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Trash Gordon

Südostschweiz
21.02.23 - 04:30 Uhr
Politik
Kommentar
Nicht schneller aber schöner: Die Glarner Gemeinden wollen die Abfallsäcke von den Trottoirs in die Unterflurcontainer verbannen.
Nicht schneller aber schöner: Die Glarner Gemeinden wollen die Abfallsäcke von den Trottoirs in die Unterflurcontainer verbannen.
Bild Sara Good

von Willy Girolimetto*

Ein Mental-Coach erklärte, man solle gerade in struben Zeiten den Dingen des Lebens mit dem positiven «Inneren Ich» begegnen und im Geiste niemandem eine Grube graben. Beim Stichwort Grube, lüpften sich vor meinem geistigen Auge die 300 Deckel der geplanten Unterflurcontainer, welche die Glarner Gemeinden, auch entgegen einem Gemeindeversammlungsbeschluss bauen wollen, um Abfallsäcke ein paar Meter unter dem Boden zwischenlagern zu können.

Ich versuchte gemäss dem Coach, dieser Idee mit offenem Herz zu begegnen. Klar, warum nur wollen wir uns am jetzigen bewährten Abfallsammel-Konzept so fest­beissen? Öffnen wir uns den Löchern! Vielleicht müssten sich dann die Abfallsammler, welche heute am Ketrag-Lastwagen hängen, neu orientieren. Aber für die gäbe es «nüi Büez». Die könnten dann, getarnt auf einem Hochsitz und mit einem Nachtsichtgerät kontrollieren, wer was in die Unterflur­container wirft. Ob dort «Luusbuäbä» bei Nacht und Nebel Abfall in falschen Säcken einwerfen oder listigerweise noch andere illegale Dinge wie «Farblacke, Kadaver oder Schissdräck» entsorgen. Sorry, think positiv! Wir müssten ja nur neue Lastwagen kaufen, um die Container zu leeren, aber die alten könnten wir trotzdem noch für die Sperrgut- und Grünabfuhren einsetzen, denn diese Lastwagen­touren blieben ja weiter bestehen, oder?

Und was tun wir so altbacken, wenn die weniger Rüstigen und Betagten es nicht schaffen, den Güselsack in das ein paar Hundert Meter entfernte Containerloch zu werfen. So ein 17-Litersack passt doch ideal ins Rollator­chörbli. Okay, beim 110-Litersack ist dann die Sicht «äs bitzäli» eingeschränkt. Doch, think positiv! Für den Fall gäbe es die einzigartig-vielseitige Glarner Müll-App, mit der man den «Trash-Gordon» bestellen könnte. Den Ur-Enkel des legendären Flash Gordon, der (sie erinnern sich) schon in den Sechzigern die Welt vom Müll befreite. Der käme wie der Blitz ins Haus (elektrisch, CO₂-neutral) und würde Ihnen ruckzuck den Sack abnehmen, schmerzfrei aber nicht gratis, dazu gäbs einen Schwatz und Sie könnten sich an seinem Sixpäck ergötzen. So entstehen Arbeitsplätze, Apps werden verkauft und die drei Millionen, die das Müllkonzept kostet, wären ratzfatz amortisiert.

Ach, und wegen dem bitzäli CO₂-Ausstoss, wenn 300 solcher Betongruben gebaut werden müssen und dann der Müll mit Privatautos angekarrt wird, machen wir uns da keinen Kopf. Schauen Sie bloss mal, wie Brasilien Abfall entsorgt, die haben neulich einen Flugzeugträger kurzerhand im Meer versenkt. Von wegen CO₂- und Giftgewissen. Und wenns bei den Containern im Quartier laut würde, think positiv! Schaffen wir Orte der Begegnung. Stellen wir dort noch ein Sitzbänkli auf (liegt sicher noch im ordentlichen Budget drin), jemand spielt bei schönem Wetter ein bisschen Saxofon, jemand verkauft dort Grill­würste, et voilà! Tun wir nicht so provinziell und kleinkariert, schliesslich müssen Steuergelder irgendwo «verlocht» werden. Stellen wir uns dem Mist, «äxgüsi», ich meine, ab ins Loch mit dem Müll!

Okay, einverstanden, nur weil etwas im Trend ist, heisst es noch lange nicht, dass ein löchriges Konzept auch wirklich gut ist. Aber, statt dass wir noch lange selber rumstudieren, könnte man dazu noch klärend eine externe Studie in Auftrag geben.

*Willy Girolimetto aus Ennenda ist langjähriger Kolumnist der «Glarner Nachrichten»

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