Bundespräsident Ueli Maurer: «Strich unter 'Graubünden 2022' ziehen und nach vorne schauen»
Bundespräsident Ueli Maurer liess es sich nicht nehmen, den Olympia-Kandidaten für Sotschi 2014 in Magglingen persönlich Erfolg zu wünschen. Im Interview äusserte er sich zu den Winterspielen in Russland, den Niederlagen der Alpinen im letzten Winter, zu neuen Olympia-Sportarten und zur Olympia-Abstimmung «Graubünden 2022».
Bundespräsident Ueli Maurer liess es sich nicht nehmen, den Olympia-Kandidaten für Sotschi 2014 in Magglingen persönlich Erfolg zu wünschen. Im Interview äusserte er sich zu den Winterspielen in Russland, den Niederlagen der Alpinen im letzten Winter, zu neuen Olympia-Sportarten und zur Olympia-Abstimmung «Graubünden 2022».
Herr Bundespräsident Ueli Maurer, es dauert noch rund neun Monate bis zum Beginn der Olympischen Winterspiele in Sotschi. Ist das olympische Feuer schon langsam spürbar? Ueli Maurer: In Sotschi selber fehlt es wohl noch ein wenig. Ich bin aber gespannt, was dort letztlich los sein wird. Bei unseren Athleten geht es jetzt los, es beginnt das Training für die neue Saison. Und dann kommt auch der Geist, wenn er nicht schon vorhanden ist, automatisch.
Sie waren ja auch bei den Sommerspielen in London dabei, erlebten unter anderem den Gewinn der Goldmedaille von Steve Guerdat live mit. Nun ist die Schweiz ja trotz Roger Federer, Guerdat und Co. doch eher eine Wintersportnation. Gibt es für Sie emotional einen Unterschied zwischen Winter- und Sommerspielen? Mich reisst Sport immer mit, er ist immer emotional für mich. Im Winter habe ich noch etwas mehr Bezug, da ich auch eher ein Wintersportler bin, aber die Sportart spielt keine Rolle. Auch die Stimmung an den Sommerspielen in London war gewaltig. Man kann es ein Stück weit miteinander vergleichen, aber es spielt keine Rolle, was besser ist. Beides ist gut.
Olympische Winterspiele in der Schweiz sind ja nun für einige Zeit kein Thema mehr. Haben Sie die Niederlage in Sachen «Graubünden 2022» schon verdaut? Hatten Sie lange daran zu knabbern? Es stellt sich natürlich wie immer die Frage, was man hätte anders machen können. Es ist schade, aus meiner Sicht eine verpasste Chance, aber es hatte sich eigentlich abgezeichnet. Man muss einen Strich darunter ziehen und nach vorne schauen.
Sotschi 2014 ist mit dem ganzen Gigantismus das pure Gegenteil von dem, was die Spiele in der Schweiz gewesen wären. Wie stehen Sie dazu? Man muss aufpassen, dass man mit solchen Spielen dem Sport nicht schadet. Denn alles, was man jetzt so hört mit den gigantischen Bauten, färbt eher negativ auf den Sport ab. Das ist schade, denn Olympische Spiele sollten der Höhepunkt sein, und wenn es zu viele negative Begleiterscheinungen hätte, die man aber hoffentlich noch ausräumen kann, wäre es schade.
In anderen Nationen ist der Staat stärker in die Sportförderung involviert als dies in der Schweiz bisher der Fall ist. Macht Sie dies stolz, dass wir mit vergleichsweise beschränkten Mitteln mit der Spitze mithalten können oder denken Sie eher, dass es da noch viel Potenzial gibt? Unsere Leistungen beweisen, dass wir den Sport mit den uns zur Verfügung stehenden bescheidenen Mitteln professionell betreiben. Wenn man sieht, was die Länder um uns herum machen, und wenn man sieht, welche Bedeutung der Sport für diese Nationen vom Leistungswillen her hat, müssen wir auch mehr machen, wenn wir den Anschluss nicht verpassen wollen. Ich denke, wir bleiben in unseren Bahnen, einfach mit einer stärkeren Unterstützung und besseren Synergie-Nutzung der staatlichen Stellen, Bund und Kantonen.
In der letzten Saison lief es ja für unser Wintersport-Flaggschiff, den alpinen Skisport, nicht optimal. Hat auch der Bundespräsident mitgelitten? Ja, selbstverständlich, ich verfolgte es sehr nahe. Es hat wirklich weh getan, aber manchmal braucht es auch Tiefs, damit man Lehren daraus ziehen kann. Ich denke, das Potenzial ist absolut vorhanden. Es war ein Winter, in dem alles schief gelaufen ist, was keine Entschuldigung ist. Aber vielleicht gibt es auch wieder einmal einen Winter, in dem alles optimal läuft.
Ihr Steckenpferd ist ja der Langlauf, eine klassische Wintersportart. Wie aufgeschlossen sind Sie gerade hinsichtlich Olympia «neuen» Sportarten gegenüber wie Ski Freestyle? Ich verfolge es, man muss die Sportentwicklung immer anschauen. Sport ist Leistung, ist zunehmend aber auch Fun, Vergnügen und der Kitzel. Es sind nicht nur altbekannte Leistungen. Das macht den Sport interessant und braucht es. Aber es sind für mich keine Sportarten, mit denen ich selber noch beginnen kann.
Unter welchen Voraussetzungen sind Sie am 23. Februar 2014, am Schlusstag der Winterspiele, ein glücklicher Sportminister? Schön ist, wenn die Sportler am Tag X ihre Leistung abrufen können. Wenn man eine optimale Vorbereitung hatte, eine gute Leistung gezeigt hat und es dennoch nicht gereicht hat, obwohl man alles gegeben hat, dann kann man zufrieden sein, auch wenn es nicht für eine Medaille gereicht hat. Eine Medaille ist bei der heutigen Dichte ohnehin schwierig zu erreichen und hängt von vielen Faktoren ab - nicht zuletzt von der Tagesform, die man nicht unbedingt planen kann. (si)
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