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Massaker an Juden in Kiew: Gedenkstätte veröffentlicht Täter-Namen

80 Jahre nach dem Massaker an Juden in Kiew hat die Babyn-Jar-Gedenkstätte eine erste Liste mit 159 Beteiligten an dem von Deutschen in der Ukraine verübten Verbrechen veröffentlicht.

Agentur
sda
06.10.21 - 10:09 Uhr
Politik
Menschen beten an einer Gedenkstätte für die Opfer des Massakers an jüdischen Bürgern in Babyn Jar (Altweiberschlucht). Die Babyn-Jar-Gedenkstätte hat 80 Jahre nach dem Massaker eine erste Liste mit 159 Beteiligten an dem von Deutschen in der Ukraine…
Menschen beten an einer Gedenkstätte für die Opfer des Massakers an jüdischen Bürgern in Babyn Jar (Altweiberschlucht). Die Babyn-Jar-Gedenkstätte hat 80 Jahre nach dem Massaker eine erste Liste mit 159 Beteiligten an dem von Deutschen in der Ukraine…
Keystone/AP/Efrem Lukatsky

«Einige waren Schützen, andere holten die Juden aus ihren Häusern, andere nahmen ihre Habseligkeiten und ihr Gepäck», sagte der Leiter des akademischen Beirats der Holocaust-Gedenkstätte, Patrick Desbois.

Die Täter seien aus ganz Deutschland und anderen von Hitler-Deutschland besetzten Ländern gekommen. Nur einige Offiziere wurden der Gedenkstätte zufolge nach Ende des Zweiten Weltkriegs verurteilt. «Die grosse Mehrzahl kehrte zu einem normalen Leben nach dem Krieg zurück», hiess es in der Mitteilung. Historiker vermuten, dass niemand der Beteiligten mehr am Leben ist.

Am 29. und 30. September 1941 erschossen deutsche Einsatzgruppen aus Wehrmacht, Polizisten und SS-Männern 33 771 jüdische Bewohner des besetzten Kiews. Bis zur Befreiung durch die Rote Armee im November 1943 wurden in Babyn Jar (Altweiberschlucht) rund 100 000 Menschen ermordet, darunter Kriegsgefangene, Partisanen, Roma und geistig Kranke. Die Schlucht gilt als das grösste Massengrab in Europa.

2016 war der Bau einer Holocaust-Gedenkstätte in Babyn Jar zur Erinnerung an die 2,5 Millionen ermordeten Juden in Osteuropa angekündigt worden. Wann die Arbeiten beginnen, ist unklar. In der Ukraine ist das Vorhaben umstritten. Nationalistische Kreise werfen dem Projekt vordergründig wegen russischer Geldgeber eine zu grosse Nähe zum Nachbarland vor. Sie befürchten, dass der Beteiligung von ukrainischen Helfern am Holocaust zu viel Raum gegeben werde.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier reist an diesem Mittwoch zur offiziellen Gedenkzeremonie zum 80. Jahrestag von Babyn Jar in die Ukraine. Dabei besucht er die Stadt Korjukiwka in der Nordukraine. Dort wurden bei der grössten und brutalsten «Strafaktion» des Zweiten Weltkrieges durch die Deutschen 1943 knapp 7000 Menschen ermordet.

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