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Netanjahu richtet Warnung an die Hisbollah

In Reaktion auf anhaltende Angriffe aus dem benachbarten Libanon hat Israel eine deutliche Warnung an die Schiitenmiliz Hisbollah gerichtet. «Macht nicht den Fehler, in den Krieg einzusteigen. Das wäre der Fehler eures Lebens», sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Samstagabend an die Adresse der Gruppe, die hauptsächlich vom Iran finanziert wird. «Euer Einstieg in den Krieg wird das Schicksal des Libanons besiegeln.»

Agentur
sda
12.11.23 - 05:31 Uhr
Politik
Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, nimmt an einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Macron teil. Foto: Christophe Ena/AP Pool/dpa
Benjamin Netanjahu, Ministerpräsident von Israel, nimmt an einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem französischen Präsidenten Macron teil. Foto: Christophe Ena/AP Pool/dpa
Keystone/AP Pool/Christophe Ena

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant sagte, an der Nordgrenze seines Landes hätten sich «die Provokationen in Aggression verwandelt». Der grösste Teil der israelischen Luftwaffe sei nicht mehr mit dem Gazastreifen beschäftigt, die Flugzeugnasen seien nun nach Norden gerichtet. «Die Bürger des Libanons müssen wissen, dass wenn Nasrallah einen Fehler begeht, das Schicksal Beiruts wie das Schicksal Gazas sein könnte.»

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah hatte am Freitag vergangener Woche in seiner ersten Rede nach Ausbruch des Krieges vor einer militärischen Eskalation an der israelisch-libanesischen Grenze gewarnt. Seit Beginn des Gaza-Kriegs hat sich die Lage dort immer weiter zugespitzt.

Die Hisbollah gilt als weitaus mächtiger und stärker bewaffnet als die islamistische Hamas im Gazastreifen. Ihr Einfluss reicht tief in den von Krisen gelähmten libanesischen Staat, wo die Gruppe auch im Parlament vertreten ist.

Israel: Hamas hat keine Kontrolle mehr über den Norden

Nach israelischer Darstellung hat die Hamas die Kontrolle über den nördlichen Teil des Gazastreifens verloren. Netanjahu sagte am Samstagabend, Hamas-Kämpfer hätten «keinen sicheren Ort mehr, um sich zu verstecken». Auch das Militär hatte zuvor mitgeteilt, die Islamistenorganisation kontrolliere den Norden des Küstenstreifens nicht mehr. Netanjahu sagte erneut, Israel wolle nach einem Sieg über die Hamas die Kontrolle über die Sicherheit im Gazastreifen behalten. Er bekräftigte auch, dass es keine Waffenruhe geben werde, solange die von den Extremisten entführten Geiseln nicht freigelassen würden.

Israelische Panzer setzen Einsatz in Gaza Stadt fort

Nach Augenzeugenberichten sind israelische Panzer auf zentralen Strassen der Stadt Gaza im Einsatz. Der Palästinensische Rote Halbmond berichtete am Samstag, Panzer stünden in etwa 20 Meter Entfernung vom Al-Kuds-Krankenhaus und es gebe heftigen Beschuss in dem Gebiet. Tausende Flüchtlinge, die in der Klinik Schutz gesucht hätten, seien in grösster Angst. Von 18 Krankenwagen der Hilfsorganisation im nördlichen Gazastreifen seien nur noch sieben einsatzfähig, hiess es weiter.

Deutschland stockt humanitäre Hilfe für Palästinenser auf

Deutschland stockt seine humanitäre Hilfe für die Palästinensischen Gebiete angesichts des Leids der Zivilbevölkerung im Gazastreifen um weitere 38 Millionen Euro auf. Das kündigte Aussenministerin Annalena Baerbock am Samstag nach einem Gespräch mit dem palästinensischen Ministerpräsidenten Mohammed Schtaje in Ramallah im Westjordanland an. Von der zusätzlichen Hilfe für die Palästinenser sollen 25 Millionen an das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA gehen, 10 Millionen an das Welternährungsprogramm und knapp 3 Millionen an das UN-Nothilfebüro (OCHA).

300.000 Menschen bei propalästinensischer Grossdemo in London

Derweil beteiligten sich in London nach Schätzungen der Polizei etwa 300.000 Menschen an einer propalästinensischen Grossdemonstration. In Sprechchören und auf Plakaten forderten sie am Samstag «Freiheit für Palästina» und ein Ende der israelischen Angriffe auf den Gazastreifen. Etwa 150 Demonstrationsteilnehmer wurden festgenommen. Sie hatten nach Polizeiangaben Feuerwerkskörper geworfen und sich vermummt. Auch in Deutschland versammelten sich am Samstag zahlreiche Menschen bei propalästinensischen Demonstrationen. Allein in Berlin-Kreuzberg zählte die Polizei vor Beginn des Protestzugs rund 2600 Menschen.

Israelis demonstrieren für Freilassung von Geiseln

Tausende Menschen demonstrierten am Samstagabend auch in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv und anderen Städten Israels - allerdings für die Freilassung von 239 Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden. Der israelische Aussenminister Eli Cohen sprach sich nach einem Treffen mit Baerbock für einen international koordinierten Vorstoss bei den Bemühungen um eine Freilassung der Geiseln aus.

Binnen Tagen 280 Deutsche aus Gazastreifen ausgereist

Anders als die Entführten konnten in den vergangenen zwei Wochen immer wieder Hunderte Ausländer den Gazastreifen in Richtung Ägypten verlassen. Nach Angaben des Auswärtigen Amts gelang dies in den vergangenen Tagen auch mehr als 280 Deutschen und ihren Angehörigen. Es werde weiter intensiv daran gearbeitet, dass auch alle anderen ausreisewilligen Deutschen das Küstengebiet verlassen können, teilte die Behörde am Samstagabend über den Twitter-Nachfolger X mit.

Was am Sonntag wichtig wird

In mehreren deutschen Städten sind erneut Demonstrationen im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg geplant. In Paris soll es eine Grossdemonstration gegen Antisemitismus in Frankreich geben. Die Initiative für den «Marsch gegen Antisemitismus» geht von Parlamentspräsidentin Yaël Braun-Pivet und Senatspräsident Gérard Larcher aus. Neben Premierministerin Élisabeth Borne haben alle Parteien mit Ausnahme der Linken ihre Teilnahme angekündigt.

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