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Hohe Haftstrafen und Sicherungsverwahrung im Lügde-Prozess

Im Prozess um den massenhaften Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde hat das Landgericht Detmold die beiden geständigen Angeklagten am Donnerstag zu hohen Haftstrafen verurteilt.

Agentur
sda
05.09.19 - 09:38 Uhr
Blaulicht
Im Prozess um hundertfachen Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz im deutschen Lügde sind die Hauptangeklagten zu hohen Haftstrafen und Sicherheitsverwahrung verurteilt worden. (Symbolbild)
Im Prozess um hundertfachen Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz im deutschen Lügde sind die Hauptangeklagten zu hohen Haftstrafen und Sicherheitsverwahrung verurteilt worden. (Symbolbild)
KEYSTONE/LUIS BERG

Ein 56-jähriger früherer Dauercamper erhielt wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs in mehr als 200 Fällen eine Freiheitsstrafe von 13 Jahren. Sein 34-jähriger Mitangeklagter wurde zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt. Ausserdem ordnete das Gericht für beide Männer die anschliessende Unterbringung in der Sicherungsverwahrung an.

Dem 56-Jährigen wurden rund 290 Missbrauchstaten zur Last gelegt. Der 34-Jährige hatte sich laut Anklage in rund 160 Fällen an Mädchen und Jungen vergangen - seit 1999 war er dazu immer wieder zu Gast auf dem Campingplatz, aber auch seine Wohnung soll Tatort gewesen sein.

Beide Männer filmten ihre Taten, bei beiden stellte die Polizei insgesamt Tausende Bild- und Videodateien sicher, die sexuelle Gewalt gegen Kinder- und Jugendliche zeigen. Die beiden Männer gelten als Haupttäter der jahrelang unentdeckt gebliebenen Missbrauchsserie, die nach ihrem Bekanntwerden Ende Januar über die deutschen Grenzen hinaus Entsetzen auslöste.

Pannen bei Polizei und Jugendämtern

Das Urteil fiel am elften Verhandlungstag. In den vergangenen zehn Wochen hatte die Detmolder Jugendschutzkammer 33 Zeugen, darunter 16 Opfer und zwölf Angehörige, vernommen. Die meisten Zeugenvernehmungen fanden in der Verhandlung aus Opferschutzgründen unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt: Der Grossteil der Opfer war zu den Tatzeiten zwischen drei und 14 Jahre alt.

Die Missbrauchsserie von Lügde gilt wegen polizeilicher Ermittlungspannen und Behördenversagens als einer der grössten Skandale der vergangenen Jahre. Polizei und Jugendämter stehen in der Kritik, weil sie Hinweisen auf den Hauptverdächtigen zunächst nicht nachgegangen sein sollen. Auch bei den Ermittlungen gab es Pannen, unter anderem verschwanden Beweismittel.

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