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Bündner sagen Olympi-ade

Nach dem Aus für die Bündner Olympiapläne herrscht auf der einen Seite die Angst, dass Graubünden künftig von Bundesbern abgestraft wird. Derweil posiert die SP mit breiter Brust.

Südostschweiz
04.03.13 - 07:30 Uhr

Chur. – «Die andern Parteien sollten gelernt haben, dass man in den ganz grossen Fragen für Graubünden nicht gegen den Widerstand der SP gewinnen kann.» Jon Pult, Präsident der Bündner Sozialdemokraten, lässt gegenüber der «Südostschweiz» keinen Zweifel daran, wer die Pläne für Olympische Winterspiele 2022 in St. Moritz und Davos gebodigt hat.

Das Resultat war mit 52,7 Prozent Nein-Stimmen nicht ganz so deutlich, wie Pults Wortmeldung. Zustimmung fand das Projekt, das den Kanton 300 Millionen Franken gekostet hätte, im Engadin, in Davos und in Mittelbünden – also überall dort, wo Wettkämpfe hätten stattfinden sollen. Die Surselva, das Vorderprättigau und das Churer Rheintal sagten hingegen klar Nein. Die Stimmbeteiligung betrug 59,1 Prozent («suedostschweiz.ch» berichtete).

Ein «schwarzer Sonntag» ...

Katzenjammer herrscht bei den Promotoren und bei der Wirtschaft. So spricht Jürg Michel, Direktor des Bündner Gewerbeverbandes, von einem «schwarzen Sonntag». Und der Präsident der Bündner Sektion von Hotelleriesuisse, Aschi Wyrsch, zeigt sich enttäuscht über die «mangelnde Solidarität der Talschaften». Jon Domenic Parolini, Präsident der Interessengemeinschaft Tourismus Graubünden (ITG), fürchtet sich vor konkreten Nachteilen: Graubünden werde es in Bundesbern künftig noch schwieriger haben als heute. «Dass wir die Chance nicht genutzt haben, wird man uns sicher bei der Ausgestaltung des Finanzausgleichs vorwerfen.»

Für den Verein Olympische Winterspiele Graubünden mit Gian Gilli an der Spitze hat das Volk «das zurzeit einzige, zukunftsweisende Grossprojekt für Tourismus, Wirtschaft und Sport in Graubünden beendet.»

... aber kein Weltuntergang

Besonders bitter ist das Nein zu Olympischen Winterspielen für Regierungspräsident Hansjörg Trachsel. Der ehemalige Olympionike musste eine weitere emfindliche Niederlage als Politiker einstecken. Er meint aber unverdrossen: «Graubünden ist nicht am Ende.» Das findet auch SP-Nationalrätin und Wortführerin der Olympiagegner, Silva Semadeni: «Nun können wir unsere Stärken ohne Diktat von aussen weiterentwickeln.» Wie genau, das weiss Pult. «Die notwendige Erneuerung der Infrastruktur muss stattfinden.»

Dass Bundesbern Graubünden diesbezüglich nun vernachlässige, glaubt der SP-Präsident nicht. Und GLP-Nationalrat Josias Gasser fordert: «Jetzt müssen wir die Gedanken von Innovation, Vermächtnis und Nachhaltigkeit ohne Olympia angehen.» CVP-Nationalrat Martin Candinas relativiert Volkes Verdikt: «Deswegen geht die Welt nicht unter.» (bcm/dsi)

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