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Russland kündigt Rückzug von Schlangeninsel an

Russland will nach eigenen Angaben seine Truppen von der eroberten Schlangeninsel im Schwarzen Meer zurückziehen. Damit solle gezeigt werden, dass Russland den Export von Getreide und landwirtschaftlichen Produkten aus der Ukraine nicht behindere.

Agentur
sda
30.06.22 - 16:22 Uhr
Politik
Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist die Nahrungssicherheit weltweit bedroht. Durch von Russland blockierte Häfen können seit Monaten wichtige Produkte - allen voran Getreide - nicht exportiert werden. Dies könnte sich nun ändern. Foto:…
Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine ist die Nahrungssicherheit weltweit bedroht. Durch von Russland blockierte Häfen können seit Monaten wichtige Produkte - allen voran Getreide - nicht exportiert werden. Dies könnte sich nun ändern. Foto:…
Keystone/dpa/Martin Schutt

Das sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Donnerstag in Moskau. «Am 30. Juni haben die russischen Streitkräfte als Zeichen des guten Willens die ihnen zugewiesenen Aufgaben auf der Schlangeninsel abgeschlossen.» Zuvor hatte die Ukraine einen Angriff auf die Insel gemeldet. Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht zu überprüfen.

Die Insel war kurz nach dem russischen Einmarsch im Nachbarland Ende Februar von der russischen Marine erobert worden. Die ukrainischen Streitkräfte flogen seitdem mehrfach Attacken mit Kampfdrohnen und Flugzeugen. Der Kreuzer «Moskwa» (Moskau) wurde nach ukrainischer Darstellung mit Raketen versenkt. Russland wird vorgeworfen, mit der Blockade von Häfen den Export von Getreide zu behindern. In einigen Weltregionen droht deshalb eine weitere Zuspitzung der Hungerkrise. Die Ukraine und Russland sind für etliche arme Länder vor allem in Afrika wichtigste Lieferanten von Getreide und Düngemittel.

Gerade erst sollen bei einem Angriff im Osten der Ukraine nach Behördenangaben 40 Tonnen Getreide vernichtet worden sein. In dem betroffenen Lagerhaus in der Stadt Selenodolsk sei ein Feuer ausgebrochen, schrieb der Gouverneur des Gebiets Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, im Nachrichtendienst Telegram. Er machte Russland dafür verantwortlich. Angaben aus dem Kriegsgebiet lassen sich nur schwer oder meist gar nicht unabhängig überprüfen. Die schweren Gefechte im Osten des Landes gehen unvermindert weiter.

Kiew: Russische Truppen wollen die Stadt Lyssytschansk blockieren

Russland versuche weiter, mit Hilfe der Artillerie die strategisch wichtige Stadt Lyssytschansk zu blockieren, teilte der ukrainische Generalstab mit. Angriffe gebe es rund um die Ölraffinerie der Stadt. Der Vertreter der Luhansker Separatisten in Moskau, Rodion Miroschnik, erklärte, das Gebiet rund um das Werk sei unter Kontrolle. Das Militär in Kiew beschuldigte Russland, auch zivile Infrastruktur unter Beschuss genommen zu haben. Im Gebiet Luhansk kontrollieren ukrainische Truppen nur noch Lyssytschansk.

Russland: Mehr als 6000 ukrainische Soldaten als Kriegsgefangene

Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums inzwischen mehr als 6000 ukrainische Soldaten in Kriegsgefangenschaft genommen. Unabhängig überprüfen lassen sich auch solche Angaben nicht. Die Ukraine veröffentlicht keine Zahlen mehr zu Kriegsgefangenen. In der von Russlands Truppen besetzten Kleinstadt Enerhodar im Südosten der Ukraine sollen russische Pässe ausgegeben werden, schrieb Bürgermeister Dmytro Orlow im Nachrichtendienst Telegram. Orlow hat die Stadt Ende April verlassen. Russische Besatzungstruppen hatten einen eigenen Bürgermeister eingesetzt. Er wurde am Sonntag bei einem Sprengstoffanschlag schwer verletzt.

Parlamentsabgeordneter in Ukraine überlebt Anschlag

Im Gebiet Cherson überlebte der ukrainische Parlamentsabgeordnete Olexij Kowaljow offenbar einen Anschlag. Der 33-Jährige wird in der Ukraine des Landesverrats und der Kollaboration mit Russland verdächtigt. Vergangene Woche hatte der Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts erklärt, das Auto Kowaljows sei gesprengt worden. «Ich lebe und bin gesund», sagte der Abgeordnete nun in einem Video, das die russische Staatsagentur Ria Nowosti veröffentlichte. Kowaljow war mit verbundenem Arm in einem Krankenhausbett zu sehen.

Offener Brief: Prominente fordern Waffenstillstand in der Ukraine

Deutsche Prominente forderten in einem neuen offenen Brief einen «Waffenstillstand jetzt!». In dem von der «Zeit» veröffentlichten Appell verlangten etwa der Philosoph Richard David Precht und die Schriftstellerin Juli Zeh einen «konzertierten Vorstoss» für Verhandlungen. Zudem stellten sie in Frage, ob Waffenlieferungen der richtige Weg seien. Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, antwortete, die Autoren sollten sich mit ihren «defätistischen »Ratschlägen« zum Teufel scheren.»

Putin beklagt Sanktionen - EU will Umgehen zur Straftat machen

Russlands Präsident Wladimir Putin nannten die westlichen Sanktionen gegen sein Land illegale Strafmassnahmen ohne Beispiel. «Die Vorherrschaft eines Landes oder einer Gruppe von Ländern auf der Weltbühne ist nicht nur kontraproduktiv, sondern auch gefährlich und führt unweigerlich zu grossen Systemrisiken», sagte Putin per Video auf einem Juristenforum in St. Petersburg.

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