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Wichtiger Stromproduzent, aber kein Goldesel

Auch wenn es in Davos nur wenig Kritik an der geplanten PV-Anlage auf Parsenn zu geben scheint: Die Gemeinde ging auf Nummer sicher und veranstaltete am vergangenen Montagabend einen Infoanlass zur Vorlage, über die am 17. Dezember abgestimmt wird.

Andri
Dürst
02.12.23 - 12:00 Uhr
Politik
(V.l.) Stefan Engler, Stefan Wittwer und Philipp Wilhelm informierten zur PV-Anlage auf Parsenn.
(V.l.) Stefan Engler, Stefan Wittwer und Philipp Wilhelm informierten zur PV-Anlage auf Parsenn.
ad

Schätzungsweise zwischen 50 und 60 Personen wollten genauer wissen, was es mit dem Solarprojekt im Skigebiet Parsenn auf sich hat, und kamen deshalb an die im Kongresszentrum durchgeführte Info-Veranstaltung. Begrüsst wurde die Zuhörerschaft von Landammann Philipp Wilhelm. Er erinnerte daran, dass internationale Krisen auch immer Davos getroffen hätten. Nun sei es letzten Winter die Energiekrise gewesen, die unter anderem die Strompreise in die Höhe steigen lassen habe. In diesem Zusammenhang erwähnte er auch das Stichwort «Winterstromlücke» und schlug so den Bogen zur geplanten alpinen Photovoltaik-Anlage auf Totalp. «Es heisst dort nicht umsonst Totalp», ergänzte er und sprach so die karge Vegetation an, die am geplanten Standort vorzufinden ist. Der passende Ort war aber nur eines von vielen Pro-Argumenten, das Wilhelm ins Felde führte. So betonte er auch, dass das Projekt gut zu Davos als Energiestadt passe und dem Ziel, bis 2030 eine CO2-neutrale Destination zu werden, entgegenkomme.

Winterstromproduktion als Trumpf

Finanziert werden soll das Ganze von einem Konsortium, bestehend aus den vier Elektrizitätswerken EWD (Elektrizitätswerk Davos AG), IWB (Industrielle Werke Basel), EWB (Energie Wasser Bern) sowie der Energie Thun AG. Von der technischen Seite her wurde das Projekt von Stefan Wittwer, Leiter Beschaffungsportfolio bei der IWB, erläutert (Details siehe Box). Auch er betonte, dass der Standort Totalp ideal sei. «Er eignet sich sehr gut, um Winterstrom zu produzieren. Und bei diesem Projekt geht es in erster Linie ja um Winterstrom.» Entsprechend würden alle Panels auf den Tiefsonnenstand ausgerichtet werden und seien entsprechend steil montiert. «Dies hat zudem den Vorteil, dass sich darauf kaum Schnee ansetzen kann, respektive, dass dieser von selber abrutschen kann.» Die Umweltschutzanforderungen könnten mit der Anlage gut erfüllt werden, ergänzte Wittwer.

So viel wie Frauenkirch und Glaris zusammen

Auch Stefan Engler, Verwaltungsratspräsident des EWD, ging nochmals auf die Frage ein, wieso Totalp der richtige Standort sei. «Alle alpinen Solarprojekte, die derzeit in der Schweiz diskutiert werden, nehmen Bezug auf eine Studie aus Davos.» Er sprach damit die PV-Versuchsanlage an, die bereits seit einigen Jahren in der Nähe des Totalpsees betrieben wird. «Daher liegt es auf der Hand, dass sich auch das EWD Gedanken zu diesem Standort machte.» Zwar habe man auch alpine PV-Anlagen im Gebiet Pischa sowie am Jatzhorn geprüft, jedoch habe der Standort Totalp am meisten Vorteile gezeigt. Engler ging zudem genauer auf die Davoser Winterstromlücke ein. «Während vier bis sechs Monaten muss Strom von auswärts nach Davos geholt werden», erklärte er. Mit der PV-Anlage auf Parsenn könnten übers Jahr gesehen 10 GWh Stunden Strom produziert werden. «Das entspricht ungefähr dem, was wir derzeit mit den beiden Wasserkraftwerken Frauenkirch und Glaris produzieren.»

Finanzierung nicht alleine stemmen

Der EWD-Präsident nahm auch zur Finanzierung der Investition Stellung, die wie erwähnt durch vier Werke sichergestellt werden soll. Die notwendigen 30 bis 40 Millionen Franken würden die Möglichkeiten des EWD übersteigen. «Wir sind nicht in der Lage, ein Projekt in dieser Grössenordnung alleine zu stemmen.» Wichtig sei auch, das Risiko auf mehrere Parteien zu verteilen. «Denn wir versprechen uns nicht, dass die Anlage ein Goldesel wird.» Eine Frage aus dem Publikum, ob nicht die Gemeinde und das EWD alleinig das Projekt – unter Umständen mit Bankkrediten – finanzieren könnten, wurde sowohl von Engler als auch von Wilhelm abschlägig beantwortet. Wittwer ergänzte, dass man zwar von Subventionen und schnelleren Verfahren profitiere. Dafür aber müssten bis Ende 2025 mindestens 10 Prozent der Anlage in Betrieb sein. «Falls das nicht machbar wäre, wäre das Projekt so nicht umsetzbar.» Und selbst wenn das Davoser Stimmvolk am 17. Dezember Ja sage, so heisse dies noch nicht, dass auch wirklich gebaut werde, schloss Wilhelm. «Es braucht auch noch viele andere Voraussetzungen, die gegeben sein müssen.»

Die geplante Anlage* in Zahlen

Fläche: 110 000 bis 140 000 Quadratmeter
Anzahl Solarmodule: ≈ 17 820 Stück
Energieproduktion: 10 bis 12 GWh pro Jahr (entspricht rund 3000 Vierpersonenhaushalten)
Höhenlage: 2300 bis 2500 m ü. M.
Investitionskosten: ≈ 35 bis 40 Millionen Franken
Inbetriebnahme von mindestens 10 Prozent bis Dezember 2025
Inbetriebnahme Volllast: 2028 (voraussichtlich)

* Die definitiven Angaben hängen von der durch die Behörden bewilligten Planung sowie den Ausschreibungsergebnissen für die Anlage ab.

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