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Ofenpass und Albula – für Töfffahrer gefährlich

Auf den Bündner Strassen sind letztes Jahr 19 Personen tödlich verunfallt. Sechs davon waren Motorradfahrer. Das zeigt die aktuelle Verkehrsunfallstatistik.

Pierina
Hassler
23.03.18 - 04:30 Uhr
Blaulicht
Motorradfahrer am Ofenpass
Der Ofenpass ist für Töfffahrer ein gefährliches Pflaster.
ROLF CANAL

Jedes Jahr, jeweils Ende März, präsentiert Barbara Hubschmied, Chefin der Verkehrspolizei Graubünden, die ak- tuelle Verkehrsunfallstatistik. Jedes Jahr sticht ein Thema in dieser umfassenden Bearbeitung des Verkehrsgeschehens besonders heraus. Letztes Jahr waren es die vielen Unfälle wegen Ablenkung mit Handy und Co. Dieses Jahr sind es die tödlichen Unfälle: «Insgesamt kamen 2017 auf den Bündner Strassen 19 Personen ums Leben», sagte Hubschmied gestern vor den Medien. Dies sind fünf Personen mehr als 2016.

Von den insgesamt 19 Personen, die im Strassenverkehr ihr Leben verloren haben, starben neun bei einem Autounfall, sechs Personen bei einem Motorradunfall. Dazu kommen noch vier Fussgänger. Rund die Hälfte der insgesamt 19 tödlich verunglückten Personen kam bei einem Schleuder- oder Selbstunfall ums Leben.

Mehr Unfälle mit Personen

Im Jahr 2017 ereigneten sich in Graubünden insgesamt 2220 polizeilich registrierte Verkehrsunfälle. «Dies entspricht in etwa den Durchschnittswerten der Jahre 2012 bis 2016», sagte Hubschmied. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Fahrzeugbestand auch im vergangenen Jahr um rund 2100 Motorfahrzeuge angewachsen sei, dürfe dies positiv gewertet werden. Unfälle, bei denen Personen zu Schaden gekommen sind, haben 2017 um 3,5 Prozent gegenüber 2016 zugenommen (siehe Grafik). Unfälle mit Sachschaden verzeichnen ei-nen Rückgang von 4,7 Prozent.

Mit insgesamt 889 Fällen bilden die Unfälle mit Tieren den höchsten Anteil in der Gruppe der Unfalltypen. «Die Zahl bewegt sich seit Jahren auf einem hohen Niveau», stellte Hubschmied fest. Vor Jahresfrist gab es 889 Wildunfälle. 2015 waren es 910. Im Jahr 2014 deren 784, und 2013 waren es 953. Um die Wildunfälle etwas zu minimieren, werden unter anderem auf der A13, zwischen Chur und Trimmis, zwei neue Wildwarnanlagen installiert. Vorgesehen ist auch eine Wildwarnanlage bei San Vittore.

Laut Verkehrsunfallstatistik 2017 registrierte die Bündner Kantonspolizei dazu noch 576 Schleuder- oder Selbstunfälle, 186 Auffahrunfälle und 146 Unfälle mit Frontalkollisionen.

Zu laute Musik

Die Anzahl der verletzten Fussgänger nahm gegenüber dem Vorjahr zu. Von den insgesamt 53 verunfallten Personen wurden 17 auf einem Fussgängerstreifen angefahren. Ein Fussgänger und ein Lenker eines fahrzeugähnlichen Gerätes (Trottinett, Skateboard) kamen bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Die Zunahme der Unfälle mit Fussgängerbeteiligung zeige auf, dass auch in Zukunft Massnahmen und mediale Appelle notwendig seien, um die Motorfahrzeuglenker zur Rücksichtnahme gegenüber den schwächeren Verkehrsteilnehmern zu sensibilisieren, so Hubschmied. Aber auch Fussgänger müssten darauf achten, dass man sie besser sehe. «Zum Beispiel mit hellen Kleidern oder Reflektoren.» Zudem sei das Tragen von Kopfhörern mit lauter Musik und die Ablenkung durch das Bedienen des Mobiltelefons ein wesentlicher Risikofaktor im Strassenverkehr.

Speziell ist die Zunahme der Verkehrsunfälle in Tempo-30-, Begegnungs- und Fussgängerzonen. Die Statistik für das Jahr 2017 zeigt total 110 Unfälle. Ein Jahr zuvor waren es 104. «Die Zunahme hat auch damit zu tun, dass es jedes Jahr mehr Tempo-30-Zonen gibt», erklärte Hubschmied.

Spitzenposition Ofenpass

Bei der Anzahl der Motorradunfälle ist im Vergleich zum Vorjahr eine leichte Zunahme zu verzeichnen. 2017 waren es insgesamt 176 Unfälle. Ein Jahr zuvor deren 167. Letztes Jahr starben bei Töffunfällen sechs Personen. 2016 waren es vier Personen. 28 Personen wurden 2017 schwer verletzt – fünf weniger als 2016. Bei den Leichtverletzten blieb die Zahl bei 101 respektive 103 im Jahr 2016 in etwa gleich.

Mit 13 Motorradunfällen belegte der Ofenpass wie schon ein Jahr zuvor die Spitzenposition. «Auf diesem Pass werden hohe Geschwindigkeiten gefahren», sagte Hubschmied. Den zweiten Platz in der Unfallstatistik belegt der Albulapass. Dieser sei für Töfffahrer besonders attraktiv, so Hubschmied. Gute Neuigkeiten gibt es zur Unfallstatistik am Julierpass. Gegenüber 2016 sind dort die Unfälle von neun auf fünf zurückgegangen.

Unfall wegen Ablenkung

Mit 279 Unfällen ist überhöhte Geschwindigkeit eine der häufigsten Unfallursachen. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 71 Unfälle weniger, was eine Abnahme von rund 20 Prozent bedeutet. Ebenfalls ein grosses Unfallrisiko birgt Ablenkung im Strassenverkehr. «Rund zehn Prozent aller Verkehrsunfälle sind auf Unaufmerksamkeit und Ablenkung zurückzuführen», so Hubschmied.

 

Quelle: Kantonspolizei Graubünden, Grafik: Südostschweiz

Unfallstatistik 2017

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