×

20 Millionen für den Bahnhof Monstein

Schon seit Längerem ist klar, dass der Bahnhof Monstein umgebaut werden soll. Wie Recherchen der «Südostschweiz» zeigen, soll das Vorhaben mit 20 Millionen Franken zu Buche schlagen. Doch ist diese hohe Investition wirklich nötig?

Andri
Dürst
23.05.23 - 07:00 Uhr
Politik
Der Bahnhof Monstein muss umgebaut werden – daran kann man wohl nicht rütteln.
Der Bahnhof Monstein muss umgebaut werden – daran kann man wohl nicht rütteln.
ad

Gerade viel gibt es nicht zu sehen im Umkreis des Bahnhofs Monstein. Seit am 20. Januar 1951 eine Lawine das Stationsgebäude der RhB zerstörte, steht heute nur noch das Wärterhaus direkt an den Gleisen. Etwas südlich von der Station – beim Schmelzboden – ist das Bergbaumuseum Graubünden gelegen, auch eine Werkstatt und ein Wohngebäude finden sich da. Im Sommer kann von dort auch eine Wanderung oder Velotour durch die Zügenschlucht in Angriff genommen werden, wobei diese momentan immer noch gesperrt ist (siehe DZ vom 5. Mai).

Das Gesetz will es so

Doch auch wenn in der Umgebung des Bahnhofs Monstein nur wenig Infrastruktur vorhanden ist: Die RhB muss diese Station zur Erfüllung des Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG) umbauen (siehe Box). Christian Florin, Leiter Infrastruktur und Stellvertreter des Direktors bei der RhB, ergänzt gegenüber der DZ: «Gemäss den Vorgaben der Branchenstandards gilt der Umbau in Monstein als verhältnismässig, das heisst, das Verhältnis Kosten-Nutzen gilt als gegeben. Ein Grund dafür ist sicher, dass hier künftig im Halbstundentakt gekreuzt wird und es auch ein Umsteigepunkt auf den Bus ist». Er spricht hier auch die Umsetzung von «Retica 30» an (siehe DZ vom 3. Februar). Die Züge Landquart–Davos fahren nach diesem Konzept künftig in Davos Platz weiter, sodass erst Filisur zur Endstation dieser Linie wird. Da die Bahnstrecke zwischen Platz und Filisur nur einspurig verläuft, muss an einem Bahnhof gekreuzt werden – und dies wird eben in Monstein der Fall sein.

«Bahnübergang-Lösung nicht tragbar»

Dieser Umstand sei es auch, der die neue Unterführung nötig mache und eine andere Lösung – beispielsweise mit einem ebenerdigen Bahnübergang zum hinteren Perron – nicht infrage käme: «Diese Lösung weist bei einem kurzfristig angeordneten Gleiswechsel – was nicht vermieden werden kann – Sicherheitsprobleme auf. Da in Monstein künftig noch mehr Kreuzungen stattfinden werden, werden immer aus beiden Richtungen Züge gleichzeitig ein- und ausfahren und den Bahnübergang entsprechend schliessen. Wir haben ähnliche Stationen bei uns, bei denen es zu kurzfristigen, gefährlichen Gleisquerungen kommt. Die Gefahr, dass es zu Unfällen kommt oder gar jemand überfahren wird, wäre mit einer Bahnübergang-Lösung nicht tragbar», so Florin. Finanziert werde das Projekt zu 100 Prozent vom Bund, da es gemäss der Gesetzgebung über das Bundesamt für Verkehr finanziert werde. Wie die DZ im Februar berichtete, ist die Realisierung für 2028 geplant.

Doch Steuergeld bleibt Steuergeld – ist die hohe Investition in den abgelegenen Bahnhof wirklich gerechtfertigt? Der Leiter Infrastruktur holt etwas aus: «Die RhB hat aktuell 42 von rund 100 Stationen barrierefrei umgebaut. Da in einem ersten Schritt vor allem frequenzstarke Bahnhöfe umgebaut wurden, können bereits heute gut 72 Prozent der Kunden davon profitieren. Aktuell werden neben den Stationen mit vielen Frequenzen auch Bahnhöfe umgebaut, welche betrieblich anspruchsvoll sind und bei denen es wichtig ist, dass der schienenfreie Zugang sichergestellt werden kann. Dies trifft auf Monstein sicher zu, da hier im Halbstundentakt gekreuzt werden wird und es bei schienenfreiem Zugang zu vielen unsicheren oder gar gefähr­lichen Situationen kommen kann.»

Denkmalpflege wird miteinbezogen

Für viele ist der Bahnhof Monstein auch der Inbegriff einer klassischen Peripherie-Bahnstation. Wird dieser Charakter durch den Umbau nicht total verändert? «Der Bahnhof wird gegenüber heute sicher grösser werden und auch ein wenig von seinem Charme verlieren», gibt Florin zu. Der Bahnhof werde ein neues, moderneres, aber auch sichereres Erscheinungsbild haben. Dazu kommt: «Wir werden sämtliche Arbeiten mit einer professionellen Umweltbegleitung und mit der Denkmalpflege zusammen optimieren. Damit stellen wir sicher, dass der Bahnhof nach wie vor gut in die Umgebung eingebunden ist und auch einen wertvollen Charakter erhält.»

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.

Fuer mich hat heute der Bahnhof von Glaris nur eine Bedeutung und zwar als nostalgische Erinnerung, wie vor fast einem halben Jahrhundert, mein Sohn an der Station taeglich auf dem Heimweg von der Schule auf den Zug nach Frauenkirch wartete.
Yvonne Frauenfelder Gewalt
- [ ] Sonoma, Kalifornien

Mehr zu Politik MEHR