Bündner Nationalräte sind auf einer Wellenlänge – und doch nicht
Wofür stehen unsere drei gewählten Nationalrätinnen und zwei Nationalräte überhaupt? In welchen Bereichen sind sie auf einer Wellenlänge und wo gehen ihre Meinungen auseinander? Wir haben uns ihre Smartspider etwas genauer angeschaut.
Wofür stehen unsere drei gewählten Nationalrätinnen und zwei Nationalräte überhaupt? In welchen Bereichen sind sie auf einer Wellenlänge und wo gehen ihre Meinungen auseinander? Wir haben uns ihre Smartspider etwas genauer angeschaut.
Es ist ein Fragebogen. Ein sechsseitiger Fragebogen, den alle Kandidaten und Kandidatinnen vor den Nationalratswahlen ausfüllen. Anhand der Antworten wird ein Smartspider erstellt, der zeigt, wofür der einzelne Mann oder die einzelne Frau steht. Dieser Smartspider soll den Wählern erleichtern, den passenden Kandidaten zu finden.
Wir haben uns die Smartspider genauer angesehen – die Übereinstimmungen und Differenzen zwischen den einzelnen Kandidaten herausgesucht und die fünf Bündner mit den restlichen Schweizer Nationalräten verglichen.
Wer sich diesen Smartspider ansieht, merkt sofort: Die Bündner Delegation im Nationalrat liegt mit ihren Ansichten im Durchschnitt der restlichen Schweizer Parlamentarier. Will heissen: Vielleicht setzten sich die Bündner ein kleines bisschen mehr für den Umweltschutz und eine offene Aussenpolitik ein – im grossen und ganzen sind aber kaum merkliche Unterschiede festzustellen.
Die Zustimmungswerte in den einzelnen Teilbereichen bewegen sich im Vergleich stets immer im gleichen Viertel. Wenn man sich die Kandidaten aber einzeln ansieht – und ihre Einstellungen mit dem Durchschnitt vergleicht, werden die Unterschiede sichtbar.
Martin Candinas ist fast überall in guter Gesellschaft mit seinen Ansichten. In zwei Bereichen fällt er aber aus der Norm.
Für eine weniger liberale Gesellschaft
CVP-Nationalrat Martin Candinas hat in gesellschaftlichen Fragen weniger liberale Ansichten als die meisten Schweizer Nationalräte – und alle Bündner Nationalräte. Dies ist aber nicht weiter erstaunlich, wenn man bedenkt, dass er einer christlichen Partei angehört.
Für weniger ausgebauten Umweltschutz
Es heisst nicht, dass Martin Candinas kein Befürworter von Umweltschutz ist, er vertritt aber weniger einschneidende Änderungen in diesem Bereich. So lehnt er etwa eine Initiative ab, die verlangt, dass die Schweiz ab 2050 auf die Verwendung fossiler Energieträger verzichtet.
Ähnlich wie ihr Kollege Martin Candinas entsprechen FDP-Nationalrätin Anna Giacomettis Ansichten in vielerlei Hinsicht den meisten Ansichten der Schweizer Nationalräte. Und wie ihr Kollege Candinas fällt auch sie nur in zwei Bereichen aus der Norm – aber in zwei anderen Bereichen.
Für einen weniger ausgebauten Sozialstaat
Das hört sich im ersten Moment vielleicht seltsam an. Es heisst aber vor allem eins: Giacometti ist keine Befürworterin von staatlichen Sozialleistungen und staatlichen Sozialwerken. Sie hält mehr von Eigenverantwortung, was der Parteipolitik entspricht.
Für eine weniger restriktive Migrationspolitik
Giacometti ist im Gegensatz zum durchschnittlichen FDP-Mitglied für eine durchaus offenere Migrationspolitik. Mit dieser Ansicht ist sie klar näher bei den beiden Bündner SP-Nationalräten als beim Bündner CVP-Nationalrat.
Wer sich die Smartspider von Jon Pult und Sandra Locher-Benguerel ansieht, stellt fest: Sie sind praktisch identisch. Deshalb macht es wenig Sinn, Euch zu jedem der beiden SP-Mitglieder das Gleiche zu sagen, weshalb wir sie nun in ein Bild packen. Was auf den einen zutrifft, trifft auch auf den anderen zu.
Generell kann man sagen: Die beiden SP-Nationalräte sind mit ihren Ansichten – im Gegensatz zu den beiden Kollegen Candinas und Giacometti – weit entfernt von der Norm im Nationalrat. In keinem einzigen Bereich decken sich ihre Ansichten mit den durchschnittlichen Ansichten eines Schweizer Nationalrats. Es gibt aber zwei Bereiche, in denen die Ansichten am stärksten auseinandergehen.
Für einen stärker ausgebauten Sozialstaat
Wo Anna Giacometti weniger will, wollen Jon Pult und Sandra Locher-Benguerel mehr. Es soll mehr staatliche Sozialleistungen geben – und diese sollen leichter zugänglich sein. Zudem soll es mehr staatliche Sozialwerke geben.
Für eine offenere Migrationspolitik
In diesem Bereich blasen Pult und Locher-Benguerel ins gleiche Horn wie Giacometti – aber intensiver. Nicht nur, dass die beiden für eine offenere Migrationspolitik im Vergleich zu den übrigen Nationalräten sind; der Parteilinie getreu sind sie komplett gegen eine restriktive Migrationspolitik. Die Zustimmung liegt bei null Prozent.
Deshalb fehlt Martullo
Leider können wir Euch nicht genau erklären, wofür SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo laut Smartspider genau steht. Denn: Martullo füllte den Fragebogen zwar erst aus. Nachdem er ein paar Tage auf dem Portal von Smartvote zu finden war, wies Martullo Smartvote aber überraschend an, ihren Spider wieder vom Netz zu nehmen.
Auf Nachfrage begründete sie ihren Rückzieher damit, dass der Spider falsch sei. Sie akzeptiert die von Smartvote angewandte Methodik nicht in allen Punkten und erwähnt eine Frage zum Rahmenabkommen, deren Bewertung in ihrer Sicht der Dinge nicht korrekt sei. Nur ... «im Fragebogen 2019 ist keine Frage zum Rahmenabkommen enthalten», widerspricht Virginia Wenger von Smartvote.
Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos
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