugab.

Dafür hatte sich der Papst auch mal zu Schweizer Neutralität geäussert. Auf dem Höhepunkt des Krieges in der Ukraine hatte der Pontifex unter anderem über die Schweiz gesagt, dass «wenn sie in Kriegen eine neutrale Position einnimmt, dies keine Art ist, ihre Hände in Unschuld zu waschen, sondern eine Berufung zum Ausgleich und zur Einheit» sei.

Eine Heilige, ein Seliger und zwei Papstwähler

Schliesslich hatte der Pontifex am 13. Oktober 2019 im Vatikan die Freiburgerin Marguerite Bays heiliggesprochen. Die Näherin aus Siviriez, die in der Schweiz des 19. Jahrhunderts lebte, ist die erste helvetische Laienfrau, die heiliggesprochen wurde. Sie soll mehrere Wunder bewirkt haben.

Ende Januar dieses Jahres genehmigte der Papst ausserdem die Veröffentlichung eines Dekrets, das den Weg für die Seligsprechung von Bruder Lycarion (François-Benjamin May) ebnet. Der aus Bagnes VS stammende Maristenbruder wurde 1909 in Barcelona während antiklerikaler Unruhen getötet.

Während seines Pontifikats ernannte Papst Franziskus ausserdem einen neuen Schweizer Kardinal. Er wählte den Walliser Erzbischof Emil Paul Tscherrig, einen ehemaligen Apostolischen Nuntius (Botschafter des Vatikans), am 30. September 2023 zum «Kirchenfürsten». Tscherrig ist neben Kurt Koch der zweite Schweizer im gegenwärtigen Kardinalskollegium.

Die beiden derzeitigen Schweizer Kardinäle können beim Konklave den nächsten Papst wählen. Dieses Recht wird nur Kardinälen gewährt, die jünger als 80 Jahre sind. Kurt Koch wird im März 75 Jahre alt, Emil Paul Tscherrig ist im Februar 78 Jahre alt geworden. (red/sda)

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Gott hab in selig. Für einen "Übergangspapst" hat er sich lange durchgebissen. Das war ein Marathon in Bleischuhen. Trotzdem hat er ein paar wichtige Scheibchen von der zähen Salame abgeschnitten.

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