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Neun von zehn Pflegenden wollen eigentlich im Beruf bleiben

Neunzig Prozent des Pflegefachpersonals will längerfristig im Beruf bleiben. Eine Mehrheit von ihnen erwartet dafür allerdings bessere Arbeitsbedingungen. Zu diesem Schluss kommt eine Langzeitstudie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW).

Agentur
sda
27.10.21 - 09:00 Uhr
Politik
Lohn und Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind die beiden Faktoren, von denen sich Pflegende am stärksten eine Verbesserung wünschen. Zu dem Ergebnis kam eine Langzeitstudie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (zVg).
Lohn und Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind die beiden Faktoren, von denen sich Pflegende am stärksten eine Verbesserung wünschen. Zu dem Ergebnis kam eine Langzeitstudie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (zVg).
ZHAW

Bis zur letzten Befragung nach sechs Jahren verblieben 600 Pflegepersonen in der Studie. Vorher wechselten fünf Prozent der Teilnehmer in einen anderen Beruf, fünf weitere Prozent waren inaktiv - meist aus familiären Gründen.

Vom Rest konnten sich neun von zehn nach der letzten Befragung vorstellen, weitere zehn Jahre im Beruf zu verbleiben. «Dafür setzt die Mehrheit von ihnen jedoch bessere Arbeitsbedingungen voraus», sagt René Schaffert, Studienleiter vom ZHAW-Institut für Gesundheitswissenschaften.

Die Studie zeigte insbesondere eine grosse Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität. Bei den Erwartungen setzte die Mehrheit Zeit fürs Privatleben und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie an oberste Stelle. In der Realität fielen diese beiden Faktoren auf die Ränge elf und zehn zurück.

Lohn sollte gerecht sein

Den Lohn setzten die Befragten nur an die sechste Stelle ihrer Hoffnungen. In der Realität landete er auf Rang zwölf, dem letzten. «Für Pflegende steht ein guter Lohn zwar nicht im Mittelpunkt. Aber sie empfinden ihren eigenen als zu tief für das, was sie leisten», so Schaffert.

Einzig der Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun - Rang drei der Erwartungen - erfüllte sich gemäss der Einschätzung der Befragten. An Wichtigkeit gewann im Berufsalltag dagegen der Wunsch, selbständig arbeiten zu können: Bei den Erwartungen rangierte er im letzten Drittel, im Alltag dagegen im Mittelfeld.

Was brauchts, um bei der Stange zu bleiben?

Angesichts des prognostizierten Mangels an Pflegefachkräften am wichtigsten sind die Antworten auf die Frage nach den Bedingungen für den längerfristigen Verbleib im Beruf. Fast 90 Prozent nannten hier einen besseren Lohn.

Darüber hinaus erwarten 57 Prozent mehr Unterstützung durch das Management. «Dies deutet auf ein ausgeprägtes Bedürfnis nach stärkerer Wertschätzung durch die Betriebe und die Gesellschaft hin», sagt der Studienleiter.

Fast drei Viertel der Befragten setzten für einen längerfristigen Berufsverbleib zudem eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie voraus. Weitere 62 Prozent wünschen sich weniger Zeitdruck bei der Arbeit.

In der letzten Befragung (2018/19) gaben 55 Prozent der Pflegenden an, sich wegen der beruflichen Belastungen während der Arbeit oft müde und angespannt zu fühlen, 54 Prozent sind dadurch auch bei Aktivitäten im Privatleben spürbar eingeschränkt.

Projektseite: https://bit.ly/3mh4d3C

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