×

Techfirma NSO verklagt Zeitung in Polizei-Abhörskandal in Israel

Die israelische NSO Group hat am Sonntag eine Verleumdungsklage gegen eine israelische Zeitung eingereicht. Die Zeitung Calcalist hatte berichtet, die Polizei habe mit der Überwachungssoftware Pegasus jahrelang Leute ohne richterliche Beschlüsse abgehört.

Agentur
sda
27.02.22 - 14:33 Uhr
Politik
Firmenlogo bei einer Niederlassung des israelischen Tech-Unternehmens NSO. (Archivbild)
Firmenlogo bei einer Niederlassung des israelischen Tech-Unternehmens NSO. (Archivbild)
KEYSTONE/AP/SEBASTIAN SCHEINER

Darunter seien Regierungskritiker, Geschäftsleute, Kommunalpolitiker und ein der Söhne von Ex-Regierungschef Benjamin Netanjahu gewesen, hiess es in der Berichterstattung. Nach den Berichten mehrten sich die Forderungen nach einer unabhängigen Untersuchung.

Der israelische Justizminister Gideon Saar sagte jedoch am Dienstag nach einer Prüfung, der Zeitungsbericht sei fehlerhaft gewesen. Die Einrichtung einer Untersuchungskommission sei unnötig.

NSO Group teilte am Sonntag mit, die Klage gegen die Zeitung sei bei einem Gericht in Rischon Lezion bei Tel Aviv eingereicht worden. «Es handelt sich nicht um eine journalistische Untersuchung, sondern um einen einseitigen, voreingenommenen und falschen Bericht», hiess es in der Mitteilung. Ziel der Klage sei lediglich, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Mögliche Entschädigungsgelder sollten an Holocaust-Überlebende und Opfer sexueller Gewalt gehen.

Mitte Juli vergangenen Jahres hatte ein internationales Journalistenkonsortium berichtet, dass mit der umstrittenen Software Pegasus auch Oppositionelle und Reporter ausgespäht worden seien. Auf Dutzenden Smartphones von Journalisten, Menschenrechtlern, deren Familienangehörigen sowie Geschäftsleuten seien Spuren von Angriffen entdeckt worden. NSO entgegnete, Pegasus werde «ausschliesslich an Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste von geprüften Regierungen verkauft, mit dem alleinigen Ziel, durch Verhinderung von Verbrechen und Terrorakten Menschenleben zu retten».

Die Kommentarfunktion wurde für diesen Artikel deaktiviert.
Mehr zu Politik MEHR