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Kita-Initiative: Startschuss für die Unterschriftensammlung

Die familienergänzende Kinderbetreuung kann in der Schweiz ins Geld gehen. Das will die Kita-Initiative ändern. Niemand soll mehr als zehn Prozent des Familieneinkommens dafür aufwenden müssen. Die SP und ihre Partner starteten am Dienstag die Unterschriftensammlung.

Agentur
sda
08.03.22 - 11:15 Uhr
Politik
Die familienergänzende Kinderbetreuung soll in die Verfassung: Kinder singen und tanzen in einer Kita in Zürich. (Archivbild)
Die familienergänzende Kinderbetreuung soll in die Verfassung: Kinder singen und tanzen in einer Kita in Zürich. (Archivbild)
KEYSTONE/GAETAN BALLY

Nicht nur die Kindertagesstätten (Kita) und Horte will die Initiative allen Familien zugänglich und bezahlbar machen, sondern das ganze Spektrum der familien- und schulergänzenden Betreuung, wie Nationalrätin Min Li Marti (SP/ZH) vor den Medien in Bern sagte. Auch andere Angebote wie Tagesfamilien seien mitgemeint.

Jedes Kind, das einen Betreuungsplatz benötigt, soll auch Anspruch auf ihn haben. Die Kantone müssen ein ausreichendes Angebot schaffen und die Betreuung darf die Eltern nicht mehr als zehn Prozent des Einkommens kosten. Und die Preise sollen nach Einkommen abgestuft sein, schilderte Marti die Eckpfeiler des Volksbegehrens.

Gemäss der Nationalrätin geht es nicht an, dass schlechter verdienende Eltern in Genf fünf Franken pro Kita-Tag zahlen, im Kanton Schwyz hingegen 80. Im weiteren verlangt die Initiative eine angemessene Entlöhnung und bessere Arbeitsbedingungen für das Personal.

SP-Co-Präsident und Nationalrat Cédric Wermuth (AG) erklärte, gute und bezahlbare Kinderbetreuung sei eine wesentliche Voraussetzung für die Gleichstellung. Sie leiste einen Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Kampf gegen Fachkräftemangel

Mitte-Nationalrat Martin Landolt (GL) erklärte seine Unterstützung für die Initiative aus volkswirtschaftlicher Sicht mit dem Fachkräftemangel. Die Schweiz leiste es sich «erschreckenderweise» auf Frauen zu verzichten, die gerne arbeiten würden. Während einige sich nicht auf Lösungen einigen könnten, beklagten andere die Zuwanderung. Allerdings müsse sich niemand wundern, dass Unternehmen Fachkräfte im Ausland rekrutieren, wenn das einheimische Potenzial nicht genutzt wird.

Der grünliberale Nationalrat Roland Fischer (LU) erinnerte daran, dass die OECD-Staaten im Schnitt 0,8 Prozent des Bruttoinlandprodukts für die Kinderbetreuung ausgeben. In Skandinavien seien es gar zwei, in der Schweiz hingegen gerade 0,1 Prozent.

Seitens der Gewerkschaften sagte VPOD-Präsidentin und Grünen-Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber, gerade die Corona-Pandemie habe die Systemrelevanz der familienergänzenden Kinderbetreuung gezeigt. Gleichzeitig sei die Zerbrechlichkeit der Angebote zu Tage getreten.

Anschubfinanzierung reicht nicht

Die Anschubfinanzierung des Bundes als Massnahme gegen den Fachkräftemangel schuf gemäss Prelicz-Huber zwar 60'000 Betreuungsplätze, aber der Bedarf ist nicht gedeckt. Die Einrichtungen sind finanziell am Limit, obwohl die Tarife hoch sind. Darum ist eine substanzielle öffentliche Finanzierung geboten, wie die Präsidentin des Schweizerischen Verbands des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) forderte.

Tamara Funiciello, Nationalrätin (SP/BE), sagte eine der wichtigsten Forderungen des Frauenstreiks vom 14. Juni 2019 sei Geld, Zeit und Respekt für die Kinderbetreuung. Eine Milliarde Stunden arbeiteten Frauen jährlich unbezahlt für die direkte Kinderbetreuung - doppelt soviel, wie die Bauwirtschaft. Diese gesellschaftlich relevante Arbeit gelte es endlich zu honorieren - und zwar als Gesellschaft und nicht weiter in Form unbezahlter Arbeit, schlechter Löhne und tieferer Renten auf dem Buckel der Frauen.

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