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Vor dem Prozess zum Vierfachmord von Rupperswil

Das Bezirksgericht Lenzburg AG verhandelt in der kommenden Woche eines der brutalsten Verbrechen der Schweizer Kriminalgeschichte: den Vierfachmord von Rupperswil. Der Angeklagte ist ein 34-jähriger Schweizer aus Rupperswil AG.

Agentur
sda
08.03.18 - 14:00 Uhr
Blaulicht
Im Haus des angeklagten 34-Jährigen aus Rupperswil AG wurden Kabelbinder, ein Tape, eine alte Armeespistole und Stricke sichergestellt - mutmasslich für ein weiteres Verbrechen. (Archiv)
Im Haus des angeklagten 34-Jährigen aus Rupperswil AG wurden Kabelbinder, ein Tape, eine alte Armeespistole und Stricke sichergestellt - mutmasslich für ein weiteres Verbrechen. (Archiv)
KEYSTONE/KAPO AG

Der auf vier Tage angesetzte Prozess beginnt am Dienstag in den Räumlichkeiten der Mobilen Polizei in Schafisheim - unweit des Tatortes in Rupperswil. Grund dafür sind Platzprobleme und vor allem die Sicherheitsfragen.

Die 35 zugelassenen privaten Prozesszuschauer und die 65 akkreditierten Medienvertreter, die sich alle im Voraus anmelden mussten, haben sich bei jedem Eintritt ins Gebäude einem Sicherheitscheck durch die Polizei zu unterziehen. Das Areal des Polizeigebäudes bleibt - ausser der Weg zum Haupteingang - gesperrt.

Der erste Verhandlungstag beginnt gemäss Bezirksgericht mit der Befragung von zwei Gutachtern. Die Staatsanwaltschaft gab zwei psychiatrische Begutachtungen des Mannes in Auftrag.

Der Angeklagte muss wegen mehrfachen Mordes mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe und einer Verwahrung rechnen. Die Staatsanwaltschaft wird ihren Strafantrag im Laufe der Verhandlung stellen.

Der Mann, der in der Nähe des Tatortes gewohnte hatte, befindet sich seit Ende Dezember 2016 im vorzeitigen Strafvollzug. Die Anklageschrift zum Gewaltverbrechen wird das Bezirksgericht Lenzburg für die Medien am kommenden Montag publizieren.

Der Schweizer ist auch wegen mehrfacher räuberischer Erpressung, mehrfacher Geiselnahme, mehrfacher sexueller Handlungen mit einem Kind, mehrfacher sexueller Nötigung, Brandstiftung sowie mehrfacher strafbarer Vorbereitungshandlungen angeklagt.

Kinderpornografie gefunden

Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den Angeklagten zudem der mehrfachen Pornografie. Die Untersuchungsbehörden fanden auf den beschlagnahmten elektronischen Geräten des Mannes umfangreiches kinderpornografisches Material.

Dieses hatte er aus dem Internet heruntergeladen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass sich der Beschuldigte vor der Tat in Rupperswil jemals in sexueller Absicht einem Kind genähert habe, teilte die Staatsanwaltschaft früher mit.

Brutales Vorgehen

Bei den Opfern des brutalen Vierfachmordes handelt es sich um eine 48-jährige Frau, deren Söhne im Alter von 13 und 19 Jahren sowie um die 21-jährige Freundin des älteren Sohnes. Der Täter verging sich am jüngeren Sohn. Ein vorsätzlich gelegter Brand im Haus sollte die Spuren verwischen.

Der Angeklagte wurde am 12. Mai 2016 - 146 Tage nach dem Gewaltverbrechen - in einem Café im Zentrum von Aarau verhaftet. Zwei Stunden nach der Verhaftung war der Mann eindeutig mittels Fingerabdruck mit der Tat in Verbindung gebracht worden.

Bei der ersten Einvernahme gestand er den Vierfachmord. Der Mann wurde nach seiner Verhaftung im Gefängnis zunächst während Monaten rund um die Uhr überwacht, um einen Suizid zu verhindern.

Tat war geplant

Der nicht vorbestrafte Angeklagte hatte sich am frühen Morgen des 21. Dezember 2015 Zutritt zum Haus der Familie verschafft und die vier anwesenden Personen in seine Gewalt gebracht.

Er bedrohte den 13-jährigen Sohn und zwang die Frau, ihren 19-jährigen Sohn und dessen 21-jährige Freundin zu fesseln und zu knebeln. Auch der jüngere Sohn wurde danach gefesselt.

13-Jährigen missbraucht

Dann verlangte der mutmassliche Täter von der Frau, dass sie Geld beschafft. An Bankomaten in Rupperswil und Wildegg hob sie rund 1000 Euro und 10'000 Franken ab. Nach der Rückkehr ins Haus wurde auch die Frau gefesselt.

Danach verging sich der Mann gemäss Staatsanwaltschaft am jüngeren Sohn. Zuletzt tötete der Täter seine Geiseln, indem er ihnen die Kehle durchschnitt. Er zündete die Opfer mit Brandbeschleuniger an und verschwand unerkannt aus dem Haus. Die Tötungen und die Brandlegung waren von Anfang an geplant.

Die Tatwaffe, ein Küchenmesser, konnte nie gefunden werden. Der Beschuldigte gab an, er habe das Messer unmittelbar nach der Tat in Geschenkpapier eingewickelt und in der Stadt Aarau in einem öffentlichen Abfalleimer entsorgt.

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