Das Angebot Bündner Sozialjahr wird eingestellt
Immer weniger Jugendliche nutzen nach der obligatorischen Schulzeit Brückenangebote. Das Bündner Sozialjahr verzeichnete dieses Jahr gerade noch fünf Schülerinnen.
Immer weniger Jugendliche nutzen nach der obligatorischen Schulzeit Brückenangebote. Das Bündner Sozialjahr verzeichnete dieses Jahr gerade noch fünf Schülerinnen.

Immer mehr Jugendliche erhalten die Möglichkeit, direkt nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit eine Berufslehre anzutreten. Dies hängt damit zusammen, dass die Nachfrage der Lehrbetriebe nach Lernenden seit Jahren stabil bleibt, sich die Anzahl Schulabgängerinnen und Schulabgänger aber stark reduziert. Laut dem Kanton Graubünden wirkt sich diese Entwicklung direkt auf die Brückenangebote aus. Brückenangebote ermöglichen Jugendlichen mit individuellen Bildungsdefiziten und Bedürfnissen nach dem neunten Schuljahr die Vorbereitung auf die berufliche Grundbildung. Seit dem Jahr 2017 ist die Anzahl junger Personen, die ein Brückenangebot in Anspruch nehmen, um 40 Prozent gesunken. Jetzt werden vom Kanton Änderungen im Angebot vorgenommen.
Bündner Sozialjahr endet im nächsten Schuljahr
Wie das Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement (EKUD) am Donnerstag mitteilt, hat es sich entschieden, auf die Verlängerung des Leistungsauftrags mit dem Brückenangebot Bündner Sozialjahr zu verzichten. Der Schulbetrieb des Bündner Schuljahres wird somit per Ende Schuljahr 2023/24 eingestellt. «Ich bin sehr erfreut, dass es mehr Jugendlichen gelingt, direkt nach der obligatorischen Schule in die berufliche Grundbildung einzusteigen. Gleichwohl bedaure ich den Entscheid, den Leistungsauftrag mit dem Bündner Sozialjahr nicht weiterzuführen», heisst es vom Vorsteher des Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartements Jon Domenic Parolini.
Die Bündner Regierung hat aktuell mit sechs Trägerschaften einen Leistungsauftrag zur Führung eines Brückenangebots. Namentlich sind dies das Berufsvorbereitungsjahr in Samedan, die Berufswahlschule in Chur, das Bildungszentrum Palottis in Schiers, die Schule St. Catharina in Cazis, das Brückenangebot Vinavon in Ilanz und das Bündner Sozialjahr in Cazis. Letzteres verzeichnet im aktuellen Schuljahr noch fünf Schülerinnen.
«Es schmerzt», aber Verständnis ist da
Im Jahr 1972 gründeten die Vereine Compagna Graubünden und die Evangelische Frauenhilfe Graubünden das Bündner Sozialjahr. Während mehr als 40 Jahren wurde es von den Vereinen Compagna, Evangelische Frauenhilfe, Pro Filia und dem Katholischen Frauenbund getragen. Heute bilden die Compagna und der Katholische Frauenbund die Trägerverbände. Das Bündner Sozialjahr ermöglicht seinen Schülerinnen und Schülern unter anderem Praktika in Spitälern, Heimen oder Kinderkrippen. Ergänzend dazu besuchen die Jugendlichen während zwölf Wochen Unterricht. In mehr als 50 Jahren haben laut der Mitteilung des EKUD über 1000 Jugendliche das Bündner Sozialjahr absolviert. «Der Entscheid, dass wir das Bündner Sozialjahr auflösen müssen, schmerzt. Ich kann diesen aber nachvollziehen und verstehen», wird Claudia Bundi-Jenny, Präsidentin des Bündner Sozialjahrs, in der Mitteilung zitiert.
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