×

Bündner Fleischhändler im Visier der Behörden

Die vermuteten Falschdeklarationen beim Bündner Fleischhändler Carna Grischa haben die kantonalen Behörden in Trab versetzt. Die Firma in Landquart erhielt am Montag Besuch von Staatsanwaltschaft, Polizei und Lebensmittelkontrolle. Carna Grischa will nun die Vorwürfe von unabhängiger Seite klären lassen.

Südostschweiz
24.11.14 - 17:26 Uhr

Chur. – Die Staatsanwaltschaft ist durch eine vorletzte Woche anonym zugestellte Strafanzeige auf die Firma in Landquart aufmerksam geworden. Es wurden Ermittlungen aufgenommen. Untersucht wird, ob im Zusammenhang mit allfälligen Falschdeklarationen ein Straftatbestand oder mehrere vorliegen. Dies sagte Claudio Riedi, Sprecher der Bündner Staatsanwaltschaft, auf Anfrage.

Keine Falschdeklarationen aufgefallen

Tätig wurde die Staatsanwaltschaft, weil aufgrund der Strafanzeige ein gewisser Anfangsverdacht bestand, wie Riedi sagte. Die Staatsanwaltschaft führt die Ermittlungen in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei durch.

Involviert in die Untersuchungen ist auch das kantonale Amt für Lebensmittelkontrolle und Tiergesundheit. «Wir sind heute vor Ort», sagte Amtsleiter Rolf Hanimann auf Anfrage.

Falschdeklarationen waren den Lebensmittelkontrolleuren bisher keine aufgefallen bei der Firma in Landquart. Sein Amt führe Stichprobenkontrollen und keine Ermittlungen im strafrechtlichen Sinne durch, betonte Hanimann.

Untersuchung durch unabhängige Experten

Die Firma Carna Grischa selbst teilte am Montag mit, der Verwaltungsrat habe entschieden, unabhängige Experten mit einer Klärung der Vorfälle zu beauftragen. Die Öffentlichkeit soll später über das Resultat informiert werden. Weiter habe der Verwaltungsrat entscheiden, die Qualitätskontrolle zu verstärken, «um ähnliche Fälle mit Sicherheit ausschliessen zu können».

Der «SonntagBlick» hatte publik gemacht, dass der Bündner Fleischhändler Carna Grischa Fleischprodukte nicht richtig deklariert haben soll. Pferde- sei als Rindfleisch verkauft worden, ungarisches Poulet als schweizerisches oder Gefrier- als Frischfleisch. Zudem seien Verfallsdaten auf den Verpackungen verändert worden.

Fleischverband schiesst scharf

Die Firma räumte ein, dass ein Teil der Vorwürfe zutreffe. Die meisten Fehler lägen aber «fast ausschliesslich einige Jahre zurück». Die Fehlerquote liege bei zwei Promille. Täglich würden in Landquart im Schnitt 600 Rüstscheine und 350 Lieferscheine verarbeitet.

Mit scharfen Worten reagierte der Schweizer Fleisch-Fachverband (SFF) auf die Vorwürfe an die Landquarter Firma. Der Verband schrieb, er verurteile die der Carna Grischa «vorgeworfenen Falschdeklarationen unter dem Vorbehalt der Unschuldsvermutung aufs Schärfste». Zudem wehre er sich «gegen die möglicherweise aufkommenden Forderungen nach verschärften und vermehrten Kontrollen».

Die Carna Grischa AG wurde 1999 gegründet. Die Gesellschaft mit knapp 60 Angestellten ist Teil Carnaworld AG im zugerischen Rotkreuz. Die Firma in Landquart beliefert eigenen Angaben zufolge vor allem Hotels und Restaurants. (sda)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR