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Immer mehr Häftlinge, vor allem in U-Haft, mit Wohnsitz im Ausland

In den letzten 30 Jahren ist die Anzahl Häftlinge in der Schweiz um 50 Prozent von 4621 auf 6907 gestiegen. Sassen 1988 noch 70 von 100'000 Bewohnern in Haft, waren es 2017 82. Gestiegen ist besonders der Anteil Ausländer mit Wohnsitz im Ausland in Untersuchungshaft.

Agentur
sda
05.02.19 - 11:37 Uhr
Blaulicht
In den letzten 30 Jahren stieg die Anzahl Häftlinge in der Schweiz um 50 Prozent. Besonders deutlich ist der Anteil an ausländischen Untersuchungshäftlingen mit Wohnsitz im Ausland. (Symbolbild)
In den letzten 30 Jahren stieg die Anzahl Häftlinge in der Schweiz um 50 Prozent. Besonders deutlich ist der Anteil an ausländischen Untersuchungshäftlingen mit Wohnsitz im Ausland. (Symbolbild)
KEYSTONE/GAETAN BALLY

In der Untersuchungs- oder Sicherheitshaft hatten im Schnitt ein Viertel der Inhaftierten die Schweizer Staatsbürgerschaft. Knapp ein Drittel waren in der Schweiz wohnhafte Ausländer, 45 Prozent waren Ausländer mit Wohnsitz im Ausland.

Über die Jahrzehnte hinweg ist dabei ein deutlicher Trend erkennbar, wie neue Zahlen des Bundesamts für Statistik vom Dienstag zeigen: Im ersten Jahrzehnt waren im Schnitt knapp ein Drittel der Untersuchungs- und Sicherheitshäftlinge schweizerischer Nationalität. In den folgenden beiden Jahrzehnten war es jeweils nur noch ein Fünftel.

Der Anteil Ausländer in Untersuchungs und Sicherheitshaft mit Wohnsitz in der Schweiz hatte zunächst zugenommen von 28 auf 37 Prozent, ist jetzt aber wieder gleich hoch wie im ersten Drittel des beobachteten Zeitraums. Relativ steil nach oben zeigt die Anteilskurve der in diesem Sektor inhaftierten Ausländer mit Wohnsitz im Ausland: Im ersten Jahrzehnt machten sie 41 Prozent aus, im zweiten 43 und im dritten 52 Prozent.

Ursachen sind Unruhen und Kriege

Dieser Anstieg erklärt sich zum Teil durch die Zunahme an Ausländern, die sich nicht rechtmässig in der Schweiz aufhalten. Und dies wiederum ist auf kriegerische Handlungen wie den Bosnien- oder den Syrienkrieg zurückzuführen. 1988 spielten solche Auseinandersetzungen noch eine untergeordnete Rolle.

Insgesamt sassen 2017 über 2000 Personen mehr in Haft als 1988. Überdurchschnittlich zugenommen haben die Anteile der Personen im Vollzug von Zwangsmassnahmen gemäss Ausländergesetz und im vorzeitigen Straf- oder Massnahmeantritt: um 200 Personen oder 328 Prozent bei den Zwangsmassnahmen gemäss Ausländergesetz und um 765 Leute im vorzeitigen Vollzug, einem Plus von 282 Prozent.

Der Anteil an Häftlingen im vorzeitigen Vollzug hat offenbar seit der Einführung der neuen Strafprozessordnung von 2011 deutlich zugenommen. Der vorzeitige Straf- oder Massnahmeantritt ermöglicht Häftlingen, schon vor der rechtskräftigen Urteilsfällung verbesserte Chancen auf Resozialisierung zu erhalten.

Weniger, aber grössere Haftanstalten

Die Zahl der Justizvollzugseinrichtungen in der Schweiz ist in den letzten 30 Jahren von 152 auf 106 um fast ein Drittel gesunken. Kleinere Anstalten wurden nach und nach geschlossen. 2017 konnte rund ein Viertel der Anstalten mehr als 100 Insassinnen und Insassen aufnehmen, 1988 waren nur 9 Prozent der Anstalten so gross.

Die Kapazität stieg um 2000 Haftplätze, also etwas weniger als der Insassenbestand. Eng wird es deshalb dennoch nicht: 2017 standen pro 100'000 Einwohner 89 Haftplätze zur Verfügung, sieben mehr als nötig.

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