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Taliban bekunden Interesse an guten Beziehungen zur Schweiz

Ein Anführer der militant-islamistischen Taliban hat in einem Interview Interesse an guten Beziehungen zur Schweiz bekundet. Man strebe wirtschaftliche und persönliche Beziehungen zur Weltgemeinschaft an, sagte der ranghohe Funktionär Abdul Qahar Balkhi.

Agentur
sda
29.08.21 - 03:16 Uhr
Politik
Der ranghohe Taliban-Funktionär Abdul Qahar Balkhi in einem TV-Interview mit dem Sender Al Jazeera vor einer Woche. (Archivbild)
Der ranghohe Taliban-Funktionär Abdul Qahar Balkhi in einem TV-Interview mit dem Sender Al Jazeera vor einer Woche. (Archivbild)
Al Jazeera/TV

«Wir fordern die Länder der Welt auf - einschliesslich der Schweiz -, das Selbstbestimmungsrecht des afghanischen Volkes anzuerkennen und gute diplomatische, wirtschaftliche sowie zwischenmenschliche Beziehungen zu Afghanistan zu pflegen», sagte Balkhi in einem schriftlich geführten Interview mit dem «SonntagsBlick». Der englisch-sprechende Balkhi ist Mitglied der Kulturkommission der Taliban und war bereits zuvor für propagandistische Botschaften vorgeschickt worden.

Die teils als Terrororganisation eingestuften Taliban hatten vor rund zwei Wochen nach einem Eroberungsfeldzug nach 20 Jahren wieder die Macht in Afghanistan übernommen. Seitdem brachten die USA und andere Länder wie auch die Schweiz ihre eigenen Staatsbürger, afghanische Helfer und andere Schutzbedürftige vor den Islamisten in Sicherheit und flogen sie aus. Eine neue Regierung für das Land wurde noch nicht verkündet.

Die Angst vor den Taliban sei unbegründet, sagte Balkhi im Interview. «Wir haben eine Generalamnestie für alle Oppositionellen angekündigt.» Glaubhafte Berichte von Medien und der Vereinten Nationen über zahlreiche willkürliche Hinrichtungen und Verfolgungen etwa von früheren Staatsbediensteten und Journalisten seit der Machtergreifung der Taliban dementierte Balkhi. «Wir garantieren für den Schutz des Lebens aller Leute.»

Versprechen für Frauen

Der Taliban-Funktionär erklärte, dass Frauen in dem Land weiterhin arbeiten und zur Schule gehen dürften. Frauen hätten ebenfalls das Recht auf Arbeit und Bildung, «sofern sie in angemessener islamischer Kleidung arbeiten». Alle Frauen, die sich zum Islam bekennen, seien verpflichtet, ihren Körper zu bedecken. Sei dies mit einer Burka, einem Hidschab, einem Nikab oder sonst einem Kleidungsstück.

Zunächst blieb aber unklar, ob Frauen unter der Taliban-Herrschaft weiter ihren Berufen nachgehen können. Konkrete Aussagen dazu machten die Taliban bisher nur in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Am Freitagabend twitterte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid dazu, dass der Arbeit von Frauen im öffentlichen Gesundheitssektor nichts im Wege stehe. Das Gesundheitsministerium weise alle Mitarbeiterinnen in Kabul und den Provinzen an, an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren.

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Die wichtigsten Fragen im Westen werden komischerweise ausblendet: Weiss man schon welches Geschlecht sich die als Männer gelesenen Taliban aussuchen, ob sie vegan leben, ob sie das Pariser Abkommen zur Klimarettung unterzeichnen, ob sie am Freitag Schulstreiks der Klimajugend unterstützen und ob sie vor dem Sport knien?

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