Bidens Duell-Debakel: Kandidaten-Frage beschäftigt Demokraten
Nach seinem desaströsen Auftritt beim TV-Duell gegen Herausforderer Donald Trump weist US-Präsident Joe Biden Forderungen nach einem alternativen Kandidaten für die Präsidentenwahl von sich. «Ich würde nicht wieder antreten, wenn ich nicht mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele glauben würde, dass ich diesen Job machen kann», sagte der 81-Jährige am Freitag bei einem Auftritt im Bundesstaat North Carolina. Wenige Stunden später präsentierte er sich bei einer weiteren Veranstaltung in New York City geschlossen mit zwei demokratischen Parteikolleginnen. «Er ist der Beste!», rief Senatorin Kirsten Gillibrand nach einer demonstrativen Umarmung auf der Bühne.
Nach seinem desaströsen Auftritt beim TV-Duell gegen Herausforderer Donald Trump weist US-Präsident Joe Biden Forderungen nach einem alternativen Kandidaten für die Präsidentenwahl von sich. «Ich würde nicht wieder antreten, wenn ich nicht mit meinem ganzen Herzen und meiner Seele glauben würde, dass ich diesen Job machen kann», sagte der 81-Jährige am Freitag bei einem Auftritt im Bundesstaat North Carolina. Wenige Stunden später präsentierte er sich bei einer weiteren Veranstaltung in New York City geschlossen mit zwei demokratischen Parteikolleginnen. «Er ist der Beste!», rief Senatorin Kirsten Gillibrand nach einer demonstrativen Umarmung auf der Bühne.
Unterstützt wurde Biden bei beiden Veranstaltungen auch von seiner Ehefrau Jill. «Es gibt niemanden, den ich gerade lieber im Oval Office sitzen hätte als meinen Mann», betonte die First Lady in North Carolina - auf ihr Kleid gedruckt war dabei mehrfach das Wort «Vote» (auf Deutsch etwa: «Geh wählen»). Doch obwohl Biden am Folgetag fitter wirkte als beim TV-Duell und sich kämpferisch zeigte, war sein Hauptziel offensichtlich die Schadensbegrenzung. Anders als im Fernsehstudio während des Schlagabtauschs las er ausserdem von Telepromptern ab.
Trump wittert eine Chance
Ex-Präsident Trump nutzte das Versagen seines Gegners indes für sich aus. «Die Frage, die sich jeder Wähler heute stellen sollte, ist nicht, ob Joe Biden ein 90-minütiges TV-Duell übersteht, sondern ob Amerika vier weitere Jahre mit dem korrupten Joe Biden im Weissen Haus überleben kann», sagte der Republikaner bei einer Wahlkampfveranstaltung im Bundesstaat Virginia und adressierte dabei auch Spekulationen über einen personellen Schwenk bei den Demokraten.
«Viele Leute sagen, dass Joe Biden nach seiner Leistung gestern Abend aus dem Rennen aussteigt», kommentierte er die Lage. Er glaube aber nicht, dass dies geschehe. Trump listete dann trotzdem ein paar der aktuell fallenden Namen auf: Vizepräsidentin Kamala Harris, Ex-Präsident Barack Obamas Ehefrau Michelle Obama und den Gouverneur des Bundesstaats Kalifornien, Gavin Newsom.
Demokraten in der Defensive
Letzterer hatte sich zuvor öffentlich hinter Biden gestellt. «Ich werde Präsident Biden nie den Rücken kehren», sagte Newsom, dem durchaus Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt werden. Die unpopuläre Vize-Präsidentin Kamala Harris war in einem TV-Interview ebenfalls wegen Bidens Performance in die Mangel genommen worden - und hatte schliesslich eingestanden, dass ihr Chef einen «holprigen Start» gehabt habe.
Barack Obama gab seinem Parteikollegen Schützenhilfe. «Schlechte Duelle passieren. Glaubt mir, ich weiss das», schrieb der Ex-Präsident auf der Online-Plattform X. «Aber diese Wahl ist immer noch eine Entscheidung zwischen jemandem, der sein ganzes Leben lang für die einfachen Leute gekämpft hat, und jemandem, der sich nur um sich selbst kümmert. Zwischen jemandem, der die Wahrheit sagt, der Recht von Unrecht unterscheiden kann und es dem amerikanischen Volk offen sagen wird – und jemandem, der zu seinem eigenen Vorteil schamlos lügt.» Seinem Beitrag war der Link zur Website von Bidens Wahlkampf-Team beigefügt, über den Spendengelder gesammelt werden.
Panik in der Partei?
Zwar waren die Demokraten an vorderster Front offensichtlich darum bemüht, Geschlossenheit zu signalisieren. Doch Skepsis, ob Biden tatsächlich der richtige Kandidat ist, um gegen Trump zu gewinnen, war nach dem TV-Duell allgegenwärtig - in den hinteren Reihen der demokratischen Partei wie auch in US-Medien.
Die «New York Times» veröffentlichte einen Kommentar mit dem Titel: «Um seinem Land zu dienen, sollte Präsident Biden aus dem Rennen aussteigen.» Der US-Sender CNN zitierte einen namentlich nicht genannten Parteifunktionär: «Es ist schwer zu argumentieren, dass Biden unser Kandidat sein sollte». Andere sprachen von blanker «Panik» in der Partei. «Er hatte eine Aufgabe: Amerika zu überzeugen, dass er in seinem Alter der Herausforderung gewachsen ist», sagte die ehemalige demokratische Senatorin Claire McCaskill beim US-Sender MSNBC. «Und dabei hat er versagt.» Demokrat Andrew Yang, der sich 2020 selbst erfolglos als Präsidentschaftskandidat seiner Partei bewarb, schrieb bei X: «Leute, die Demokraten sollten jemand anderen nominieren - bevor es zu spät ist.»
Beim TV-Duell hatte Biden undeutlich und mit leiser Stimme gesprochen, sich mehrfach verhaspelt. Der Demokrat bewirbt sich bei der Präsidentenwahl Anfang November um eine zweite Amtszeit. Sein Alter war bereits davor ein Dauerthema im Wahlkampf. Zwar ist sein politischer Gegner Trump nur rund drei Jahre jünger. Bidens Versprecher und sein starrer Gang sorgen allerdings regelmässig für Schlagzeilen und werfen die Frage auf, ob er nach einem möglichen Wahlsieg wirklich noch vier weitere Jahre im Weissen Haus regieren könnte.