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Fall Epstein: Wärter unter Verdacht der Fälschung von Unterlagen

Die mit der Aufsicht über US-Milliardär Jeffrey Epstein beauftragten Gefängniswärter werden laut Ermittlerkreisen verdächtigt, Unterlagen über die Kontrollgänge gefälscht zu haben. Dies sollen Videos von Überwachungskameras aus der Anstalt in New York beweisen.

Agentur
sda
14.08.19 - 10:42 Uhr
Blaulicht
In dieser Haftanstalt in New York war der unter Missbrauchsverdacht gestandene US-Milliardär Jeffrey Epstein bis zu seinem Suizid festgehalten worden.
In dieser Haftanstalt in New York war der unter Missbrauchsverdacht gestandene US-Milliardär Jeffrey Epstein bis zu seinem Suizid festgehalten worden.
KEYSTONE/AP/MARY ALTAFFER

Die Aufnahmen zeigen laut der anonymen Quelle, dass die Wärter keinen der in den Dokumenten verzeichneten Kontrollgänge durchgeführt haben. Die Wärter, die Epstein in seiner Zelle in seiner Todesnacht beaufsichtigen sollten, schliefen laut einem Medienbericht zudem während der Arbeit.

Statt wie vorgeschrieben alle 30 Minuten nach dem Inhaftierten zu schauen, seien die beiden Beamten eingeschlafen und hätten den Zustand von Epstein für rund drei Stunden nicht kontrolliert. Das berichtete die Zeitung «New York Times» am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf Ermittlungs- und Gefängnisbeamte.

Mutmasslich nahm sich Epstein in dieser Zeit das Leben. Laut dem Bericht sollen beide Wärter, ein Mann und eine Frau, in der Zeit im Gefängnis Überstunden wegen Personalknappheit gemacht haben. Beide sind nach Angaben des US-Justizministeriums mittlerweile beurlaubt.

Auch der Direktor der Haftanstalt wurde auf Veranlassung von Minister William Barr versetzt. Barr hatte «schwere Unregelmässigkeiten» in der Haftanstalt beklagt und eine gründliche Untersuchung des Falles versprochen.

Ungereimtheiten

Epstein wurde von Mitarbeitern der Haftanstalt am Samstagmorgen gefunden und später für tot erklärt. Die Wärter stünden ausserdem unter Verdacht, ihren Arbeitsbericht gefälscht zu haben, um ihr fatales Versäumnis zu verschleiern, heisst es in der US-Zeitung.

Zu den Ungereimtheiten im Umgang mit dem Inhaftierten gehört, dass für den schwerreichen Ex-Investmentbanker nur kurz eine besondere Beobachtung angeordnet wurde. Dies, obwohl er offenbar schon im Juli nach der Ablehnung seines Antrags auf Kautionsfreilassung einen Suizidversuch unternommen hatte und Wiederholungsgefahr bestand.

Der in elitären Kreisen bestens vernetzte Epstein sollte in einer Haftanstalt in Manhattan auf den Beginn seines Prozesses warten. Den Prozessauftakt hatte das Gericht vorläufig auf Anfang Juni 2020 festgelegt. Epstein wurde beschuldigt, Dutzende Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Laut Anklages baute er zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring auf.

Epstein zeigte sich gerne öffentlich mit Stars und hatte unter anderem - zumindest zeitweise - Kontakte zum heutigen Präsidenten Donald Trump, Ex-Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew aus Grossbritannien. US-Medien spekulieren, dass ein Prozess weitere Prominente schwer belastet hätte.

Trump spielt Tweet herunter

Trump spielte derweil eine Twitter-Nachricht mit einer Verschwörungstheorie herunter, die er weiterverbreitet hatte. Am Samstag hatte er den Beitrag eines Kommentators retweetet, die Bill Clinton in die Nähe von Epsteins Tod rückt.

Am Dienstag sagte Trump dazu vor Journalisten, es habe sich um den Tweet eines «hoch angesehenen konservativen Experten» gehandelt - «das war nicht von mir, das war von ihm», fügte er hinzu. Auf die Frage, ob er wirklich glaube, dass die Clintons in den Tod von Epstein involviert seien, sagte Trump: «Ich habe keine Ahnung.»

Die US-Bundespolizei FBI untersuchte unterdessen Medienberichten zufolge Epsteins Anwesen auf den Amerikanischen Jungferninseln. Der «Miami Herald» berichtete, es sei die erste Durchsuchung auf dessen Privatinsel Little St. James gewesen.

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