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Streit der Gewerkschaften um Arbeitsbedingungen bei Smood

Um die ausgehandelten Arbeitsbedingungen beim Essenslieferdienst Smood ist ein Streit unter den Gewerkschaften ausgebrochen. Syndicom lobte den neuen Gesamtarbeitsvertrag, die Unia dagegen übte Kritik und bemängelte den Konsultationsprozess.

Agentur
sda
19.05.22 - 15:09 Uhr
Politik
Im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen sind Smood-Angestellte in der Westschweiz auf die Strasse gegangen. (Archivbild)
Im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen sind Smood-Angestellte in der Westschweiz auf die Strasse gegangen. (Archivbild)
KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Die rund 1200 Kurierinnen und Kuriere des Essenslieferdienstes Smood erhalten bessere Arbeitsbedingungen, wie die Gewerkschaft Syndicom am Donnerstag bekannt gab. Syndicom und Smood hätten nach monatelangem Konflikt einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) ausgehandelt. Er schreibt unter anderem einen Mindestlohn fest.

Der Vertrag sei am Donnerstagmorgen den betroffenen Angestellten zur Konsultation vorgelegt worden, teilte Syndicom mit. Die Gewerkschaft schreibt zwar von «intensiven und schwierigen Diskussionen». Man habe sich aber auf eine starke und faire Sozialpartnerschaft geeinigt, und Smood gehe mit gutem Beispiel für andere Akteure in der Branche voran.

Mindestlohn und garantierte Stunden

Unter anderem hält der Gesamtarbeitsvertrag einen Mindestlohn von 23 Franken pro Stunde und einen Zuschlag von fünf Prozent für Sonntagsarbeit fest. Ferner dürfen die Kurierinnen und Kuriere nicht für weniger als zwei Stunden aufgeboten werden, und pro Woche werden ihnen mindestens vier Einsatzstunden garantiert. Auch ein Mitbestimmungsrecht ist vorgesehen.

Die Gewerkschaft Unia dagegen kritisierte in einer Mitteilung, dass sie am Donnerstag erfahren habe, dass mit Smood ein GAV abgeschlossen worden sei, ohne dass die Arbeitnehmenden vorgängig korrekt konsultiert und informiert worden seien.

Unia will GAV-Bestimmungen überprüfen

Die Unia zeigte sich auch erstaunt darüber, dass die Bestimmungen des GAV weit von den Empfehlungen der Kammer für kollektive Arbeitsbeziehungen des Kantons Genf entfernt seien. Sie will die Bestimmungen des GAV einer genauen Prüfung unterziehen.

Die Unia und ihre Mitglieder bei Smood, darunter 80, die 36 Tage lang für die Verbesserung ihrer Situation gestreikt hätten, seien nicht in den Prozess einbezogen und über den Inhalt des neuen GAV informiert worden, hiess es weiter.

Smood plane nun eine Abstimmung über seine App. Die Angestellten erhielten nur zwei Tage Zeit, um dem Arbeitgeber individuell zu antworten. Dieses Vorgehen ermögliche keine korrekte Information und setze die Angestellten unter Druck, zumal die Umfrage den Datenschutz nicht gewährleiste.

In der Romandie war der Arbeitskonflikt eskaliert. In elf Städten streikten die Kuriere während fünf Wochen. Ein vom Kanton Genf initiiertes Schlichtungsverfahren scheiterte Anfang Jahr. Im Anschluss hatte Smood eine Reihe von Verbesserungen in Aussicht gestellt.

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