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Caduff: «Dann folgt die Frage, wie man das umsetzt»

Radio Südostschweiz hat während der Dezembersession mit Wirtschaftsdirektor Marcus Caduff über Logiernächte, den Spengler Cup, die Wintersaison und fehlendes Personal gesprochen.

Südostschweiz
08.12.21 - 19:55 Uhr
Politik
Der Bündner Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff anlässlich der Dezembersession des Grossen Rates in Chur.
Der Bündner Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff anlässlich der Dezembersession des Grossen Rates in Chur.
Bild Olivia Aebli-Item

Herr Caduff, der touristische Herbst fiel in Graubünden gut aus, durchschnittlich wurden 9,1 Prozent mehr Logiernächten verzeichnet. Haben Sie mit einer solchen Zahl gerechnet?

Für den Herbst schon. Bereits vor einem Jahr wollten die Leute raus in die Natur und weniger ins Ausland reisen.

Auch der Städtetourismus konnte zulegen, beispielsweise in Chur. Wieso verzeichnete auch Chur ein Plus?

Das Bedürfnis für einen Städtebesuch war gegeben. Wahrscheinlich kamen vermehrt Leute aus dem benachbarten Ausland.

Hat auch der Grossanlass Big Air auf der Churer Oberen Au dazu beigetragen?

Das ist sicher ein Effekt, der mit reingespielt hat.

Wahrscheinlich kamen vermehrt Leute aus dem benachbarten Ausland.

Marcus Caduff, Bündner Regierungsrat

Gibt es auch Regionen, die gelitten haben, beispielsweise das Oberengadin?

Für den Herbst sehen wir das nicht. Aber im Hinblick auf die Wintersaison sehen wir, dass Regionen mit einem internationalen Publikum wie St. Moritz oder Davos verlieren werden.

Wie ist Ihre Prognose für den Winter? Die Fallzahlen steigen, die Lage ist angespannt.

Es ist eine enorme Unsicherheit und eine hohe Dynamik im Spiel. Das hängt auch mit den gefällten und mit möglichen Entscheiden zusammen. Eine Prognose zu machen ist beinahe unmöglich. Ich rechne aber mit einem Winter wie vor einem Jahr, eventuell wird er etwas schlechter. Stand heute geht man von zehn Prozent weniger Gästen aus. Aber das hängt natürlich stark von der Weiterentwicklung der Pandemie ab.

Die Bergbahnen sind für Graubünden essenziell. Da halten Sie an der Offenhaltung fest.

Stand heute gibt es keinen Grund, dies nicht zu tun. Mit dem heutigen Wissensstand gehe ich davon aus, dass die Bergbahnen offen bleiben. Wir haben vor einem Jahr Erfahrungen gemacht. Und wir haben heuer zusätzlich einen Impfschutz. Die Bergbahnen stellen kein erhöhtes Risiko für die Übertragung des Virus dar. Die Frage ist, ob es Kapazitätseinschränkungen geben wird oder ob man über 3G oder 2G diskutieren muss. Dann folgt aber die Frage, wie man das umsetzt?

Inwiefern?

Wenn man 3G will, muss man es auch kontrollieren. Ob vollumfänglich oder stichprobenartig. Noch gibt es meines Wissens keine technische Lösung für die Kontrolle. Dann braucht es Personal. Und wir wissen heute nicht, woher wir das Personal für den normalen Betrieb hernehmen sollen, geschweige denn, woher wir das zusätzliche Personal nehmen sollen.

Die Frage ist, ob man über 3G oder 2G diskutieren muss.

Marcus Caduff, Bündner Regierungsrat

Für den Wintertourismus sind zehn Prozent der Stellen noch unbesetzt. Wie kann man diese Lücken füllen?

Das ist ein Dauerthema. Ich habe auch keine Lösung. Politik, Bildung, Verbände und Unternehmen müssen kreative Lösungen finden. Das Thema beschäftigt uns seit Jahren – und in Zukunft wohl noch vermehrt.

Regierungsrat Marcus Caduff ist zuversichtlich, dass drei bevorstehende Grossanlässe in Graubünden durchgeführt werden können.
Regierungsrat Marcus Caduff ist zuversichtlich, dass drei bevorstehende Grossanlässe in Graubünden durchgeführt werden können.
Bild Olivia Aebli-Item

Neben den Bergbahnen sind auch Grossveranstaltungen wie das Eishockeyturnier Spengler Cup in Davos, das Weltwirtschaftsforum in Davos oder die Pferderennen White Turf in St. Moritz wichtig für den Kanton. Wie sieht es derzeit mit der Durchführung dieser Anlässe aus?

Diese Anlässe sind wichtig für den Kanton und für die Logiernächte in Graubünden. Stand heute gehe ich davon aus, dass diese Anlässe stattfinden können. Offen ist noch, unter welchen Bedingungen. Der Spengler Cup hat bereits die 2-G-Regel. Aber die Dynamik ist dermassen hoch, dass nichts sicher ist.

Aus dem Covid-Topf des Bundes mit einer Milliarde Franken erhält der Kanton Graubünden mehrere Millionen Franken. Welches sind die triftigen Gründe, damit Graubünden Geld bekommt?

Der Bundesrat hat entschieden, dass er mittels eines Schlüssels wie Bevölkerungszahl, Bruttoinlandsprodukt oder Logiernächte 500 Millionen Franken an die Kantone freigibt. Aus diesem Schlüssel gibt es für Graubünden 16,2 Millionen Franken. Die Verordnung macht Vorgaben, welche Kriterien einzuhalten sind. Es müssen Unternehmen sein, die von der Pandemie besonders hart betroffen sind, welche die heutigen Möglichkeiten bereits ausgeschöpft haben und welche für den Kanton relevant sind. Das sind bei uns Gastronomie, Hotellerie und Bergbahnen sowie gewisse Sportunternehmen. Auf diese haben wir wiederum die Mittel ebenfalls mit einem Schlüssel aufgeteilt.

Interview Fabio Theus

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