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Kaum noch Nahrung und Wasser: Humanitäre Lage in Gaza immer prekärer

Aufgrund der massiven Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte im Gazastreifen wird die humanitäre Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung immer dramatischer.

Agentur
sda
08.12.23 - 17:02 Uhr
Politik
Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff im südlichen Gazastreifen auf. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa
Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff im südlichen Gazastreifen auf. Foto: Abed Rahim Khatib/dpa
Keystone/dpa/Abed Rahim Khatib

In Rafah an der Grenze zu Ägypten und Al-Mawasi an der Mittelmeerküste gibt es Augenzeugenberichten zufolge kaum noch Lebensmittel, Trinkwasser und Unterkünfte für die Schutzsuchenden. Angesichts des Leids und der Vertreibung von Zivilisten wächst international die Kritik am Vorgehen der israelischen Armee.

Die islamistische Hamas missbraucht nach Angaben des israelischen Militärs immer wieder zivile Einrichtungen für Angriffe. So entdeckten Soldaten auf dem Gelände der Al-Azhar-Universität im Gazastreifen Waffen und Tunnel, wie die Streitkräfte am Freitag mitteilten. Auch aus der von Militärangriffen ausgenommenen «humanitären Zone» in Al-Mawasi feuere die Hamas Raketen Richtung Israel ab. Das israelische Militär setzte seinen Einsatz in der Hamas-Hochburg Chan Junis fort und tötete Dutzende mutmassliche Kämpfer der islamistischen Organisation.

Auslöser des Kriegs war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der Hamas sowie anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zum Gazastreifen verübt hatten. Mehr als 1200 Menschen wurden dabei getötet. Durch die darauf folgenden israelischen Angriffe auf den Gazastreifen kamen nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums inzwischen mehr als 17 000 Menschen ums Leben. Unabhängig lässt sich dies gegenwärtig nicht überprüfen.

Bericht: 150 Zufluchtsorte im Gazastreifen von Angriffen ausgenommen

Im Gazastreifen gibt es einem israelischen Medienbericht zufolge rund 150 Zufluchtsorte für schutzsuchende Zivilisten. Diese würden nicht von der Armee angegriffen, meldete die «Times of Israel» unter Berufung auf die für Kontakte mit den Palästinensern zuständige israelische Cogat-Behörde. Dazu zählten etwa Schulen und andere öffentliche Einrichtungen. Die Vereinten Nationen melden demnach die Koordinaten dieser Gebäude an Israel. UN-Angaben zufolge gibt es mittlerweile fast 1,9 Millionen Binnenvertriebene in dem Küstenstreifen - bei mehr als 2,2 Millionen Bewohnern insgesamt.

Israels Armee: Waffen und Tunnel auf Campus im Gazastreifen gefunden

Bei einem Einsatz auf dem Gelände der Al-Azhar-Universität im Gazastreifen stellten die israelischen Streitkräfte eigenen Angaben zufolge Sprengsätze und Raketen sicher. Ein unterirdischer Tunnel führe vom Universitätsgelände zu einer einen Kilometer entfernten Schule. Die Hamas missbraucht der Armee zufolge auch das Universitätsgebäude für Angriffe gegen israelische Soldaten. Die Streitkräfte werfen der Hamas immer wieder vor, aus Wohngebieten, Krankenhäusern und anderen zivilen Gebäuden heraus anzugreifen sowie Zivilisten als Schutzschilde zu missbrauchen. Die Terrororganisation weist dies zurück.

Wieder Raketenalarm in Tel Aviv und an Israels Grenze zu Gaza

In Israel gab es erneut Raketenalarm. Am Freitagnachmittag heulten Armeeangaben zufolge in der Küstenmetropole Tel Aviv wieder die Sirenen. Im Zentrum der Stadt waren laute Explosionen zu hören. Israelischen Medien zufolge waren dort bereits zuvor Explosionen zu hören gewesen. Grund war demnach, dass von der Hamas abgefeuerte Geschosse im Mittelmeer gelandet seien. Auch in Orten an der Grenze zum Gazastreifen gab es laut dem Militär mehrfach Raketenalarm. Die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen nehmen Medien zufolge aber inzwischen spürbar ab.

WHO-Sprecher kritisiert Israel: Mehr als Selbstverteidigung in Gaza

Ein Sprecher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) kritisierte die israelischen Angriffe im Gazastreifen scharf. Bei den seit zwei Monaten andauernden Angriffen gehe es nicht nur um Selbstverteidigung gegen extremistische Palästinensergruppen wie die Hamas, sondern dies betreffe die gesamte Bevölkerung, sagte Christian Lindmeier in Genf. Unschuldige Zivilisten würden von den Angriffen getroffen, selbst enge Verbündete Israels hätten von «willkürlicher Bombardierung» gesprochen. Der Gesundheitssektor sei schwer beschädigt, die Versorgung der Menschen praktisch unmöglich geworden, sagte Lindmeier.

Opfer-Angehörige des Hamas-Massakers protestieren gegen Netanjahu

Angehörige der beim Hamas-Massaker getöteten und entführten Israelis forderten in Jerusalem den Rücktritt des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahus. Medienberichten zufolge kamen am Freitag 200 bis 300 Demonstranten zu der Kundgebung in der Nähe des Parlaments. Es gibt massive Kritik an dem Regierungschef, der bisher keine direkte Verantwortung für das politische und militärische Versagen am 7. Oktober übernommen hat. Schon vor dem brutalen Terrorangriff hatte es in Israel immer wieder Massenproteste gegen Netanjahu und seine Koalition gegeben. Es ist die am weitesten rechtsstehende Regierung in der Geschichte Israels.

Tote bei israelischem Militäreinsatz im Westjordanland

Bei Zusammenstössen während einer Razzia der israelischen Armee im besetzten Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben sechs Menschen getötet. Darunter sei auch ein 14 Jahre alter Junge, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah mit. Nach Angaben der israelischen Streitkräfte kam es bei dem Anti-Terror-Einsatz im Flüchtlingslager Faraa zu Schusswechseln. Mehrere Terroristen seien dabei getötet worden. Bei ihnen seien auch Gewehre gefunden worden. Die israelischen Einsatzkräfte nahmen den Angaben nach zudem zwei gesuchte Verdächtige fest. Von palästinensischer Seite gab es zunächst keine Angaben dazu, ob die getöteten Palästinenser bewaffnet waren oder einer militanten Gruppierung angehörten.

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